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Klimawandel: Jeder muss ran! Was bedeutet das für den Landkreis Haßberge?


Autor: Jutta Rudel

LKR Haßberge, Freitag, 14. Dezember 2018

Im Pariser Klimaabkommen haben die Nationen 2015 verbindliche Ziele vereinbart, die jetzt umgesetzt werden müssen.
Mehr als 50 Besucher kamen am 10. Dezember zur Diskussionsveranstaltung im Zeiler "Capitol-Theater".  Foto: Bruno Schneyer


Kreis Haßberge"Wir sind die letzte Generation, die etwas gegen den Klimawandel tun kann" - die Worte des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama zeigen treffend, in welcher Verantwortung wir uns heutzutage befinden. Seine Worte äußerte er kurz vor der Pariser UN-Klimakonferenz 2015. "Die Konferenz war von historischer Bedeutung, weil erstmals alle Nationen den Vertrag unterzeichneten, es gibt eine verbindliche Basis für alle", erzählt Günter Lieberth, der Energieberater des Landkreises beim Umweltbildungszentrum Oberschleichach (Ubiz). Bis gestern lief die Klimakonferenz in Kattowitz.

Diskussionsrunde mit Bürgern

Zur Pariser Klimakonferenz 2015 kam heuer der Dokumentarfilm "Guardians of the Earth - Als wir entschieden die Erde zu retten" heraus. Der Streifen wurde anlässlich der Konferenz in Kattowitz im "Capitol-Theater" in Zeil ausgestrahlt. Mehr als 50 Besucher waren gekommen: "Wir haben im Anschluss Impulsvorträge gehalten, und es entstand eine rege Diskussion mit dem Publikum", erzählt Lieberth. Drei Experten hatte er zum Thema geladen: "Wie wir zu den globalen Herausforderungen regionale Antworten vor Ort geben können".

Geht der UN-Klimagipfel in die Verlängerung?

Franziska Wilhelm, eine Ubiz-Praktikantin, machte den Anfang: Sie ist tagelang den Pariser Klimaschutzvertragstext durchgegangen und stellte dem Publikum im Kino die wichtigsten Punkte knapp und verständlich vor. Das war gar nicht so einfach, der erste Satz des Vertrags erstreckt sich zum Beispiel mit Unterpunkten auf ganze drei Seiten! "Ich habe mich vorher noch nicht so intensiv mit dem Klimawandel beschäftigt, aber das Thema ist total spannend und es betrifft ja uns alle."

Doch viele Menschen wollen oder können sich offenbar mit solch schwer verdaulichem Material nicht befassen. Und der US-Präsident Trump steht für alle diejenigen, die die Auswirkungen des Klimawandels noch immer gerne herunterspielen.

Günter Lieberth sieht deshalb die Herausforderung: "Der Vertrag wurde von allen Nationen unterzeichnet, jetzt geht es darum, dass sich jeder Staat, jeder Landkreis und sich jeder selbst an der Umsetzung des Ganzen beteiligen muss." Das gemeinsame Ziel: Den Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur deutlich unter 2 Grad Celsius, wenn möglich 1,5 Grad Celsius, gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu halten. Doch wie vermittelt man das der breiten Bevölkerung?

Der Energieexperte Gunter Häckner übersetzte das verbindliche Ziel des Klimaabkommens in konkrete Zahlen für den Landkreis. Der müsse den kompletten Energiebedarf für Strom, Wärme und Verkehr bis spätestens 2050 zu 100 Prozent -neutral decken. Dies geht nur mit erneuerbaren Energien. Den Großteil der Versorgung für die Haushalte, die Industrie und die Elektroautos müssen in Zukunft Wind und Sonne liefern.

Günter Lieberth ist sich sicher: "Mit Verboten kann man kein Umdenken erreichen. Wenn ich sage: ,Du darfst jetzt keine Bratwürste mehr essen‘, dann würde das nicht funktionieren." Aber wenn jeder weniger Fleisch essen und den eigenen Konsum reduzieren würde, so würde das wirken: "Die Summe von allem entscheidet, wie es mit uns weitergeht."

Seine Aufgabe ist es, Angebote zu entwickeln, die der Bevölkerung die Bedeutung eines umweltbewussten Lebensstils vermitteln. Solche Angebote wie der Kinoabend mit anschließenden Vorträgen sind beispielsweise so ein geeignetes Mittel. Vor allem in der Bildung sollen die Umwelt und der Klimawandel behandelt werden. Wenn es den Dokumentarfilm auf DVD gibt, will das Ubiz die Lizenzen beantragen, um den Film dann auch in Schulen vorführen zu können.

Handlicher -Rechner

Nach der Kinovorführung erhielten die Besucher sogenannte -Rechner von der Energieberatung . "Der Rechner ist wie eine Parkscheibe zum Einstellen von beispielsweise Ernährung und Spritverbrauch", sagt Lieberth. Dann zeigt die Scheibe an, wie viel Tonnen dadurch im Jahr produziert werden. Jeder kann so seinen eigenen "ökologischen Fußabdruck" sehen - das motiviert zum Umdenken. Der Energieberater rät deshalb vor dem Kauf einer neuen Heizung oder eines Autos, auf umweltschonende Modelle umzusteigen. Manchmal gelingt das, manchmal aber auch nicht. Dabei kann jeder, so Lieberth, mit solchen kleinen Entscheidungen dazu beitragen, wie die Welt aussehen wird. Er hofft, dass bald mehr Menschen umdenken: "Gerade durch den diesjährigen Sommer hat auch die breite Bevölkerung gemerkt, dass da etwas passiert."