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Kinder besuchen die Akademie in Ebern


Autor: Helmut Will

Ebern, Donnerstag, 27. Oktober 2016

Bis der Neubau fertig ist, haben Grundschüler in Ebern ein Übergangsdomizil in der ehemaligen Akademie gefunden. Dem Kujathhaus wird nachgetrauert.
Ecken zum Ruhen oder Rumtoben, je nach Lust und Laune der Kinder, gibt es auch im vorübergehenden Domizil der Mittagsbetreuung. Foto: Helmut Will


Weil das Kujathhaus an der Walk-Strasser-Anlage "platt" gemacht werden musste, damit dort ein neues zweckmäßiges Betreuungsgebäude entstehen kann, wurden die Kinder der Grundschule Ebern in der Mittagsbetreuung in die Räume der ehemaligen Akademie der Schreinermeisterschule in den Niklaus-Fey-Weg "umquartiert." Die Entscheidung, auf dem Gelände des ehemaligen Kujathhauses eine neue Mensa- und Betreuungsgebäude zu bauen, hatte der Stadtrat Ebern im Oktober 2015 gefällt. "Das ist das einzig Richtige, was wir tun können", sagte der damals amtierende Zweite Bürgermeister, Harald Pascher (FDP).
Seit 12. September müssen die Kinder der Grundschule einen längeren Weg bis zur Mittagsbetreuung gehen. Zwei Varianten bieten sich an, um die Nikolaus-Fey-Straße von der Grundschule aus zu erreichen. Um die 700 Meter sind es, die zu Lasten der Mittagszeit der Kinder gehen.

Vom ehemaligen Kujathhaus bis zur Grundschule war es nur ein Katzensprung gewesen.
"Bunter" wurde es seitdem in der Nikolaus-Fey-Straße, denn die Kinder haben dort im Bereich ihrer vorübergehenden Betreuungsstätte die Straße bemalt, um Verkehrsteilnehmer farbenfroh um Rücksicht zu bitten. Wie fühlen sich die Kinder und das Betreuungspersonal der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in den Räumen der ehemaligen Akademie? Wir haben sie besucht. Dass "Leben in der Bude" ist, hört man schon, bevor man die Haustür öffnet.

Jeden Tag zweimal, um 12 und um 13 Uhr, kommen Kinder von der Grundschule in der Nikolaus-Fey-Straße an. Jeden Mittag bekommen sie dort ihr Mittagessen und auch auf ihre Hausaufgaben wird ein Blick geworfen. Für diese Aufgaben stellt die Arbeiterwohlfahrt (Awo) als Betreiber der Mittagsbetreuung bis zu acht Frauen zur Verfügung, die sich um die Kinder kümmern.
Kaum angekommen, toben sich die Kinder erst einmal aus. Das geschieht im Garten, wo sie lustig rumtollen aber auch in der Halle, wo es dann besonders laut wird. Das scheint die "Awo-Frauen" nicht zu stören. Jede der Damen geht ihrer Arbeit nach, gibt nebenbei auf Fragen der Kinder Antwort, greift auch mal ein wenn es zu wild wird. Erika Freibott passt an diesem Tag im Garten auf die Kinder auf.
Dem Kujathhaus wird offensichtlich nachgetrauert, nicht nur von den Frauen, sondern auch von den Kindern. "Wenn wir mit den Kindern an der dortigen Baustelle vorbeigehen sprechen sie immer wieder vom Kujathhaus", sagt Erika Freibott. Auch wenn es schon sehr marode war, haben sich die Kinder dort offensichtlich wohl gefühlt. "Es hat Flair gehabt", sagt sie.
Die neunjährige Eileen, Schülerin der dritten Klasse in der Grundschule sagt: "Bei der Awo (damit meint sie das Kujathhaus) war es ruhiger, aber hier ist mehr Platz." Rumrennen könne man hier ganz gut, meint sie. Auch ein Foto des neuen Gebäudes habe sie schon gesehen: "Cool, sehr cool", sagt sie dazu. "Das Essen sei meist gut und die Frauen von der Awo sind alle recht nett." Dass es beim Hausaufgabenmachen laut ist, ärgert sie. Dann hat sie keine Zeit mehr für die Unterhaltung mit dem reporter und verschwindet in den Speisesaal.
Dort war Anita Platzer mit dem "Speisewagen" vorgefahren, um Nudelsuppe, Hähnchenbrust mit Rösti und Tomatensoße auf die Tische zu stellen, das Menü des heutigen Tages. Für Vegetarier gibt es Rosenkohlauflauf mit Meerrettichsoße, Obst zum Nachtisch. Maria Treiber sorgt mit ihren Kolleginnen Dana Dost und Monika Elflein für Ordnung. Die Frauen sitzen, so es ihnen möglich ist, mit den Kindern am Tisch.
Drei etwas "größere junge Damen", die neunjährigen Kira, Paula und Maja, haben einen Tisch für sich. Drei sehr nette und höfliche Mädchen, wie sich im Gespräch schnell herausstellt. "Schöner war es im Kujathhaus zum Spielen, da war mehr Abenteuer", sagt Kira. Aber dass hier mehr Platz ist, gefällt den drei Mädchen. "Nur schade das wir nicht mehr im neuen Gebäude dabei sind", sagt Paula und Maja fügt mit stolzem Brustton hinzu: "Da sind wir nämlich nicht mehr in der Grundschule."
Maria Treiber bedauert, dass wegen des Weges von der Grundschule zur Nikolaus-Fey-Straße einiges an Freizeit für die Kinder auf der Strecke bleibt. Auch sie weiß, dass sich die Kinder im Kujathhaus wohler gefühlt haben als in ihrem aktuellen Domizil. "Unser Kujathhaus ist nicht ersetzbar", sagt sie. Dort wäre auch für die Mitarbeiterinnen alles etwas besser zu handlen gewesen. "Aber wir machen auch, dass es hier passt." Rhinna ist acht Jahre und Schülerin der zweiten Klasse. "Ich freue mich auf das neue Haus", sagt sie um mit wichtigem Gesichtsausdruck hinzuzufügen: "Im Kujathhaus war auch schon Schimmel."
Anita Platzer ist mittlerweile wieder in der Küche. "Ein Nachteil ist hier, dass die Küche und die Spülgelegenheit nicht in einem Raum ist", sagt sie. Das bedinge mehr Arbeits- und Zeitaufwand. Aber gemeinsam packe man das schon. Auch sie "trauert" dem Kujathhaus nach, was ein Begriff in Ebern sei. "Dort haben sich unsere Kinder sehr wohl gefühlt, es war rundum wie ein Abenteuerspielplatz", sagt sie. Gespannt ist sie, wie alle ihre Kolleginnen, wie sich das neue Mensa- und Betreuungsgebäude darstellen wird. "Ich denke, es wird gut."

Platz wird es dort wohl genug geben. 670 Quadratmeter Nutzfläche werden es, wie Architekt Günther Pollach dem Stadtrat in der Vorplanung erläutert hat. Dazu sollen noch 417 Quadratmeter Außenflächen kommen. Bevor damals der Stadtrat sein "Ok" zur Vorplanung gab, hatte Stadtrat Thomas Limpert gesagt: "Wir können froh sein, dass so ein Vorschlag vorliegt, das sollten wir machen." Nun hoffen alle, dass sich im künftigen Zweckgebäude alle wohl fühlen und dass es allen Anforderungen gewachsen ist.