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Kreis Haßberge: DGB wählt 29-Jährige an die Spitze


Autor: Sabine Weinbeer

Zeil, Freitag, 21. Juni 2013

Anna Schlechter aus Oberaurach ist die neue Kreisvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Sie folgt Reiner Greich nach, der in Zeil nicht mehr kandidiert hatte.
Die 29-jährige Anna Schlechter ist die neue Kreisvorsitzende des DGB-Kreisverbandes Haßberge.  Foto: sw


Die 29-jährige Anna Schlechter ist neue Vorsitzende im neu konstituierten DGB-Kreisverband Haßberge. In der Delegiertenversammlung am Donnerstagabend in Zeil haben die Gewerkschafter die DGB-Strukturreform im Landkreis Haßberge umgesetzt. Demnach gibt es keine Regionsvorsitzenden mehr, sondern Kreisverbände mit Kreis-Vorständen und einen Regional-Geschäftsführer.

Mitglieder des Kreisvorstands

9000 Mitglieder hat der Deutsche Gewerkschaftsbund, DGB, im Landkreis Haßberge, die meisten über die Industriegewerkschaft (IG) Metall, aber auch Verdi, die IG BAU, IG BCE, NGG, EVG, GdP und GEW sind vertreten. Fast alle entsandten Delegierte nach Zeil, um den neuen Kreisvorstand zu installieren. Die Kreisvorstandsmitglieder sind schon vorher benannt worden. Es sind dies: Jürgen Hennemann, Ines Buschkamp, Günter Appelmann, Jochen Sidon, Thomas Dietzel und Thomas Mann. Für den Kreisvorsitz wurde Anna Schlechter vorgeschlagen und ohne Gegenstimme gewählt.
Die 29-jährige Kauffrau für Bürokommunikation stammt eigentlich aus Bad Kissingen und war dort zwölf Jahre in der IG Metall aktiv. Seit knapp zwei Jahren lebt sie in Oberaurach und engagiert sich hier weiter im DGB. Sie dankte ihrem Vorgänger Reiner Greich und versprach, sich mit voller Kraft auf allen Ebenen in die Arbeits- und Sozialpolitik einzubringen. "Die Themen gehen uns ja nicht aus", stellte sie fest und bat um Unterstützung. Der Dank der Delegierten galt Reiner Greich für seine Arbeit in den vergangenen Jahren.
Er konnte in seinem Rückblick eine stolze Liste von Veranstaltungen aufzeigen, die von Informationsrunden bis zu Demonstrationen reichte. Er freute sich über den Generationswechsel und versicherte, die neue Kreisvorsitzende des DGB gerne zu unterstützen.
Der bisherige Regionsvorsitzende Frank Firsching hielt die programmatische Rede des Abends. Mit Blick auf die anstehenden Wahlen stellte er fest, dass es nicht Aufgabe der Gewerkschaften sei, eine Wahlempfehlung für eine Partei oder Gruppe abzugeben. Vielmehr werde der DGB seine Positionen klar formulieren und die Parteien auf ihre Haltung in Sachen Arbeits- und Sozialpolitik prüfen. So hätten die Wähler die Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu machen.
Dazu trägt beispielsweise die Veranstaltung "Der heiße Stuhl" bei, die am Mittwoch, 24. Juli, im Gasthaus "Zur Eisenbahn" in Zeil stattfinden wird. Ab 18 Uhr werden sich alle Landtagskandidaten des Stimmkreises Haßberge/Rhön-Grabfeld den Fragen stellen.
Firsching stellte fest, dass nur bei den Arbeitnehmern in den letzten Jahren die Löhne stiegen, die tarifvertraglichen Schutz genießen. Gleichzeitig sei der Niedriglohnsektor massiv gewachsen. Die Gewerkschaften sähen sich als Gewissen der Gesellschaft, denn "der Markt hat kein Gewissen", sagte er. Damit das Lohndumping gebremst wird, fordere der DGB einen Mindestlohn von gleich 8,50 Euro und später von zehn Euro. Ob Leiharbeit, Werkvertrag oder Frauen: Für alle müsse das Prinzip "gleiches Geld für gleiche Arbeit" gelten.

Gegen die Renditegier

Um der Renditegier Grenzen zu setzen, fehle oft das rechtliche Handwerkszeug. Deshalb setze sich der DGB für mehr Mitbestimmung in den Unternehmen ein. So müsse der Betriebsrat auch bei Verlagerungen mitreden dürfen, nicht nur bei deren Umsetzung.
Ein wichtiges Thema sei auch die Rente, die den Lebensstandard sichert. Es gehe nicht an, dass ein Arbeitnehmer des Geburtsjahrgangs 1964 in 35 Jahren mit einem Durchschnittsverdienst von 2500 Euro monatlich gerade mal Rente auf Grundsicherungsniveau erarbeitet. Die Rente mit 67 sei ein reines Rentenkürzungsprogramm. Firsching zeigte auf, dass aktuell nur zehn Prozent der 64-Jährigen noch berufstätig sind. Der DGB stehe für einen flexiblen Renteneinstieg ab 60, Rente ab 65 und eine Erwerbstätigen-Versicherung, in die auch Beamte und Freiberufler einzahlen.