Junge Ebernerin ist Prüfungsbeste
Autor: Helmut Will
Ebern, Montag, 23. März 2015
Mit 1,07 hat Marie Wegner im von Männern dominierten Kurs 59 an der Schreinerschule in Ebern den besten Abschluss hingelegt. Schüler und Schule freuen sich beim Notendurchschnitt jeweils über eine gute "Zwei".
Noten verteilen in der Regel an Schulen nur die Lehrer. Nicht so an der Meisterschule Ebern für das Schreinerhandwerk. Die Absolventen des 59.Kurses konnten auch ihre Lehrkräfte und die Schule insgesamt bewerten. Dabei kam es fast zu einer Pattsituation. 1,93 lautete der Gesamtnotendurchschnitt der jungen Schreinermeister und -meisterinnen, die allesamt bestanden. Mit 2,01 bewerteten diese ihre Lehrkräfte und die Schule, wie Schulleiter Oliver Dünisch in seiner Rede bei der Meisterfeier sagte. Gewürdigt wurde auch das soziale Engagement des 59. Kurses an der Schule und besondere Leistungen erfuhren eine extra Würdigung.
Die besten Absolventen
Beste Absolventin ist Marie Wegner mit einem Notendurchschnitt von 1,07. Gleich drei Absolventen, Florian Bauereiß, Dominik Hagen und Jens Kirchner, alle mit dem Notendurchschnitt von 1,29, kamen auf den zweiten Platz. Sie wurden ebenso wie Jörg Czotscher, der für sein überdurchschnittliches Engagement den Sozialpreis erhielt, von Schulleiter Dr. Dünisch und Kursleiterin Halla Kondler ausgezeichnet.
Sebastian Mund, Bester in den kaufmännischen Fächern, konnte von Christian Senff, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen- Volksbank Ebern, einen Preis und einen Scheck in Empfang nehmen. Die praktischen Fähigkeiten von Dominik Hagen, wurden von einem Vertreter der Firma Dictum mit Werkzeugen im Wert von 200 Euro belohnt.
Halla Kondler, stellvertretende Schulleiterin, hatte die 22 jungen Schreiner - darunter zwei Frauen - als Kursleiterin knapp eineinhalb Jahre auf dem Weg zur Meisterprüfung begleitet. Am Sonntag konnten sie bei einer Feierstunde ihre Zeugnisse in Empfang nehmen.
Mit einem Gesamtnotenschnitt von 1,93, so lobte Schulleiter Oliver Dünisch, könne sich das Ergebnis sehen lassen. Leistungsbewertung durch die Schule sei unabdingbar, aber auch die Schule lasse sich bewerten, hole gerne ein Feedback ihrer Absolventen ein. "Sie haben uns mit 2,01 praktisch genauso gut bewertet wie wir sie. Die Rücklaufquote der Fragebögen lag bei 100 Prozent", sagte Dr. Dünisch. 18 hätten z.B. die Frage ob sie die Schule weiter empfehlen mit "Ja" beantwortet, drei mit "Nein" oder "Weiß ich nicht". "Ich danke auch für die konstruktive Kritik."
Besonderer Einsatz
Als "besondere Kursleistungen" hob Dünisch den Einsatz der Schüler beim Auftritt bei der Holzhandwerksmesse in Nürnberg im Jahr 2014 hervor. Zudem lobte er das soziale Miteinander im Wohnheim. Dünisch wünschte den Absolventen die Fähigkeit, für Ihre zukünftige Tätigkeit als Meister eine ausgewogene Balance zwischen dem rein Fachlichen und ihrer Funktion als Ausbilder, um ein gutes Arbeitsklima zu fördern.
Landrat Wilhelm Schneider (CSU) meinte: "Sie haben Ausdauer, Fleiß und Leistungswillen gezeigt, sie haben es geschafft, und ihre Meisterstücke zeigen, dass sie Freude an der Handwerkskunst haben."
