Druckartikel: Jürgen Hennemann spricht über die 100 Tage als Bürgermeister

Jürgen Hennemann spricht über die 100 Tage als Bürgermeister


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Freitag, 15. August 2014

Der Eberner Bürgermeister Jürgen Hennemann startete erfolgreich und tatkräftig in sein neues Amt.
Jürgen Hennemann an seinem neuen Arbeitsplatz, wo sich einige Aufgaben stapeln. Er ist seit dem 1. Mai der Bürgermeister der Stadt Ebern. Sein Maskottchen, der Lützel-Eber (rechts hinten), steht ihm dabei stets zur Seite bzw. schaut ihm über die Schulter.Foto: Ralf Kestel


"Ich werde ab 3. Mai 2014 nicht im Büro sein. Ich kehre frühestens zurück am 1. Mai 2020. Ich habe ab 1. Mai 2014 das Amt des Ersten Bürgermeisters der Stadt Ebern angetreten und bin deswegen bei FTE beurlaubt und hier nicht mehr zu erreichen." Nicht mehr im Büro? Die Abwesenheitsnotiz seiner früheren E-Mail-Adresse als Betriebsratsvorsitzender bei FTE trifft auch für den neuen Wirkungsbereich zu: Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) ist viel unterwegs. "Mehr als ich gedacht hatte", bekennt er im Sommerinterview nach 100 Tagen auf dem Rathaussessel, den er so wenig drückt.

Die vielen Termine lassen kaum mehr Freiräume, gibt Hennemann zu, der es dennoch locker an einem Samstagnachmittag schafft, vier verschiedene Veranstaltungen zu besuchen, zwei davon außerhalb des Stadtgebietes, um davon zu später Stunde auch noch Bilder und Meldungen auf Facebook abzusetzen. "Hoffentlich hält er das lange durch", sorgt sich schon Stellvertreter Harald Pascher (FDP).

Wie beurteilen Sie die ersten Tage im neuen Amt, welche Erwartungen wurden erfüllt, welche Aspekte waren ganz neu?
Jürgen Hennemann: Es macht richtig Spaß, die Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung läuft sehr gut und es herrscht eine prima Stimmung. Ich wurde gut aufgenommen, auch wenn ich nun von der Personalvertretungs- auf die Arbeitgeberseite wechselte. Das habe ich aber mit der Personalvertretung schnell abgesprochen. Ich habe als Praktikant schon fast alle Abteilung der Stadtverwaltung besucht, vom Kindergarten übers Standesamt bis zur Kämmerei, und dabei gesehen, welche Aufgaben anstehen und wo Probleme liegen. Dabei bin ich auf sehr offene Mitarbeiter getroffen, die wissen, wo die Problematik liegt und ich nicht mehr Leute einstellen kann, was ich gerne machen würde, aber der Prüfungsverband würde da nicht mitspielen. Vor Ort wird wirklich viel geschafft, das ist ein Riesenpensum. Neu war für mich, dass im Verwaltungsalltag immer mehr von den Staats-Behörden auf die Kommune abgewälzt wird.

Gab es schon Rückschläge, wo stößt ein Bürgermeister an Grenzen?
Jürgen Hennemann: Rückschläge gab es noch keine, aber der Bürgermeister-Posten ist mit einem anderen Beruf nicht vergleichbar. Da geht man nicht aus dem Betrieb raus und dann endet der Job. Egal, wann und wo du bist, wirst du als Bürgermeister angesprochen. Und es stehen mehr Termine an, als ich gedacht hatte. Der ganze Tag ist damit ausgefüllt. Im Durchschnitt sind das fünf bis sechs am Tag. Da muss ich mir noch Freiräume schaffen, um eigene Ideen abzuarbeiten und inhaltlich aufzuarbeiten. Meine E-Mails kann ich meist erst am Abend oder früh am Morgen abrufen.
Von einer Idee habe ich mich schon verabschieden müssen: den Bau eines Tierheimes im einstigen Mun-Depot der Bundeswehr. Das lässt sich aufgrund der Wünsche der Träger einfach nicht umsetzen.

