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Junge Frauen engagieren sich politisch im Landkreis Haßberge


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Mittwoch, 05. Februar 2014

Junge Damen treten in verschiedenen Gemeinden im Landkreis Haßberge an. Sie besuchten auch das Eberner Friedrich-Rückert-Gymnasium. Das macht sogar die Lehrer von einst stolz.
Lisa Schor hat sich nicht nur der Politikwissenschaft, sondern auch der Kommunalpolitik verschrieben  Fotos: Ralf Kestel


Sie wollen sich engagieren, was bewegen. Mit diesem Anspruch treten junge Damen in den verschiedensten Gemeinden im Landkreis auf unterschiedlichen Listen zur Kommunalwahl an. Sie sehen sich als "Sprachrohr ihrer Generation", wie es Nadine Schramm (20) aus Untermerzbach beispielsweise formuliert. Hannah Lang (19) aus Ebern ist schon seit dem 14. Lebensjahr an Politik interessiert, und kommt aus einer "politischen Familie", was auch für Barbara Hofmann aus Pfarrweisach gilt. Dies reklamiert auch der Vater von Lisa Schor (18) aus Kottendorf für sich und die Tochter.

Sie studiert sogar Politikwissenschaft an der Universität in Bamberg. Was ihren früheren Lehrer am Friedrich-Rückert-Gymnasium in Ebern, Daniel Heß, zunächst verblüfft ("Eigentlich hatte Sie Ethik"), aber genauso erfreut: "Unser Programm trägt Früchte."

Schulleiter freut sich über politisches Engagement

Das Programm steckt im Schulprofil und da steht ab der zehnten Klasse: "Erziehung zum mündigen Staatsbürger", sagt Schulleiter Klauspeter Schmidt, der sich "echt freut" über den politischen Einsatz der früheren Schützlinge. "Vielleicht hat ja der Unterricht den entscheidenden Impuls gegeben, wie die Schule schon vorher als Sprungbrett für politische Karrieren diente", mutmaßt Schmidt, dem dazu Namen wie Wilhelm Schneider, Steffen Vogel, Jochen Steppert, Sebastian Stastny und Fabian Weber einfallen. "Zwei unserer Schulabgängerinnen arbeiten auch in Abgeordnetenbüros in Berlin."

Einen Anstoß habe sicherlich die Veranstaltungsreihe "Begegnung mit der Politik" gegeben, ist sich Daniel Heß sicher, mit der man - überparteilich - Interesse an der Politik wecken wolle. "Und wenn die Schüler mal hautnah mit einem Minister zusammentreffen und dabei erkennen, dass der ein Mensch wie Du und Ich ist, gibt's schon mal eine Initialzündung", hat Heß am Beispiel von Johanna Hoyer ausgemacht, die den damaligen Kulturminister Dr. Heubisch (FDP) interviewte. Dass dabei auch kritischen Ansätze gewagt werden, hat nach Heß' Überzeugungen die Diskussion mit Grünen-MdB Fell gezeigt. "Da stellten Leute Fragen, die sich sonst im Unterricht eher nicht so oft zu Wort melden."

Politik im Schulalltag


Heß ist jedenfalls stolz darauf, dass sein Unterricht "eine Faible für Politik geweckt" habe, ist mit sich Direktor Schmidt aber auch einig, dass neben der Schule noch andere Faktoren wie Familie oder Freundeskreis eine Rolle spielen. "Aber unsere Berlin-Fahrten mit Besuch im Bundestag wie auch so ein Planspiel, wie Gesetze im Landtag entstehen. "Wir wollen in unseren Schulalltag so viele konkrete Begegnungen mit Politik einbauen, wie es nur geht."

Bei der politischen Schulung im Friedrich-Rückert-Gymnasium, unterstreicht Direktor Schmidt, würden alle demokratischen Parteien berücksichtigt. "Bei Radikalen beziehen wir aber klar Position, schließlich sind wir Schule mit Courage und ohne Rassismus."

Überparteilich sind auch die Stadtratskandidaten aus dem Lehrerkollegium, die sich in ihren Heimatgemeinden zur Wahl stellen: Michael Geuß (bei der CSU in Ebern), Rudi Hein (bei der FDP in Bamberg) und Klaus Kasper (Freie Wähler in Bad Staffelstein). Der mittlerweile ans Kultusministerium gewechselte Martin Pöhner führt die FDP-Liste in Bamberg an.

Pädagogen könnten Verstärkung bekommen

Im Eberner Stadtrat sind Pädagogen mit Uli Zettelmeier (SPD) und Sebastian Stastny (Junge Liste) bislang eine Minderheit. Sie könnten Unterstützung bekommen: Michael Geuß (CSU), Eckart Röß (FDP-Freie Bürger), Andreas Hümmer (EAL) und Philipp Arnold (Freie Wähler) treten ebenfalls an. Arnolds Vorgänger als Leiter der Mittelschule, Heinz Jung, schickt sich als Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz und Parteiloser gar an, als SPD-Kandidat Landrat im Kreis Bamberg zu werden. Der reicht bis Gerach, also in die Eberner Schulsprengel.