Kirchlauter hat Grund zu feiern
Autor: Günther Geiling
Neubrunn, Sonntag, 04. Sept. 2016
Der Abschluss des Flurneuordnungsverfahrens und die Dorferneuerung in Kirchlauter sind ein bedeutendes Kapitel der Gemeindegeschichte.
Es war ein langer Weg bis dahin, nun ist es geschafft: "Mit den Flurneuordnungsverfahren und der Dorferneuerung in Kirchlauter und Neubrunn haben sie ihre Heimat kraftvoll mitgestaltet", sagte der bayerische Innenstaatssekretär Gerhard Eck bei einem "Danke-Schön-Abend" anlässlich des Abschlusses der Flurbereinigung in der Gemeinde Kirchlauter. "Was man hier geleistet hat, ist einzigartig. Bleibt auf dieser Linie, dann haben eure Ortschaften Zukunft."
Gefeiert wurde in der "Heilig-Länder-Halle" in Neubrunn. Über das Neuordnungsverfahren sagte Bürgermeister Karl Heinz Kandler: "Manches habe ich damals recht kritisch gesehen und in Zeitungsberichten dazu auch Stellung bezogen.
Jetzt, nach über 35 Jahren, sieht man alles in einem anderen Licht und manche heiße und sehr hitzig geführte Debatte würde man in der Form heute nicht mehr führen."
Lob für die politischen Gegener
Frage man heute nach, seien sich alle einig, dass etwas Gutes entstanden sei. Mit Blick auf seine früheren politischen Gegner, Altbürgermeister Peter Kirchner und den damaligen zweiten Bürgermeister Heinz Stretz, machte er die Aussage: "Ich danke euch beiden und unterstütze euch jetzt immer. Es macht mir richtig Spaß und ich bin zufrieden und froh, dass ich in Neubrunn leben darf."Dann trat Altbürgermeister Peter Kirchner ans Rednerpult und gab zu, dass ihm jetzt Glückshormone durch den Kopf gingen und er nicht mit Lob sparen wolle. "Wenn man das Wissen von außen mit dem Können vor Ort multipliziert und alle Möglichkeiten nutzt, kann man etwas leisten und es kommt auch etwas heraus. Das kann man mit guten Taten belegen."
Dabei begann er mit der Ausweisung des Wasserschutzgebietes. Seit Jahren habe man sinkende Nitratwerte und ohne den Zweckverband wäre dies nicht möglich gewesen. Aber auch die Flurneuordnung und die Dorferneuerung hätte den Menschen genutzt und beide hätten "Top-Produkte" geschaffen. Natürlich habe es auf diesem Weg auch "Motzer, Besserwisser oder Planungs-Verteufler" gegeben. Aber ohne die "Widerspruchskünstler" wäre dies alles nicht machbar gewesen und in der Sache hätten sie die anderen noch mehr zusammen geschweißt.
Was tun mit dem Pettstadter See?
Peter Kirchner ging auf die Maßnahmen in den Ortsteilen ein.
In Pettstadt wäre der See früher eine Art Kläranlage gewesen und trotzdem habe man nachgedacht, was man mit dem See und dem Dorf machen könnte. "Pettstadt ohne See wäre nicht Pettstadt", lautete dabei eine Vorgabe. Die erste kleine Dorferneuerung für Unterfranken habe hier eine Lösung gebracht. Vor allem hätten sich die Bürger beteiligt, auch bei der Sanierung des Glockenhauses und weiteren Maßnahmen. Nicht umsonst wäre Pettstadt im Dorfwettbewerb Bezirkssieger geworden. Dazu hatte Peter Kirchner dann ein Mundartgedicht parat, hier die ersten Zeilen: "Beim Pettstadter Wirt wars, vur einiger Zeit, als ich nuch was kriecht hab - annerst wie heit".Einen Schwerpunkt sah Kirchner im Ortsteil Neubrunn, wo man unter anderem mit Kanal, Bachverlegung, Wasserleitung, Telekom die meisten Probleme zu lösen hatte und dies mit der Dorferneuerung bewerkstelligen konnte. "Auch hier war nicht alles vergnügungssteuerpflichtig, aber erfolgreich", verkündete er stolz. So viele Bürger hätten mitgeholfen. Hier zeigte sich "Steine und Steinhauer von Neubrunn gehören einfach zusammen".
Peter Kirchner lobte den damaligen Präsidenten des Amtes für ländliche Entwicklung Rolf Richter. "Sie haben zu all dem den gordischen Knoten durchschlagen und auch Ideen und Geld von außen gebracht, uns aus dem Tunnelblick geführt und den Horizont gezeigt. Auch die Heilig-Länder-Halle war für Neubrunn ein Segen."
Renaturierung der Lauter
Staatssekretär Gerhard Eck stellte die Bedeutung der Flurbereinigung gerade für den ländlichen Raum heraus, in dem rund 60 Prozent der Menschen in Bayern lebten.
In Kirchlauter seien etwa 15 Kilometer Wegebau, Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie eine umfangreiche Renaturierung der Lauter worden. Im Ortsteil Neubrunn wären es sogar 25 Kilometer Wegebau und zahlreiche Dorferneuerungsmaßnahmen gewesen. Auch Landrat Wilhelm Schneider gratulierte zu den feierlichen Anlässen, dem Abschluss der Flurbereinigung und dem 25-jährigen Bestehen der Dorfgemeinschaft (siehe hierzu auch Artikel unten). "Ihr könnt stolz auf das sein, was ihr geleistet habt". Aber dazu gehörten "Motoren" und diese sah er in Altbürgermeister Peter Kirchner und in dem Vorsitzenden der Dorfgemeinschaft, Heinz Stretz. "Es war schon etwas Besondere, die Initiative zu ergreifen, Unterstützer zu finden und die Chance umzusetzen. Noch wichtiger ist es dann aber, sich damit zu identifizieren. Das beste Beispiel dafür ist die Heilig-Länder-Halle, die ihr gebaut habt und nun mit eurer Gemeinschaft nutzt."