Was hat sich von Ihren Zielen schon konkret umsetzen lassen?
Jürgen Hennemann: Der Termin für die Bürgersprechstunde wurde auf Dienstagnachmittag umgelegt und einmal im Monat geht's in einen Stadtteil. Da kommen viele Leute. Zuletzt in Bischwind waren es 22 zu Beginn am Dorfplatz. Und auch im Ämtergebäude war jede Sprechstunde bisher voll ausgebucht und dauerte stets länger als geplant. In der Verwaltung hat der Prozess zu mehr Selbstständigkeit schon eingesetzt, was meinen Posteingangsstapel spürbar verringert hat. In Sachen Bildung und Betreuung fand schon eine Gesprächsrunde mit allen Schulleitern statt. Das DFB-Minispielfeld wird an der Coburger Straße schnellstmöglich wieder aufgebaut, ein Provisorium steht schon zur Verfügung und wird von der Jugend angenommen. Der Krankenhaus-Förderkreis sowie die Altstadtfest-Arbeitsgruppe stehen vor der Gründung und ein Feuerwehrbedarfsplan wird von externen Experten erstellt. Im Herbst kommen die Vertreter aller Sozialverbände zusammen, um die Angeboten zu bündeln und wir werden uns auch ins unterfränkische Seniorennetz einklinken. Auch streben wir ein Verkehrskonzept quasi für den Altlandkreis Ebern an, wozu ich schon alle Bürgermeister-Kollegen, auch aus Oberfranken, eingeladen habe. Als Mitglied im Leader-Strategieteam schwebt mir dabei eine interkommunale Zusammenarbeit vor. Als neuer Vorsitzender des Zweckverbandes Burgenwinkel treibe ich auch die Verlagerung der Geschäftsstelle nach Ebern voran, auch wenn es noch Stimmen gibt, dass die in Altenstein besser angesiedelt wäre.

Wie beurteilen Sie das Klima im Stadtrat?
Jürgen Hennemann: Das ist gut. Alle ziehen mit, und die Sacharbeit ist angelaufen. Alle Mitglieder bringen sich ein. Bislang haben schon zwei Seminare zur Stadtratsarbeit stattgefunden. Im Frühjahr gehen wir in Klausur, um in einem Workshop ein Leitbild für die Arbeit in den nächsten Jahren zu entwickeln, wozu auch eine Änderung des Flächennutzungsplanes gehört, der schon 30 Jahre alt ist. Wenn man den ändern will, muss man vorher die Ziele definieren. Dazu gehört auch die Rücknahme von Baugebieten, um die Ortskerne zu stärken.

Was war bisher die erfreulichste Erfahrung?
Jürgen Hennemann: Das sind die vielen Begegnungen mit Menschen, sei's bei Geburtstagen oder auf der Straße, wenn ich als Bürgermeister komme und überall freundlich aufgenommen werde und immer noch zur Wahl gratuliert werde.

Wurden Sie schon persönlich enttäuscht?
Jürgen Hennemann: Nein, Enttäuschung gab es noch nicht. Die Teilnahme am Waldgang des Stadtrates war mir aber zu dürftig.

Was sind Ihre nächsten Pläne?
Jürgen Hennemann: Ganz klar: Das innerstädtische Verkehrskonzept und die Struktur des Altstadtfestes werden zunächst intern in der Verwaltung abgestimmt und dann in einer Bürgerversammlung weitere Anregungen eingeholt. Das Bürgernetz der Sozialverbände steht ebenso auf der Agenda wie ein Belegungskonzept für die Frauengrundhalle und eine freundlichere Konzeption für das Bürgerbüro. Auch brauchen wir innerhalb der Verwaltung einen Ansprechpartner für EDV, Homepage und Öffentlichkeitsarbeit, was bisher meist so nebenbei passierte.