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Junger Bursche drohte, Haus abzufackeln


Autor: Manfred Wagner

Haßfurt, Dienstag, 08. Januar 2013

Das Jugendschöffengericht am Amtsgericht Haßfurt verurteilte einen 19-Jährigen zu einer Bewährungsstrafe, weil er betrunken Auto gefahren war, dabei einen Unfall verursacht und den Eltern seiner Freundin mit Brandstiftung gedroht hatte.
Das Amtsgericht in Haßfurt


Der Lebenslauf des 19-jährigen Angeklagten liest sich nicht gut: Zweimal hat er eine Lehre geschmissen, dreimal steht eine Vorstrafe in seinem Führungszeugnis. Nun kommt der vierte Eintrag dazu, denn: Gleich wegen sechs Delikten stand der Heranwachsende dieser Tage vor einem Jugendschöffengericht am Amtsgericht in Haßfurt. Am schwersten fiel dabei eine Trunkenheitsfahrt ins Gewicht: Der Angeklagte wurde zu einer sechsmonatigen Jugendstrafe mit dreijähriger Bewährungszeit verurteilt. Zusätzlich wird ihm der Führerschein ein halbes Jahr lang "gezwickt", und er muss 60 gemeinnützige Arbeitsstunden ableisten.

Was sich in der Nacht vom 5. auf den 6. Juli vergangenen Jahres abspielte, kann man wohl nur als Drama bezeichnen. Der Bursche erfuhr an diesem Tag, dass seine 18-jährige Freundin mit ihm Schluss machen will.

Er beschließt, den Frust mit reichlich Alkohol herunterzuspülen, und trifft sich am Abend mit einem Kumpel. Gemeinsam machen sie einen Kasten Bier nieder. Aber das reichte nicht - die beiden knöpften sich weitere Flaschen vor.

Dann passierte das, was Jugendrichter Martin Kober einen dicken Hund nennt. Durch den Rausch enthemmt, setzt sich der Angeklagte hinters Steuer seines Autos und fährt zum Elternhaus seiner Angebeteten, das mitten in einem kleinen Dorf liegt. Zwischen ein und zwei Uhr nachts rast er mit aufheulendem Motor und quietschenden Reifen durch die Straßen. Längst hat er sein Fahrzeug nicht mehr unter Kontrolle und rast gegen eine Mauer am Dorfrand.

Nicht zu stoppen

Selbst das kann ihn nicht mehr stoppen. Er ruft bei den Eltern seiner Freundin an und droht: "Wenn sie nicht rauskommt, fackel ich euer Haus ab." Da reicht es deren Mutter, sie alarmiert die Polizei. Als die Beamten kurze Zeit später eintreffen, gibt der Störenfried immer noch nicht klein bei. Im Gegenteil, er beschimpft die Ordnungshüter und beleidigt sie mit üblen Ausdrücken. Erst die herbeieilenden Großeltern können den Rabauken beruhigen.

Wie sich bei der Verhandlung am Amtsgericht in Haßfurt herausstellte, haben sich die verkrachten Teenager zwischenzeitlich wieder versöhnt. Mehr noch, sie gaben übereinstimmend an, verlobt zu sein und am 13. Juli dieses Jahres heiraten zu wollen. Für die Eltern der Verlobten ein einziges Fiasko. Sie hatten ihrer Tochter wiederholt, aber erfolglos den Kontakt zu dem Angeklagten untersagt. Jetzt ist das Tischtuch zwischen den Generationen zerschnitten. Es herrscht eisige Funkstille.

Das Schöffengericht hielt dem jungen Mann zugute, dass er ein weitgehendes Geständnis ablegte und eine gewisse Reue zeigte. Strafmildernd wurde zudem gewertet, dass er eine ambulante Alkoholtherapie absolviert und sich aktiv um eine Arbeitsstelle bemüht. Die rechtskräftige Jugendstrafe allerdings blieb ihm nicht erspart. Und wenn er innerhalb der dreijährigen Bewährungszeit erneut straffällig wird, führt sein Weg wohl in die Justizvollzugsanstalt in Ebrach.