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Königsberger Pfingstfest: Frauen reißen einander Haare aus


Autor: Katja Müller

Königsberg in Bayern, Mittwoch, 19. Juni 2013

Vier Frauen gerieten beim Königsberger Pfingstfest dermaßen aneinander, dass sich Mutter und Tochter wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten mussten. Das Verfahren wurde gegen eine Geldauflage eingestellt.


Das Büschel ausgerissener Haare hat sie sich aufgehoben. Zitternd zieht die 46-Jährige Angeklagte die Haarsträhnen aus einer Mappe. Dann bricht sie in Tränen aus.

Richter Roland Wiltschka verhandelt an diesem Tag eine Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Amtsgericht Haßfurt. Neben der 46-jährigen Mutter sitzt auch deren 26-jährige Tochter auf der Anklagebank. Gemeinsam sollen sie am 28. Mai 2012 gegen 20 Uhr eine schwangere 29-Jährige und deren 64-jährige Mutter geschlagen, gebissen und getreten haben. Das Verfahren wurde schließlich gegen eine Arbeitsauflage vorläufig eingestellt.

Die Aussagen der beiden Mutter-Tochter-Duos hätten unterschiedlicher nicht sein können. Sicher ist nur, dass sich die Töchter am Königsberger Pfingstfest in die Haare gerieten und die Mütter schlichten wollten.


Bei der Rauferei wurde dann auch die 46-Jährige handgreiflich und soll die Schwangere in den Bauch getreten haben. Deren Mutter kam mit Kratzern im Gesicht davon.

Heißer Streit um Backofen

Der Anlass des Streits? Vermutlich ein ungeputzter Backofen, den die eine der anderen Tochter geliehen hatte. Die waren bis dahin übrigens eng befreundet. Die 26-Jährige ist sogar die Taufpatin eines der Kinder der 29-Jährigen.

Vor Gericht erklärte die angeklagte 46-Jährige unter Tränen und stark zitternd, dass sie sich seit dem Vorfall in psychologischer Behandlung befinde. Sie könne mit der Gewalt, die sie vor einem Jahr erfahren habe, nicht umgehen.

Sie erzählte, an dem Abend von lauten Schreien aufgeschreckt worden zu sein. Als sie nach dem Rechten sah, fand sie ihre Tochter, an der das andere Mutter-Tochter-Duo an beiden Seiten zog. Die 46-Jährige ging dazwischen und versuchte, ihre Tochter zu befreien.

Da habe ihr die 29-Jährige in die Haare gegriffen und nicht mehr losgelassen. "Es ging alles ganz schnell und plötzlich hatte jemand meine Haare", erzählte die 46-Jährige schluchzend. Ihre Tochter erklärte später, die 29-jährige Geschädigte nur deshalb in die Hand gebissen zu haben, um den Griff in die Haare der Mutter zu lockern.
Die 29-Jährige wiederum, die damals schwanger war, glaubt, durch Tritte in den Bauch ihr Kind verloren zu haben. Sie erklärte glaubhaft, dass sich durch die Tritte ein Hämatom an der Fruchtblase gebildet hätte, das schließlich geplatzt sei. Ein kausaler Zusammenhang konnte von einem Gutachter der Rechtsmedizin in Erlangen aber nicht bestätigt werden.


Baby verloren

Das Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung kam nur ins Rollen, weil der Vorfall in einer anderen Verhandlung gegen die 46-jährige Angeklagte (das gegen eine Geldstrafe eingestellt wurde) zur Sprache kam. Warum sie denn keine Anzeige erstattet hätte, wollte der Richter von der 29-Jährigen wissen."Ich empfinde eigentlich nur Mitleid und das, was ich verloren habe, kann mir keiner mehr geben", entgegnete die Zeugin ruhig.

Ihr Lebensgefährte hatte die Auseinandersetzung im Mai 2012 durch lautes Schreien beendet. Der Bruder der 29-Jährigen war damals noch der Lebensgefährte der angeklagten Tochter. Beide haben ein gemeinsames Kind.
"Das ist oft so bei Familienstreitigkeiten. Keiner weiß, warum es dazu kam", seufzte Richter Roland Wiltschka schließlich und stellte das Verfahren vorläufig ein. Wenn Mutter und Tochter bis Oktober 120 beziehungsweise 60 Stunden gemeinnützige Arbeit abgeleistet haben, wird die Einstellung rechtskräftig.