Kommunen im Kreis Haßberge stöhnen in der Corona-Krise
Autor: Eckehard Kiesewetter
LKR Haßberge, Freitag, 24. April 2020
Steuerausfälle und zusätzliche Kosten durch die Corona-Pandemie setzen den Gemeinden im Landkreis Haßberge arg zu. Die Städte erwarten Einbußen in Millionenhöhe. Der Ruf nach Hilfen vom Staat wird immer lauter.
Die Kämmerer mögen noch so sehr schnauben - unter der Mundschutz-Maske sieht man's nicht. Die Falten auf der Stirn dafür umso mehr. In den Gemeindeverwaltungen herrscht Krisenstimmung. Dieses vermaledeite Corona-Virus bringt die Gemeinden an die Grenzen der finanziellen Belastbarkeit. Betriebe stehen still oder haben Kurzarbeit angemeldet, was zu drastischen Steuerausfällen führt. Dazu kommen Kurzarbeit, Sonderausgaben für das Krisenmanagement und steigende Sozialausgaben. Zahlungen wie die Kreisumlage oder für die kommunale Infrastruktur müssen dennoch erfolgen; laufende Investitionen können in der Regel nicht einfach storniert werden. Zudem hat der Staat einige Regelungen getroffen, die Wirtschaft und Gesellschaft stützen, aber zulasten der Kommunen gehen.
Dramatische Einbu0ßen
Der Stadtrat Zeil hat gerade einen 15,9 Millionen Euro-Etat beschlossen, der ohne Kreditaufnahmen auskommt, aber laut Kämmerer Markus Derlet wegen Steuerausfällen wahrscheinlich nicht zu halten sein wird. Auch Königsbergs Bürgermeister Claus Bittenbrünn schloss bei der Etatberatung die Notwendigkeit eines Nachtragshaushalts nicht aus. Andere Kommunen haben noch keinen Haushaltsplan beschlossen.
Von Gewerbesteuer-Mindereinnahmen "in der Größenordnung von einer Million Euro" geht Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst aus. Das wäre eine Reduzierung von 50 Prozent für seine Stadt. Die Einbußen bei der Einkommenssteuer durch Kurzarbeit sind dabei noch nicht berücksichtigt. Ohne Ausgleich durch den Freistaat, so Borst, könnten nur noch bereits laufende Verfahren abgewickelt werden; ein strikter Sparkurs müsse eingeschlagen werden.
Auf Null herabgesetzt
Haßfurts Bürgermeister Günther Werner verweist darauf, dass alles zum jetzigen Zeitpunkt noch mit vielen Unsicherheitsfaktoren belastet sei. Er und Kämmerer Wolfgang Hömer rechnen für die Kreisstadt mit einem Einnahmeausfall "im deutlich siebenstelligen Bereich". Einerseits, so der Bürgermeister der Kreisstadt, "treffen vom Finanzamt täglich zahlreiche Gewerbesteuer-Messbetragsbescheide ein, in denen die Vorauszahlungen für 2020 und gegebenenfalls auch für die Folgejahre auf Null herabgesetzt werden. Andererseits beantragen viele Betriebe auch die Stundung der fälligen Abschlusszahlungen für 2018."
Bei den Beteiligungsbeträgen an Einkommen- und Umsatzsteuer sei das erste Quartal noch völlig normal gelaufen. Ab dem zweiten Quartal rechnet Werner mit "massiven Einbrüchen, welche deutlich über die der Finanzkrise 2008 hinausgehen". Dazu kämen Einnahmeausfälle aus weiteren Bereichen (Mieten, Pachten, Gebühren, Veranstaltungen).
Richtig zappenduster sieht es in Ebern aus, wo das Gewerbesteueraufkommen bereits im letzten Jahr drastisch abgesackt war. Damals kaum vorstellbar: Bei weiterhin ausbleibenden Schlüsselzuweisungen geht es nochmals abwärts. Fast 1,5 Millionen Euro weniger an Steuereinnahmen als prognostiziert erwartet die Stadt nach aktuellen Schätzungen noch.
Ruf nach Rettungsschirm
"Wir haben nichts,", sagt Bürgermeister Jürgen Hennemann und fordert einen staatlichen Rettungsschirm für Kommunen. "Wir können nicht mal unsere Beschäftigten und Einrichtungen bezahlen aus den Einnahmen, die noch bei uns eingehen, dafür brauchen wir schon Kredite".