Kooperation zwischen Meister- und Mittelschule Ebern beendet
Autor: Eckehard Kiesewetter
Ebern, Dienstag, 02. Juli 2013
Nach fünf Jahren müssen Schreinermeister- und Mittelschule Ebern ihre Zusammenarbeit beenden. Diesen Schritt bedauern alle Beteiligten. Beide Seiten haben von den Werk-Stunden profitiert.
"Oh ja, da haben wir echt eine Menge gelernt", nickt Tamara Kuczera begeistert, "und Spaß gemacht hat es auch." "Die haben alles gut erklärt, wie man mit den Maschinen umgeht und wie man lackiert und alles", pflichtet Keana Wongsa ihrer Klassenkameradin bei.
"Die", das sind die Schüler des zweiten Kursjahrgangs der Meisterschule Ebern, welche mit den Mittelschülern gemeinsam in einem Praxis-Projekt Werkstücke kreiert haben. Zunächst im ersten Halbjahr ein kleines Stück für den Eigenbedarf der Mittelschüler, zuletzt im zweiten Halbjahr als großes Gemeinschafts-Projekt, das der Schule zugute kommen wird, Stellwände für die Schulaula.
In ähnlicher Weise waren in den vergangenen Jahren bereits Bänke und Buchstützen oder Spieltische entstanden, die in der Schule bis heute gute Dienste leisten, berichtet Manfred Michel, Werklehrer an der Mittelschule, der das Projekt seit Jahren begleitet.
Meisterschule muss passen
Arnold spricht von einer "echten Win-Win-Situation". Beide Schulen hätten von der Kooperation über fünf Jahre hinweg profitiert. Für ihn überwiege die Freude und die Dankbarkeit, betont er, und vermerkt doch "mit einem weinenden Auge", dass diese Kooperation nun ein Ende haben soll. Ein neuer Stundenschlüssel an der Meisterschule lässt, wie deren Leiter Oliver Dünisch zur Kenntnis gab, eine Fortsetzung nicht zu. Zuletzt waren, über jeweils 20 Wochen hinweg, je zwei Wochenstunden im Bereich Arbeitspädagogik für die Kooperation angesetzt gewesen. "Ein freiwilliges Angebot", sagt er. Um die Pflichtstunden zu erfüllen, müsse man das Projekt nun aber leider aussetzen, erklärte er. Doch dies könne sich wieder ändern, macht er Hoffnung auf eine spätere Fortsetzung dieser "harmonischen und Gewinn bringenden Zusammenarbeit, für die an seiner Schule Hella Kondler verantwortlich ist.
"Super-Erfahrung"
Von einer "Super-Erfahrung," redet Christoph Weiß als Sprecher des Meisterkurses: "Das waren anstrengende aber super Tage mit den Kindern." Die Schraubenkoffer seien halt öfter runtergefallen als sonst, frotzeln seine Kollegen, die zur Übergabe der Trennwände allesamt in Meisterschul-Unifom-Poloshirts angetreten sind.
Sieben Stellwände aus Multiplex-Sperrholzplatten, jeweils etwa zwei Meter hoch und fünf Meter breit, haben sie gemeinsam mit den Schülern gefertigt. Die Wände können im Stecksystem verbunden werden, und die Platten sind entweder als Pinnwand gestaltet oder aber als Steckwand mit bunten Gestaltungselementen oder Buchstaben für den jeweiligen Anlass anzupassen.
Für große Ereignisse sei die geräumige Schulaula hervorragend geeignet, erklärt Philipp Arnold, doch wenn eine Veranstaltung in gemütlich-beschaulicherem Rahmen stattfinden soll, seien die Raumteiler eine tolle Bereicherung. So werde die Fläche entzerrt.Der Schulleiter lobt die " sehr ansprechende Optik". Den Meisterschülern sagt er: "Das haben sie mit den Schülern zusammen toll gelöst."
