Königsberger Alleestraße ist ein Gefahrenpunkt
Autor: Brigitte Krause
Königsberg in Bayern, Donnerstag, 12. Sept. 2013
In Königsberg ärgern sich viele Bürger über einen Übergang zwischen Siedlung und Altstadt, an dem vor allem Kinder und Senioren nur schlecht die Fahrbahn überqueren können. Tempo 30, Umbau, Ampel - alles wäre besser, als die Sache so zu lassen, wie sie momentan ist.
Die Alleestraße in Königsberg trennt Welten. Diesseits die Altstadt, jenseits das Siedlungsgebiet Richtung Hohe Wart. Dazwischen brandet der Verkehr. Und so ist aus der Perspektive der Kleinsten diese Straße ein weites Meer, eine tiefe Schlucht, auf jeden Fall ein anstrengendes Abenteuer, auf das sie ihre Eltern und auch die Verantwortlichen der Schule so gut wie möglich vorbereiten.
Vor allem der Übergang vom Scheubenweg zur Regiomontanus-Schule ist ein Brennpunkt, der nicht nur den Eltern ein Dorn im Auge ist. Schon vor Jahren gab es eine Unterschriftenaktion, und erneut wurden diesmal immerhin 400 Unterschriften gesammelt von Menschen, die finden, dass dieser Übergang verbessert werden muss.
Geballter Publikumsverkehr
Und wenn nur einmal die hohe Bordsteinkante abgesenkt würde, fordert beispielsweise die junge Mutter Silke Beck (35). Beim Ortstermin kann sie sich richtig in Rage reden; viele Eltern und auch Senioren sehen das sicher ebenso wie sie, denn hier an dieser Stelle der Stadt ballen sich die öffentlichen Einrichtungen, die Publikumsverkehr haben: der Kindergarten, die Schule, Turnhalle, Volksbildungswerk, Schwimmbad.
Silke Beck schildert einen Fall exemplarisch. Wenn ihre Lia mit dem Laufrad mit ihr die Straße überquert, gibt es immer einen bangen Moment. Den, an dem das Vorderrad des Laufrädchens an dem hohen Bordstein anblockt, während Mama und Kind noch auf der Straße stehen. Im dümmsten Fall kommt, bis Lia das Rädchen endlich hochgezogen hat, dann genau ein Auto aus Richtung Altershausen angerauscht...
Barrierefrei ist anders
Das nervt nicht nur Silke Beck, sondern, wie sie als Bewohnerin des Scheubenwegs schon oft beobachtet hat, auch viele Rollatorenfahrer. Es ist eine völlig unnötige Barriere, die den Weg über die Staatsstraße 2278 in Königsberg zur Tortur machen kann. "Es kann doch nicht sein, dass man so eine banale Maßnahme wie das Absenken des Bordsteins hier nicht hinbekommt", unterstreicht Silke Beck. So mancher meidet inzwischen den Übergang, weiß sie. Ihn macht eine hohe Hecke außerdem unübersichtlich.
Die Hecke wiederum, klärt Rektorin Gisela Schott von der Grundschule bei dem Ortstermin auf, brauche die Schule, "sonst wird der Pausenhof unbenutzbar". Denn die Kinder spielen in der Pause Ball, und in ungezählten Fällen landet der in der Hecke, nicht auf der Straße.
Hecke weg, geht also gar nicht. Für Schulleiterin Schott ist der Übergang ganz klar "ein sehr gefährlicher Übergang", und sie ist froh um jedes Elternteil, das sich freiwillig als Schulweghelfer zur Verfügung stellt. Die Verantwortlichen an der Regiomontanus-Grundschule versuchen überdies natürlich mit Verkehrserziehung, die Kinder zu "briefen", doch, sagt die Mutter von drei Kindern, Melanie Ullrich: "Die Kleinen haben so viele Eindrücke zu verarbeiten, wenn sie aus der Schule kommen." Da könne Fehlverhalten natürlich entstehen. Von der Schulseite her sei die Straße sehr unübersichtlich, und ortsfremde Autofahrer führen sehr schnell, weiß Melanie Ullrich aus Erfahrung. Da sind schon Erwachsene überfordert.
Problem für Kinder und Ältere
Inzwischen hat Gisela Schott mit Claudia Pasler, der Initiatorin für die Unterschriftensammlung, nachgerechnet: 20 Kinder sind es auf jeden Fall, die täglich zwei Mal die Straße überqueren. Hinzu kommen viele alte Menschen aus der Siedlung mit ihren über 400 Haushalten.
Königsbergs Bürgermeister Erich Stubenrauch (FW) hat inzwischen die Unterschriftenliste an das Staatliche Bauamt in Schweinfurt übergeben. Es ist zuständig für die Staatsstraße, und Stubenrauch weiß als Fachmann: "Da hängt viel mehr dran, als viele denken."
Er hatte eigentlich vor, den Weg für das Bauamt zu ebnen mit einer Bestandsvermessung des ganzen Bereichs. 100 Meter nach oben und 100 Meter nach unten, alles gehöre einmal richtig überplant und grundlegend neu gestaltet, ist der Bürgermeister überzeugt. Doch ist ihm die Finanzmisere in die Quere gekommen. Die Stadt bekam ihren Haushalt nicht genehmigt, sie hat kein Geld, es bleiben ganz andere Dinge auf der Strecke.
So werden die Königsberger hier erst einmal weiter Geduld brauchen. Umbau, Tempo-30-Zone, Ampel? Wahrscheinlich werden die in der letzten Woche erst neu einbetonierten Pfosten noch ein paar Mal umgefahren werden müssen, bis etwas geschieht, sagt Silke Beck. Gisela Schott zumindest ist froh, dass die Schulweghelfer wenigstens in der ersten neuen Schulwoche bei der Stange bleiben.