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Junge Orgelspieler in Ebern: Sie ziehen die Register vorbildlich


Autor: Johanna Eckert

Ebern, Mittwoch, 11. März 2015

Jens Elflein und Michael Wicklein sind zwei der wenigen, die in der Region das Orgelspiel lernen. Beim Wettbewerb "Jugend musiziert" haben sie einen ersten Preis gewonnen. Am Sonntag geben sie in Ebern ein Konzert.
So sehen Sieger aus: Michael Wicklein aus Reckendorf spielt erst seit drei Jahren Orgel. Kirchenmusiker Wolfgang Schneider und die Jury im Regionalwettbewerb von "Jugend musiziert" sind begeistert von seinem musikalischen Talent. Mit seinen vorgetragenen Choralbearbeitungen erhielt er 23 von 25 möglichen Punkten. Ende April tritt er im Landeswettbewerb an. Fotos: Johanna Eckert


Etwas poetisch formuliert könnte es heißen: Zwei junge Tonkünstler haben die Königin der Instrumente voll im Griff. Es würde, ähnlich wie die Faust aufs Auge, zum eloquenten Repertoire von Dekanatsmusiker Wolfgang Schneider aus Ebern passen. Denn wenn er seinen Schülern die Musik und das Instrumentieren in der Kirche erklärt, dann bedient er Register von Vergleichen mit Naturphänomenen und anderen Instrumenten.

All dieses besondere Wissen und Können bringt ihn jedoch nicht zum Abheben. Bescheidenheit ist es, was Wolfgang Schneider ausstrahlt, und auch bei seinen Schülern Michael Wicklein aus Reckendorf und Jens Elflein aus Schweinfurt hängen bleibt - und jetzt wohl auch zum Erfolg beigetragen hat. Vor wenigen Wochen haben die jungen Männer im Fach Orgel am Wettbewerb "Jugend musiziert" teilgenommen und jeweils den ersten Preis geholt. Ende des Monats werden sie auf bayerischer Ebene im Landeswettbewerb zeigen, was sie musikalisch mit Händen und Füßen drauf haben.

Im Rahmen der diözesanen Organistenausbildung erhalten Michael Wicklein und Jens Elflein einmal wöchentlich Unterricht von Wolfgang Schneider. "Das ist ein wunderbares Bildungsangebot", schwärmt der Kirchenmusiker. Gesteuert wird die Ausbildung vom Regionalzentrum für Kirchenmusik von Rainer Abele in Schweinfurt aus. Die Unterrichtsgebühren liegen bei weniger als 50 Euro monatlich und "dabei sind Vollprofis" am Werk. "Nahezu geschenkt", empfindet Wolfgang Schneider. Und noch dazu: "Überall stehen wirklich tolle Übungsinstrumente zur Verfügung. In Haßfurt gibt es einen kompletten Unterrichtssaal. Die Orgel in Ebern ist auch nicht von schlechten Eltern", ergänzt Schneider.

Mangel an Orgelschülern

Der Dekanatsmusiker sagt das nicht nur, weil das Orgelspiel sein tägliches Brot ist, sondern, weil es in Sachen Orgelnachwuchs "in der Region bald zappendüster" sein wird: "Orgelschüler gibt es nicht wie Sand am Meer". Und für all die Orgeln, die hier in den Kirchen stehen, sind es einfach zu wenige. In der Zukunft wird es immer häufiger ein Problem der Gemeinden sein, Organisten zu finden. Deshalb zieht er mit anderen Kirchenmusikern im Rahmen der diözesanen Organistenausbildung an einem Strang und sucht nach jungen Leute, die sich diesem Instrument stellen.

Mit Michael Wicklein und Jens Elflein konnte Schneider zwei wunderbare Talente an Land ziehen. Jens Elflein ist mittlerweile 18 Jahre alt und steht kurz vor dem Abitur. Mit dem Klavierspiel hat er in der dritten Schulklasse begonnen und hat dann recht schnell zur Orgel gewechselt. Damals war er noch so klein, dass seine Füße nicht zu den Pedalen langten und das Spiel auf dem Manual ausreichen musste.