Der Kurs war entscheidend
"Toll " - die Vokabeln gleichen sich - haben auch die Achtklässler den Werkunterricht mit den Fachleuten von der Schreinermeisterschule gefunden. Tamara ist damals sogar eigens deswegen in die Klasse 8b gegangen, berichtet sie, denn vorher hatte sie noch geschwankt, ob sie nicht lieber den sozialen Zweig wählen sollte: "Der Schreinerkurs hat den Ausschlag gegeben."
Die Schülerinnen finden's schade für künftige Jahrgänge, dass es das Angebot jetzt nicht mehr gibt. Auf die Trennwände, die sie ihrer Schule später mal hinterlassen werden, sind die Mädels genauso stolz, wie auf ihr selbst geschreinerte Schmuckkästchen. Keanas beispielsweise ist ein blaues Doppelkästchen mit Boden. "Ziemlich aufwendig", sagt sie. Und sie hat sogar Batman darauf verewigt. Die Mittelschülerin hat das kleine Kunstwerk ihrer Mutter geschenkt.
Auch der Schlüsselkasten, für den sich Hannah Neubauer entschieden hat, ist zu einem Geschenk für deren Mama geworden. "Das war ganz schön eng mit der Zeit im ersten Halbjahr", erinnern sich die Mädels. Zügiger ging da schon die Arbeit an den Stellwänden von der Hand. Die "Azubis" haben eben einiges gelernt inzwischen.
Ob sie Lust hätten, Schreiner zu werden? Na ja, antworten die Mädchen offen: Die Schreinerleute hätten ihnen da am Anfang eine Formel mit den ganzen Maßen gegeben. Damit konnte keiner was anfangen.
Das Künstlerisch-Kreative, da sind sich Keana, Hannah und Tamara einig, das hätten sie alle drauf. So wollen sie auch daheim gerne mal wieder was selber Schreinern. Aber für den Beruf? Wenn da nicht so viel Rechnen nötig wäre: "Fantasie haben wir schon, aber in Mathe sind wir halt alle schlecht", sagt Keana.
Die Kooperation zwischen Haupt- und Mittelschule Ebern lief fünf Jahre lang. Das richtungweisende Konzept war 2009 sogar mit dem "Ausbildungs-Ass des Bundeswirtschaftsministeriums" ausgezeichnet worden. "Ein toller Erfolg", findet Schulleiter Philipp Arnold, habe man doch in einer Reihe mit Firmen wie Siemens oder VW gestanden.
Praxisnah und effektiv
Beide Schulen hatten 2008 gemeinsam das Konzept zur Verbesserung der Ausbildungsreife von Schülern und künftigen Ausbildern entwickelt und damit ein spezielles Praxisangebot für die Lehre gezimmert, das auch andernorts Nachahmung fand. Die räumliche Nähe beider Schulen bot ideale Voraussetzungen.
Achtklässler wurden an das Handwerk herangeführt, während angehende Schreinermeister im Bereich des Fachunterrichts "Berufs- und Arbeitspädagogik" ihre Aufgabe als Ausbilder und ihre Fähigkeiten als Lehrmeister üben konnten. So wurde Schülern schon vor der Lehre Praxiserfahrung vermittelt. Durch die gemeinsame, auf etliche Wochen ausgerichtete Arbeit an einem selbst konzipierten Objekt übten beide Seiten den richtigen Umgang mit Ausbildern, respektive mit Azubis. Ein- oder zweiwöchige Praktika, wie sie sonst im Schulbetrieb üblich sind, könnten diese Intensität nie erreichen. Gerade Mädchen bot das Projekt eine Chance, Begabungen im handwerklichen Bereich zu entdecken und womöglich Impulse für die Berufswahl zu sammeln.
Am Ende profitierten die Meisterschüler, die künftigen Azubis, aber auch die Unternehmen in der Region, da die Schüler ihre Lehre besser vorbereitet antreten konnten.