Keine Brotzeit für die Touristen in Altenstein
Autor: Ralf Kestel
Altenstein, Donnerstag, 21. März 2013
In Altenstein liegt zwar das Zentrum des Deutschen Burgenwinkels, aber die Besucher stehen vor verschlossenen Wirtshäusern. Ähnlich ist es in anderen Orten entlang der Burgenstraße. Warum? Es fehlen die regelmäßigen Umsätze und die Besucher.
Dieser Anruf ist Gerhard Schmidt noch in bester Erinnerung. Ein ermatteter Wandersmann zitierte den Leiter der Tourist-Info in Hofheim zur Burgruine nach Lichtenstein. Der Mann war verärgert, weil er sich nach dem anstrengenden Aufstieg nicht an einer fränkischen Brotzeit laben konnte, da er den Burggasthof verschlossen vorfand. Nun verlangte er vom Tourismus-Manager, dass er ihn mit dem Auto abholt und nach Ebern zurückbringt. So viel Service müsse schon sein, meinte der enttäuschte Urlauber, wenn schon kein Gasthaus offen steht.
Diese Erfahrung machen derzeit auch andere Fahrensleute entlang der Burgenstraße und im Burgenwinkel. In Altenstein beispielsweise, wo zwei traditionsreiche Gaststätten geschlossen wurden und zum Verkauf stehen.
Die touristischen Glanzzeiten sind vorbei
Längst vorbei die Zeiten, da einmal in der Woche ein Linienverkehr zwischen Berlin und
"Ein äußerst trauriger Zustand", findet der Vorsitzende des Burg- und Heimatvereins, Nicolaus Kapp, der unmittelbar neben dem beliebten Ausflugsziel Ruine und dem neu geschaffenen Burgeninformations-Zentrum, dem Herz des Burgenwinkels, wohnt. "Gerade mit diesem Vorhaben sollte der Tourismus gefördert werden, ist eigentlich auch ganz gut angelaufen", findet Kapp.
"Nun können einzelne Besucher, aber eben auch die zahlreicher werdenden Gruppen keine Brotzeit, kein Essen, keinen Kaffee und Kuchen an Ort und Stelle erhalten - ein ganz schlimmes Handicap. In der Vergangenheit war gerade diese Möglichkeit ein kräftiges Werbeargument."
Sind Notbehelfe die Lösung?
Deshalb weiche man, so Kapp weiter, auf Notbehelfe aus; zum Beispiel soll im Info-Center ein Kaffeeausschank (mit kleinem Kuchenangebot) eingerichtet werden, und der Burg- und Heimatverein organisiert für einzelne Gruppen eine Brotzeit. "Eine Dauerlösung ist das aber nicht", stöhnt Kapp. Das Problem sei erkannt, eine Lösung indes nicht in Sicht. "Wenn die Tourismusförderung funktionieren, wenn der Abwanderung vom Land entgegengewirkt werden soll, dann muss in einer solchen Situation Entscheidendes geschehen", fordert Kapp.
Was tun, wenn Gastwirte wegen fehlender Umsätze ihren Laden dicht machen oder Erben vor notwendigen Renovierungen zurückschrecken? "Wir können keine Gaststätten selber betreiben", klagt Maroldsweisachs Bürgermeister Wilhelm Schneider (CSU), gleichzeitig Vorsitzender des Zweckverbandes "Deutscher Burgenwinkel", über "die schwierige Situation, weil ohne Gaststätten geht nix."
Traurige Tendenz
Dabei hatte man mit dem Deutschen Burgenwinkel die Gastronomie besonders fördern und eine "bessere Basis" schaffen wollen. "Und jetzt läuft das Projekt gut an und unsere Gastwirte machen dicht", seufzt Schneider über eine "traurige Tendenz", die sich nicht nur in Altenstein, sondern auch in Lichtenstein und Pfarrweisach zeige. "Und auch der Kollege aus Königsberg hat mich eben angerufen und über eine drohende Schließung geklagt", sieht Wilhelm Schneider die Früchte jahrelanger Bemühungen davonschwimmen.
Ein grundsätzliches Problem hat Jürgen Stahl, Hotelbesitzer aus Ebern und Zweiter Vorsitzender des Gaststätten-Kreisverbandes, ausgemacht: "Es ist doch wie in der Landwirtschaft: Die älteren Gasthausbesitzer hören auf, und die Jungen machen nicht weiter." Stahl hat es genau umgekehrt gemacht. Den Betrieb der Eltern übernommen und noch ausgebaut. Mit den Belegungszahlen in seinem Hotel ist Stahl zufrieden. "Wir sind gut gebucht, aber unsere Gäste sind meist Geschäftsleute, weniger Touristen."
Das war vor zwei Jahren noch etwas anders. "Durch den Verkehrsverbund Nürnberger Land (VGN) kamen viele Gäste, aber im letzten Jahr war das ganz anders, das konnste vergessen", trauert Stahl Besuchern aus dem mittelfränkischen Ballungsraum nach: "Die fuhren alle nur bis nach Bamberg zur Landesgartenschau."
Kleine Belebung
Etwas optimistischer beurteilt Rainer Kolb, der Zweite Vorsitzende des Burg- und Heimatvereins Altenstein, die Lage: "Nach Wegfall der Übernachtungsmöglichkeiten in den beiden Gaststätten in Altenstein gibt es Möglichkeiten zum Übernachten im CVJM-Heim und in diversen Ferienwohnungen. Nach meinen Erfahrungen ist im Tourismus in Altenstein wieder ein kleiner Anstieg zu verzeichnen, der sich auch 2013 fortsetzt. Ich bin mit der Auslastung meiner beiden Ferienwohnungen für 2013 zufrieden."