"Vom Klang her hat man mit der Orgel einfach die meisten Möglichkeiten", begründet Jens Elflein seine Instrumentenwahl. Aber: Er weiß auch mit der Bratsche, dem Fagott und der Geige umzugehen. Seine ersten Gottesdienste spielte er auf dem Harmonium in seinem früheren Heimatort Fitzendorf. Den C-Schein, der ihm seine Qualifikation im Orgelspiel schwarz auf weiß nachweist und ein höheres Honorar für Gottesdienste ermöglicht, hat er bereits in der Tasche.

Musik bleibt ein Hobby

Doch zu seinem Beruf will er die Musik nach dem Abitur nicht machen: "Mir liegt die Chorleitung nicht. Und das macht ja schon einen bedeutenden Teil beim Kirchenmusiker aus. Und als Musiklehrer bin ich nicht geeignet." Er will Ingenieur werden und nebenamtlicher Musiker bleiben.

So ähnlich sieht das aus Michael Wicklein aus Reckendorf. Der 16-Jährige hat zwar noch ein Jahr länger bis zum Abitur, aber die Musik soll für ihn immer "ein schöner Ausgleich" bleiben. "Wenn ich das hauptberuflich mache, werde ich sicherlich nicht immer meinen Spaß daran haben", meint der Jugendliche. Am Klavier kann Michael Wicklein seine Fingerbewegungen üben, aber für das Gesamtpaket und den Feinschliff muss er stets in die Kirche in Reckendorf gehen.

Zu oder zu kalt

"Die wird jeden Tag um 18 Uhr zugesperrt. Das war schon ein Problem während der Vorbereitung auf den Wettbewerb", gesteht Michael Wicklein. Genauso wie die Kälte. "An manchen Tagen war nach 45 Minuten Üben Schluss. Ich konnte meine Finger einfach nicht mehr bewegen."
Ende März werden Michael Wicklein und Jens Elflein beim Landeswettbewerb in Bayreuth antreten. 30 Jahre ist es her, dass Kirchenmusiker Wolfgang Schneider selbst einmal bei "Jugend musiziert" teilgenommen hat. Er erinnert sich: "Auf Landesebene herrscht da schon ein andere Wind!" Aber Schneider hat seine Schüler nicht zum Wettbewerb angemeldet, um Medaillen zu holen: "Ich habe es als Ansporn gesehen. Sie haben in den Monaten sehr intensiv gearbeitet und haben es ungeheuer weit gebracht. Sie können jetzt ihre Fähigkeiten selbst besser einschätzen."
Wolfgang Schneider freut sich, diese Ausnahmetalente begleiten zu dürfen. "Manchmal wartet man Jahrzehnte lang, bis man so gute Schüler wieder hat", gibt er zu. Die Literatur des Wettbewerbs werden die jungen Männer am Sonntag bei einem Preisträgerkonzert in Ebern vortragen. "Wenn die beiden ihre Toccaten spielen, wird es die Leute umhauen", verspricht Schneider jetzt schon. Michael Wicklein als auch Jens Elflein bevorzugen einen Stil ganz besonders: laut und schnell.

Infobox:
Konzert Am Sonntag, 15. März, um 17 Uhr, findet in der Stadtpfarrkirche St. Laurentius in Ebern das Konzert von Michael Wicklein und Jens Elflein statt. Die beiden spielen Werke von Johann Sebastian Bach, Johann Ludwig Krebs, Leon Boellmann, Flor Peters und anderen. Der Eintritt ist frei.

Ausbildung
Nähere Informationen zum Orgelunterricht in Rahmen der diözesanen Organistenausbildung erteilt Kirchenmusiker Wolfgang Schneider. Kontakt entweder per Telefon 09531/9427017 oder per Mail w.schneider@bistum-wuerzburg.de.