Korbmacher als Berufswunsch: Die Absolventen der Wallburg Realschule in Eltmann beginnen einen neuen Lebensabschnitt.
Autor: Günther Geiling
Eltmann, Sonntag, 26. Juli 2020
Die Eltmanner Realschule entließ ihre Absolventen. Unter ihnen streben viele eine handwerkliche Laufbahn an – in einem Fall sogar in einem außergewöhnlichen Beruf. Bei den Jahresbesten herrscht indes akute Verwechslungsgefahr.
Zunehmend mehr Absolventen der Eltmanner Realschule entscheiden sich für Handwerksberufe. Die Lehre von Valentin Rippstein aus Sand, die er nach seinem Abschluss in Eltmann beginnt, sticht dabei besonders heraus. Er entschied sich für den ungewöhnlichen Ausbildungsberuf des "Korbflechtgestalters". Für ihn ist damit die Schulzeit nicht zu Ende, denn er wechselt in Vollzeitunterricht auf die Staatliche Berufsfachschule für Korbflechtgestaltung in Lichtenfels. Sie ist die einzige Fachschule dieser Art in Deutschland.
Wie der Vater so der Sohn
Das alte Korbmacherhandwerk wurde ihm bereits in die Wiege gelegt – der Vater hat sie sprichwörtlich selbst geflochten. Dies bestätigt auch Mama Katja mit ihren Worten "schon mit den Windeln in der Hose und erst recht im Alter von zwei bis drei Jahren kam der Kleine immer wieder an den Arbeitsplatz seines Vaters, schaute ihm zu und wollte natürlich auch mit den Weiden flechten." Vater Rippstein ist nämlich der einzige noch aktive hauptamtliche Korbmachermeister aus der Korbmachergemeinde Sand.
Die Entscheidung des Sohnes, die Familientradition im elterlichen Betrieb fortsetzen zu wollen, erfüllt beide Eltern mit Stolz. "Wir zwingen ihm keinesfalls etwas auf, denn er soll ein selbstbestimmtes Leben führen. Aber wir freuen uns riesig über die Entscheidung unseres Sohnes und wenn dieses Handwerk in unserer Familie fortgeführt wird."
Dem 16-jährigen spürt man die Begeisterung beim Gang durch die Werkstatt direkt an und er erinnert sich gerne an seine Kindheit. "Ich bin schon immer gerne in der Werkstatt gewesen und mit fünf bis sechs Jahren habe ich schon die ersten Dinge und kleinen Körbe geflochten und die dann auch an Gäste verkauft. Das hat mir riesigen Spaß gemacht, wenn ich damit Erfolg hatte."
Er hat sich die Berufswahl anscheinend gut überlegt und dabei mit einem Praktikum auch einmal in die Metallindustrie hineingeschnuppert. "Meist muss man hier jeden Tag das Gleiche tun und es war längst nicht so abwechslungsreich wie in der Werkstatt zu Hause." Natürlich hat es auch dort ein Praktikum gemacht. Das hat seine Berufswahl anscheinend gefestigt. "Es ist einfach die Vielfalt, die in diesem Beruf liegt und dass man ganz unterschiedliche Sachen machen kann. Beim Korbflechten schaffst du ein eigenes Stück und hast am Schluss ein Ergebnis, bei dem du alles zu 100 Prozent selbst gemacht hast. Das ist eine schöne Befriedigung. Keine Maschine hat bisher einen solchen Korb gemacht."
Absolventenfeier in Eltmann
Gemeinsam mit 83 anderen Absolventen hatte der angehenden Korbflechter kürzlich seine Abschlussfeier. Die war nicht nur wegen der Corona-Auflagen ungewöhnlich: Es gab gleich zwei Schulbeste – und die sahen sich zum verwechseln ähnlich. Die Vieretherinnen Franziska und Katharina Hohner hatten beide einen Notendurchschnitt von 1,33. Die eineiigen Zwillingen erreichten zudem im Fach Mathematik die Bestnote.