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Klemens Albert will Haßberge-Landrat werden


Autor: Manfred Wagner

Zeil am Main, Sonntag, 24. November 2013

Die ÖDP hat Klemens Albert als ihren Landratskandidaten nominiert. Der 63 Jahre alte Kraisdorfer pocht auf Werte und Moral und tritt für eine Politik auf christicher Grundlage ein. Er ist einer von sechs Bewerbern, die die Nachfolge von Rudolf Handwerker (CSU) antreten wollen.
Klemens Albert tritt als ÖDP-Landratskandidat an und wünscht sich drei Kreistagssitze.  Foto: Manfred Wagner


"Wer sich nicht einmischt, wird von den anderen regiert - und zwar so, wie es einem oft nicht gefällt". Dieser Satz seines Vaters hat Klemens Albert geprägt. Seit langem schon mischt er sich politisch ein, zuerst bei der CSU, dann bei den Grünen, seit 1996 bei der christlich-ökologisch orientierten ÖDP. Und seit fast 18 Jahren sitzt der 63-jährige Sonderschulrektor aus dem Pfarrweisacher Ortsteil Kraisdorf für seine Partei im Kreistag. Nun wurde er in Zeil von seinen Parteifreunden einstimmig zum Landratskandidaten und Listenführer gekürt. 2008 war er schon einmal Landratskandidat.

In Anzug und mit Krawatte, fast staatstragend, betont der auf einem kleinen Bauernhof aufgewachsene Pädagoge mit ruhiger und fester Stimme seinen aktiven Einsatz in der Kirche.

Aus innerer Überzeugung übernimmt er ehrenamtlich Aufgaben: Der bekennende Christ engagiert sich als Kirchenpfleger, Organist, Chorleiter, Kirchenmusikbläser, Kommunionhelfer und Wortgottesdienstleiter.

Der dreifache Familienvater ist ein Mensch mit langem Atem. Er mag keine Schnellschüsse. Gemeinsam mit seiner Frau Walburga, mit der er seit 39 Jahren verheiratet ist, kümmert er sich um die 85-jährige Schwiegermutter und genießt es, wenn ihn sein kleines Enkeltöchterchen um den Finger wickelt. Vier Generationen leben so unter einem Dach. Diese Struktur, sagt der Kandidat, gebe ihm einen "ganz festen Halt".

Nah am Menschen ist der ÖDP-Mann nicht nur daheim, sondern auch in seinem Beruf. Als Leiter des Sonderpädagogischen Förderzentrums in Pfaffendorf und jetzt in Scheßlitz hat er stets mit Jugendlichen zu tun, bei denen es nicht so glatt läuft. Und als Rektor steht er ganz vorne und trägt große Verantwortung. Da sind Führungsqualitäten gefragt und die Fähigkeit, mit Krisen umzugehen. Insofern fühlt sich der Lehrer den Anforderungen, die an das Amt des Landrats gestellt werden, "sehr wohl gewachsen", unterstreicht er selbstbewusst.

Seine kommunalpolitische Tätigkeit sieht er unterm Strich als erfolgreich, auch wenn wiederholt versucht worden sei, die Anträge der ÖDP "unter den Tisch zu bügeln". Aktuell freut er sich, dass ein zusätzlicher Schulbus von Knetzgau nach Haßfurt fährt. "Dass das unser Antrag war", erklärt der Bewerber etwas verärgert, "stand natürlich nicht in der Zeitung".

Ebenfalls enttäuscht ist er über sein mageres 2,1-Prozent- Ergebnis als Direktkandidat bei der Landtagswahl im September. Verkraften könne er das, erläutert er im Gespräch, weil ihm Beruf und Familie einfach wichtiger seien als die Politik.

Der ÖDP-Bewerber scheut sich nicht, den amtierenden Landrat zu loben. Nur eine Sache fällt ihm spontan ein, die er ganz anders gemacht hätte. Beim Thema Nationalpark Steigerwald, so Albert, wäre er nicht "umgefallen". Aber der Kraisdorfer ist Realist und weiß, dass der Spitzenpolitiker der CSU auf viele Leute Rücksicht nehmen muss. Bei der Energiewende dagegen sieht er sich auf einer Linie mit den Konservativen und tritt für den schnellen Ausbau der Windenergie ein, auch im umstrittenen Gebiet "WK 88".