Ein Lob hatte Schneider für die Meisterstücke: "Sie sind ein Augenschmaus und Spiegelbilder ihres handwerklichen Könnens." Stolz sei er als Landrat darauf, dass die Meisterschule einen guten Ruf habe und Schüler aus ganz Deutschland nach Ebern kämen. "Das zeigt mir, dass sich die Qualität unserer Meisterschule Ebern im Schreinerhandwerk herumgesprochen hat." Eine Sanierung des Gebäudes stehe an, wobei auch ein barrierefreier Zugang geschaffen werde. "Ihr Abschluss an der Meisterschule ist ein Anfang für neue Perspektiven, ganz gleich ob sie weiter studieren oder den Schritt in die Selbständigkeit machen", so Wilhelm Schneider.
Ebern ist offen
"In Ebern, unserem beschaulichen Städtchen, lässt es sich gut leben und lernen", sagte Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD). Die Schreinermeisterschule habe qualifizierte Lehrkräfte und ein gutes soziales Umfeld. Sie sei voll in die Stadt eingebunden und sie helfe der Stadt. "Da möchte ich nur die Entwürfe zum Jugendtreff nennen, die Möbel für das Freibad, für die Gedanken zum Büro des Bauhofes und aktuell für das Rednerpult in unserer Frauengrundhalle", sagte Hennemann. Er versicherte, dass Ebern offen sei und gerne Schüler aus vielen Regionen auf nehme. Zur Erinnerung hatte das Stadtoberhaupt für die Absolventen des 59. Kurses einen "Eberner Schlüsselanhänger" dabei.
Kursleiterin Halla Kondler fand, den 59. Kurs zeichne aus, dass er entspannt war. Langweilig sei es jedoch nie geworden und Seminare mit den Schülern seien für die Lehrer immer "spannend" gewesen. "Auch ich habe von ihnen gelernt", schloss Halla Kondler.
Absolvent Florian Bauereiß hielt die Schülerabschiedsrede, wobei er die gute Klassengemeinschaft und das gute Miteinander mit Lehrern und Schule hervorhob.
Tolle Schau
Den Gästen und Besuchern wurde bei der Meisterfeier ein Einblick in Schulalltag und Betriebsräume gewährt, die Meisterstücke konnten bestaunt werden. Die Absolventen gaben gerne Auskunft zu Fragen ihrer Meisterstücke.
Wem das beste Meisterstück gelungen ist, steht noch nicht fest. Das wird erst in vier bis sechs Wochen entschieden sein. Die Prüfungsergebnisse der HWK Würzburg in dieser Hinsicht stehen noch aus.
Großes Interesse zog das Meisterstück von Tobias Weck aus Stützengrün auf sich. Seine "Hub-Bar" ist nicht nur ein Hingucker, sondern auch ein technisches Meisterwerk. Einfach mal die Tür vom Barfach öffnen ist nicht. Um an die Spirituosen zu gelangen, ist Technik gefragt. Mittels einer App kann die Hub-Bar geöffnet werden, die sich wie von Geisterhand nach oben verschiebt und nach und nach die dort deponierten Getränke freigibt. Über so viel Innovation hatte auch Landrat Wilhelm Schneider gestaunt und seine Anerkennung gegenüber dem Konstrukteur zum Ausdruck gebracht.
Zeit "zum Herumspinnen"
"Gut 200 Stunden habe ich damit im elterlichen Betrieb verbracht, bis sie fertig war", erklärt der 24-jährige Tobias Weck auf Anfrage. Ihm hat es an der Schreinermeisterschule in Ebern recht gut gefallen, wobei er explizit den "familiären Umgang" nannte. "Zeit hatte man hier auch, um gestalterisch etwas "herumzuspinnen", lachte der Absolvent. Im beruflichen Alltag wäre das nicht möglich.
Geöffnet waren die Türen der Schreinermeisterschule am Sonntag ab elf Uhr. Ab hier und nach dem offiziellen Teil um 13 Uhr bestand für die Besucher Gelegenheit, sich bei einem Rundgang von den jungen Schreinern und Lehrern informieren zu lassen. Erläutert wurde zum Beispiel Modellbau mit CNC-Technik oder ein 3-D-Aufmaß-System.
Geduldig gaben die Abschlussabsolventen Auskunft über ihre Meisterstücke und Ideen, die sie bei der Fertigung mit einbrachten.