Kirchlauter kehrt zum Ehrenamt für den Bürgermeister zurück
Autor: Günther Geiling
Kirchlauter, Mittwoch, 09. Oktober 2019
Der Gemeinderat schafft das Amt des hauptberuflichen Bürgermeisters ab. Es gab eine kontroverse Diskussion und eine knappe Entscheidung.
Ab 1. Mai 2020 wird die Gemeinde Kirchlauter wieder von einem ehrenamtlichen Bürgermeister geführt. Mit der knappen Entscheidung von 7:6 Stimmen schuf der Gemeinderat bei seiner Sitzung die Voraussetzungen dafür, dass damit die 24-jährige Periode eines hauptberuflichen Bürgermeisters in der mit 1317 Einwohnern verhältnismäßig kleinen Gemeinde zu Ende geht.
Die Gemeindeordnung im Freistaat Bayern sieht vor, dass in Gemeinden bis 5000 Einwohner der Erste Bürgermeister Ehrenbeamter ist, wenn nicht der Gemeinderat spätestens am 90. Tag vor einer Bürgermeisterwahl durch Satzung bestimmt, dass der Erste Bürgermeister Beamter auf Zeit sein soll - und damit hauptberuflich. Letzteres ist aktuell in Kirchlauter der Fall. 1981 Peter Kirchner zum ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt worden war, ab 1996 aber war er hauptberuflich tätig, und dies galt in der Folge auch für die weiteren Bürgermeister Jochen Steppert (2008 bis 2014) und Karl-Heinz Kandler (seit 2014 bis 2020).
Bürgermeister Karl-Heinz Kandler (SPD) führte eingangs aus, dass eine Änderung der Rechtsstellung des Ersten Bürgermeisters immer nur mit Beginn einer neuen Amtszeit möglich sei. Finanziell bestehe der wesentliche Unterschied zwischen der Entschädigung eines Ehrenbeamten und der Besoldung eines berufsmäßigen Bürgermeisters in der beamtenrechtlichen Versorgung.
Derzeit würden für den amtierenden Bürgermeister rund 26 000 Euro an die Versorgungskasse gezahlt. Die Zahlungen werden laut Kandler nicht nur für die aktive Dienstzeit, sondern ebenso für die Dauer einer Pensionszahlung, auch für Ehegatten und Kinder, fällig. So stehen laut Kandler im Haushalt 2019 insgesamt 41 000 Euro für Pensionslasten.
"Diese Entscheidung ist schon immer ausgiebig diskutiert worden und es handelt sich um ein emotionales Thema", betonte Zweiter Bürgermeister Reinhold Stöhr (SPD) zum Auftakt der zahlreichen Redebeiträge. "Wir wollen aber, dass das Ehrenamt eine vernünftige Bezahlung bekommt und wollen hier an die Obergrenze herangehen."
Gemeinderat Horst Gehring (CSU) meinte, dass Verdienst etwas mit Dienst und Verdienen zu tun habe. Es sei Unsinn, dieses Amt ehrenamtlich oder nebenamtlich zu machen. Auch sei die Differenz der Bezahlung gering. Schon im letzten Wahlkampf sei es ein Thema gewesen und man habe vorausgesagt, dass die Gemeinde in finanzielle Kalamitäten stürze. Aber nichts davon sei eingetroffen. "Der hauptamtliche Vorteil ist, dass der Bürgermeister immer für die Gemeinde da ist. Niemand kann zwei Herren dienen." Es stelle sich schon die Frage, wen man dann als Bürgermeister im Ehrenamt noch bekomme. "Wir wollen einen Bürgermeister haben, der auch die Wertigkeit der Gemeinde darstellt."
Gemeinderat Uwe Derra (FW) ergänzte, ein Ehrenamtlicher könne die verlangten Aufgaben nicht leisten. "Da braucht es eine Vollzeitkraft." So sei es in Zukunft schwer, einen Berufstätigen zu bekommen, der auch die Fähigkeiten habe und dazu am Vormittag zu Sitzungen und Besprechungen anwesend sein könne.