König Kalle Wirsch in Haßfurt
Autor: Ulrike Langer
Haßfurt, Sonntag, 22. November 2015
Es geht um Neid und Verrat und um Liebe und Freundschaft in dem Märchen "Kleiner Königs Kalle Wirsch". Die Schauspieler der Theaterwerkstatt Haßfurt haben die Geschichte eindrucksvoll auf die Bühne gebracht.
Das Stück "Kleiner König Kalle Wirsch", das die Theaterwerkstatt Haßfurt in der Vorweihnachtszeit für Kinder auf die Bühne im Gewölbekeller der Stadthalle Haßfurt bringt, ist ein fantastisches und faszinierendes Schauspiel zugleich: fantastisch, weil es in einer zauberhaften Fantasiewelt spielt, und faszinierend, weil die Schauspieler das Märchen von Gut und Böse, von Hinterlist und Ehrlichkeit, Verrat und Freundschaft so herrlich umsetzen. Kein Wunder, dass das Premierenpublikum begeistert war.
Schon wenige Minuten nach Beginn der ersten Aufführung kamen einem kleinen Jungen die Worte "Theater ist spannend" ehrfürchtig über die Lippen. Damit hat er in nur drei Worten ausgedrückt, was die Schauspieler Olga Seehafer, Anna Poetter, Elena Weber und Martin Habermeyer unter der Regie von Nina Lorenz erreichen wollten und was ihnen auch hervorragend gelang: ihr Publikum zu fesseln.
Erzählung nach einem Bestseller
Der Bestseller "Kleiner König Kalle Wirsch" von Tilde Michels hat eine die Fantasie anregende Handlung, die Christian Gundlach ganz wunderbar mit witzigen Dialogen und großer Dramaturgie für die Bühne aufbereitet hat: Kalle Wirsch lebt tief unter der Erde und ist König der Erdmännchen, der Wirsche, Wolde, Gilche, Trumpe und Murke. Doch er wird von dem feigen, hinterhältigen Zoppo Trump zum Kampf in der Wiwogitrumu-Burg herausgefordert. Wer siegt, wird König; doch wer nicht rechtzeitig zum Kampf erscheint, hat schon verloren. Daher setzt Zoppo Trump alles daran, dass der König die Burg nicht erreicht. Er lässt ihn an die Erdoberfläche entführen und stellt ihm einige Fallen.
Doch Kalle Wirsch hat in den beiden Menschenkindern Jenny und Max zwei neue Freunde gefunden und kann sich auf seine alte Freundin Tutulla, die Fledermaus, verlassen. Gemeinsam stellen sie sich den Herausforderungen auf dem Weg unter der Erde zur Wiwogitrumu-Burg.Für diese Zauberwelt hatte Barbara Bollerhoff ein dezentes, aber veränderbares Bühnenbild geschaffen, Klaus Neubert eine zauberhafte Musik komponiert und Nikola Voit schöne Kostüme entworfen. Die Schauspieler erweckten die spannungsgeladene Geschichte zum Leben.
Anna Poetter, die den kleinen, unwirschen König Kalle Wirsch spielt, agierte entsprechend selbstbewusst. Mimik und Gestik, Auftreten und Sprache verdeutlichten den Anspruch des Königs auf den Thron und seinen Mut, sich dem Kampf und dem Weg dorthin furchtlos zu stellen. Andererseits entwickelt der König auch Gefühle zu den Menschenkindern und eine Dankbarkeit ihnen und dem "Menschenzeug" gegenüber, was Anna Poetter zunächst zaghaft und schließlich immer deutlicher zeigt. Elena Weber erweist sich als sehr wandlungsfähig und spielfreudig. Schließlich muss sie gleich drei Rollen ausfüllen. Es ist herrlich anzusehen, wie sie als feiger, fieser und selbstverliebter Zoppo Trump auftritt, wie sie in einem völlig anderen Gestus den harmlosen, aber lästigen Kohlenjuke gibt oder als treu zu ihrem König stehende Fledermaus Tutulla über die Bühne flattert. Große Freude macht es auch, Martin Habermeyer zuzusehen, wie er als mutiger und an "Erd"-Kunde interessierter Junge versucht, angesichts der Gefahren mutig zu bleiben und seiner Schwester Jenny beizustehen, die von Olga Seehafer verkörpert wird.
"Das war super!" lautete die einhellige Meinung, die in einen lang anhaltenden Beifall für alle Akteure auf und hinter der Bühne mündete. Weitere Vorstellungen werden an den Sonntagen, 6., 13. und 20. Dezember, jeweils um 15 Uhr im Gewölbekeller der Stadthalle gezeigt.