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Kreis Haßberge: Der "Tag des offenen Friedhofs" fällt aus


Autor: Sabine Meißner

Neubrunn, Montag, 24. August 2020

Die Neubrunner hatten sich intensiv auf den "Tag des offenen Friedhofs" vorbereitet, doch dieser muss wegen des Coronavirus ausfallen. Die Möglichkeit, sich über das Bestattungswesen zu informieren, gibt es trotzdem.
Der Kirchhof an der Ritterkapelle in Haßfurt ist ein Beispiel für traditionsreiche Friedhofskultur. Fotos: Sabine Meissner


Für den 20. September hatten die Verantwortlichen des Kreisverbandes für Gartenbau und Landschaftspflege Haßberge den Tag des offenen Friedhofs geplant. "Die Veranstaltung entfällt!" ist nun auf der Webseite des Verbandes zu lesen.

Das Vorhaben sei an den Regelungen im Rahmen der Corona-Pandemie gescheitert, ist von Kreisfachberater Guntram Ulsamer zu erfahren. In der Planung vorab war die Veranstaltung darauf ausgerichtet, möglichst viele Besucher anzulocken und sie über das Thema Friedhofskultur zu informieren. Unterschiedliche Gewerke, wie Friedhofsgärtnerei, Grabmal- und Steinmetzbetrieb sowie der Bestatterverband, die Friedhofsverwaltung und Seelsorger hätten sich mit ihren Beiträgen eingebracht.

Die Absetzung der Veranstaltung bedeutet nicht, dass die Friedhöfe im Kreis an diesem Tag nicht geöffnet wären. Wer sich über den Zustand und die Atmosphäre auf dem Friedhof im Wohnort oder anderenorts informieren möchte, kann das am dritten Sonntag im September ebenso tun wie an jedem anderen Tag.

Gestaltung mit regionalem Bezug

Besonders intensiv vorbereitet hatte sich die Gemeinde Neubrunn mit vielen ehrenamtlich Beteiligten. Das Motto "Friedhofskultur - ein Spiegelbild unserer Gesellschaft" wollten sie in Zusammenarbeit mit Kirchlauter und unter der Regie der Fachberater Ulsamer und Johannes Bayer auf ihrem Begräbnisplatz darstellen. Lebendig und mit regionalem Bezug sollte der Tag gestaltet werden, um zu zeigen: Ein Friedhof ist in erster Linie für die Lebenden da.

Ulsamer bedauert die Absage der Veranstaltung ebenso wie Bürgermeister Karl Heinz Kandler. "Gerade der Glaube ist in der Region der Heiligen Länder tief verwurzelt", sagt Ulsamer. Er weist auf die Vielzahl von Feldkreuzen und Marterln hin. Es sind mehr als 60 Kreuze und Bildstöcke, die in ihrer Mannigfaltigkeit beeindrucken. Die Bestattungskultur habe gerade hier einen besonders hohen Stellenwert, meint er. Nachdem die Sanierung der Wegeflächen des Friedhofs Kirchlauter abgeschlossen ist, war es laut Ulsamer für Bürgermeister Kandler ein besonderes Anliegen, zum Thema "offener Friedhof" eine Meldung abzugeben.

Seit einigen Jahren stehen in Neubrunn und Kirchlauter neu angelegte Flächen für Urnenbestattungen zur Verfügung. Die Bauhofarbeiter setzten einheimische Bäumchen und Gehölze und verliehen der Anlage einen würdigen Rahmen. Dennoch entscheiden sich laut Ulsamer mehr Familien für eine traditionelle Erdbestattung: "Urnenbegräbnisse sind nach wie vor seltener."

Kunst spielt eine wichtige Rolle

Zuletzt fand der "Tag des offenen Friedhofs" 2017 unter dem Motto "Raum für Erinnerung" in Sand statt. Dabei spielte neben der Bepflanzung auch Kunst auf dem Friedhof eine Rolle, und handwerklich geschaffene Grabdenkmäler standen im Blickpunkt. Einige Gärtner der Region hatten Mustergräber zur Besichtigung angelegt. Darüber hinaus waren in einer Ausstellung moderne Grabmale und sakrale Kunstobjekte zu betrachten, die Steinmetzbetriebe des Kreises zur Verfügung gestellt hatten.

Neuer Anlauf im nächsten Jahr

Zudem bestand die Möglichkeit, sich bei einem ortsansässigen Bestattungsinstitut über den Ablauf einer Trauerfeier und alle damit im Zusammenhang stehenden Fragen zu informieren. Die Absage des Tags der offenen Gärten 2020 wird sicher nicht das Ende dieser Veranstaltung sein.

Wenn die Bestimmungen es zulassen, wird wohl 2021 das Vorhaben erneut in Angriff genommen werden. Bis dahin können Interessierte sich auf jedem Friedhof im Landkreis umsehen und unter Wahrung von Respekt und Pietät Historisches, aber auch Neues der Bestattungskultur erkunden.

Auf vielen Friedhöfen im Kreis sind Grabmale mit Lebensdaten zu finden, die teilweise bis ins 19 Jahrhundert zurückreichen. Sie machen die Begräbnisplätze zu wichtigen Kulturstätten. Als Orte der Ruhe und Besinnung sind sie zugleich Begegnungsstätten für Trauernde und für geschichtlich Interessierte. Jeder Friedhof ist ein Teil des kulturhistorischen Erbes, ein Spiegel des Lebens vor Ort.

Die Kreisfachberatung unterstützt Gemeinden und Gartenbauvereine bei der Planung und Umsetzung von Gestaltungsmaßnahmen ihrer Friedhöfe. Dazu liegt in der Geschäftsstelle des Kreisverbandes in Haßfurt, Uchenhofener Straße 17, eine Informationsbroschüre mit dem Titel "Erinnerung über den Tod hinaus" aus.