In ihrem Wahlprogramm spricht sich die ÖDP für die kostensparende Zusammenlegung der Volkshochschulen und -bildungswerke im Kreis aus. Die Verwaltungszentrale könnte durchaus in Ebern stehen, macht sie sich für den nördlichen und östlichen Landkreis stark. Und bevor man mit Unsummen ein neues Tierheim auf die grüne Wiese stelle, wäre eventuell der Kauf oder die Pacht eines leer stehenden Bauerngehöftes die bessere Alternative.

Der Frontmann der ÖDP weiß, dass er nur als krasser Außenseiter antritt. Vielleicht unterstreicht er deswegen, dass er nicht gegen irgendjemanden, sondern für die Menschen kandidiere. Er bewertet es positiv, dass sich insgesamt gleich sechs Aspiranten aus allen Politik-Lagern um den Sessel des Landrats streiten. "Da haben die Leute nicht nur die Wahl zwischen Pest und Cholera, sondern können sich vielleicht eine ganz andere Seuche aussuchen", lacht er.

Mitbewerber sind Wilhelm Schneider (CSU), Bernhard Ruß (SPD), Birgit Bayer (Freie Wähler) sowie Rita Stäblein (Grüne) und Sabine Schmidt (Linke).

Unter der Wahlleitung von Dieter Sauer hat die ÖDP Haßberge in Zeil außerdem 54 Bewerber als Kreistagskandidaten aufgestellt. Die Plätze eins bis sechs werden doppelt aufgeführt. Der Kreistag Haßberge hat 60 Sitze. Ziel sind drei Kreistagsmandate (bisher zwei). Die ÖDP bildet eine laut Albert erfolgreiche Ausschussgemeinschaft mit den Grünen.

Nominiert wurden in dieser Reihenfolge: Klemens Albert (Kraisdorf), Esther Wagenhäuser (Knetzgau), Rainer Baumgärtner (Zeil), Michaela Selig (Wonfurt), Robert Atzmüller (Sand), Christoph Lindner (Kleinsteinach), Stefan Zettelmeier (Sand), Birgit Michel (Zeil), Reinhold Ort (Buch), Diethmar Morawski (Augsfeld), Manfred Stolle (Breitbrunn), Ruth Wagenhäuser (Knetzgau), Siegfried Weidlich (Hafenpreppach), Harald Michel (Zeil), Reinhard Hümmer (Fischbach), Heike Ort (Buch), Thomas Baumgärtner (Zeil), Norbert Dürrbeck (Ziegelanger), Stefanie Dösch (Königsberg), Adrian Ort (Sailershausen), Bernd Schuck (Sailershausen), Rita Böhm (Pfarrweisach), Ilker Özalp (Haßfurt), Andrea Ort (Haßfurt), Mirjam Wagenhäuser (Knetzgau), Jürgen Werner (Zeil), Stefan Rippstein (Sand), Gudrun Zettelmeier (Stettfeld), Günter Ort (Theres), Martin Bathon (Wonfurt), Hermann Weidner (Pfarrweisach), Ilse Winter (Zeil), Alois Wagenhäuser (Knetzgau), Wolfgang Haug (Sylbach), Johannes Selig (Westheim), Arno Karner (Haßfurt), Bernhard Zettelmeier (Stettfeld), Renate Schneider (Zeil), Herbert Vollert (Kreuzthal), Oswald Mantel (Theres), Mathias Waldmann (Haßfurt), Karin Kunzelmann (Ebelsbach), Ferdinand Winter (Zeil), Dieter Sauer (Zeil), Richard Konrad (Pfarrweisach), Jakob Selig (Wonfurt), Thomas Ort (Haßfurt), Doris Greul (Zeil), Konrad Kreuzer (Weisbrunn), Petra Schlegelmilch, Roland Merklein (beide Haßfurt), Ursula Kreuzer (Weisbrunn), Nina Schätzlein (Zeil) und Alois Lochner (Kraisdorf).