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Jetzt soll das Internet richtig durchstarten


Autor: Günther Geiling

Köslau, Mittwoch, 15. Oktober 2014

Am Internet lahmt's, und doch sieht sich der Landkreis Haßberge in einer Vorreiterrolle. Am großen Finanzpaket, das der Freistaat Bayern für den Breitbandausbau zur Verfügung stellt, will er nämlich im großen Umfang partizipieren. In die 26 kommunen sollen zusammengenommen rund 18.9 Millionen Euro fließen.
Informationen aus erster Hand erhielten die Veranstaltungsteilnehmer von CSU-Vorsitzenden Uwe Stubenrauch, MdL Steffen Vogel, MdL Sandro Kirchner, Landrat Wilhelm Schneider und Königsbergs. Bürgermeister Claus Bittenbrünn.  Fotos: Günther Geiling


Kann ein leistungsfähiger Breitbandausbau und Internetanschluss den weiteren Wegzug von Bürgern stoppen und auch das Kleingewerbe halten? Wenn man den Aussagen der Politiker und vieler Bürger Glauben schenken darf, dann ist dies der Knackpunkt. Dies wurde deutlich bei einer CSU-Veranstaltung über den "Breitbandausbau im ländlichen Raum" im "Alten Rathaus" von Köslau, das bis auf den letzten Platz gefüllt war und wo sich alle einig waren, dass die Investition von 18,9 Millionen Euro von entscheidender Bedeutung für die zukünftige Entwicklung des Landkreises Haßberge ist.

CSU-Vorsitzender Uwe Stubenrauch definierte das Ziel: "Jetzt gilt es für Königsberg zu verhindern, dass der Anschluss an die technische Entwicklung verloren geht.

Der Landkreis gilt als Zugpferd im Breitbandausbau und hier müssen wir dabei sein." So sei es erfreulich, dass der Stadt im neuen Förderprogramm 840 000 Euro an Fördermitteln in Aussicht gestellt wurden. Dennoch sei es das Ziel für Königsberg, 90n Prozent Förderung zu bekommen.

CSU-MdL Steffen Vogel merkte an, dass die Politik auf die Entwicklung des Raumes bedacht sei und da sei das "Thema Breitband" eine Kernforderung. Nach den bisherigen Förderrichtlinien wäre der ländliche Raum hinuntergefallen, weil eigentlich die Firmen im Vordergrund gestanden hätten. "Zum Glück ist das nun anders, denn auch der Bürger hat einen Anspruch darauf, und jede Ortschaft hat einen Bedarf. Mit 500 000 Euro wäre die Stadt Königsberg nicht zurechtgekommen. Nun wurde für die Stadt die Höchstgrenze auf 840 000 Euro angehoben, und durch einen Verbund erhalte die Stadt noch einmal 50 000 Euro hinzu. Damit können laut Vogel "18,9 Millionen Euro in unseren Landkreis kommen von den 1,5 Milliarden Euro, welche der Freistaat Bayern zur Verfügung stellt. Wenn die Kommunen ihre Aufgaben erledigen, könnten in zwei Jahren alle Gemeinden versorgt sein."

Alle Im Gleichschritt

"Dieses Thema ist wichtig für Königsberg, aber auch für den ganzen Landkreis. Wir wollen alle Gemeinden im Gleichschritt weiter entwickeln und dafür sorgen, dass mindestens 30 oder noch besser 50 Mbit pro Sekunde erreicht werden. Wir sind diejenigen, die noch mehr Tempo geben und bei den ersten dabei sein wollen", schob Landrat Wilhelm Schneider nach. Als Landkreis habe man seine Hausaufgaben gemacht. Nun komme es darauf an, dass man vorne dabei sei und von besseren Angeboten der Firmen profitiere.

Der neu gewählte Bürgermeister der Stadt Königsberg, Claus Bittenbrünn (FWG) ,stellte heraus, wie wichtig die Versorgung mit einem schnellen Netz für den ländlich geprägten Raum sei und verband damit die Hoffnung, das der Wegzug gestoppt und dass vor allem auch das Kleingewerbe gehalten werden könne. Dafür müssten nun die Möglichkeiten geschaffen werden. Die Stadt Königsberg wolle ankurbeln, wozu man auch Breitbandpaten Johannes Mücke im Boot habe.

Als fachkundiger Spezialist erwies sich CSU-MdL Sandro Kirchner aus dem Wahlkreis Bad Kissingen/Rhön Grabfeld, selbst Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik, und einziges unterfränkisches Mitglied im wichtigen Ausschuss für Wirtschaft und Medien, Infrastruktur, Bau und Verkehr, Energie und Technologie. Er wies auf die Notwendig des Breitbandausbaues hin, "denn die Entwicklung verläuft sehr schnell. Fernsehen wird immer beliebter übers Internet, die Datenvolumen der Betriebe werden immer größer und nach oben sind keine Grenzen gesetzt." Die Versorgung im ländlichen Raum sei "suboptimal". Ebenso sei das 1. Verfahren zu komplex gewesen. Das Land Bayern greife nun in vollem Umfang in den Fördertopf und stellt dafür 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung."

Einmalige Chance

Diese einmalige Chance hätten auch die Gemeinden erkannt, denn 1058 Kommunen seien in das Verfahren eingestiegen, seien schon bei der Markterkundung und teilweise vor dem Zuwendungsbescheid. Bis zum Jahre 2018 laufe die Förderung, um folgende Ziele zu erreichen: Glasfaser soll näher an die Endkunden kommen, neue Chancen für den ländlichen Raum und damit ein wichtiger Beitrag für gleichwertige Lebensverhältnisse in Bayern.
Auch MdL Sandro Kirchner sah im Breitbandausbau eine Chance für den ländlichen Raum, die man nutzen müsse. "Der ländliche Raum hat mehr Fläche, mehr Arbeitskräfte, ausreichend und kostengünstige Fläche für Betriebsansiedlungen und mit dem Internet und dem Breitband haben wir genügend Anreize und Vorteile gegenüber dem Ballungsraum."

Der CSU-Abgeordnete erinnerte daran, dass Königsberg in der ersten Tranche 95 000 Euro für einen Ausbau auf 10 Mbit/Sek für die Stadtteile Kottenbrunn, Römershofen, Hofstetten, Holzhausen und Junkersdorf bekommen habe. Nun nehme die Stadt jedoch am Förderverfahren teil, bei dem sie auf 80 Prozent und damit auf eine Fördersumme von 840 000 Euro komme. Darüber sollte man froh sein. Sogar Abschlagszahlungen an die Gemeinden und eine Förderung eines vorzeitigen Baubeginns gebe es.

Landrat Wilhelm Schneider ergänzte noch, dass man bei einer interkommunalen Zusammenarbeit noch einmal 50 000 Euro mehr abrufen könne und das mache Königsberg ja mit der Stadt Zeil. "Im Benchmarking mit anderen Landkreisen haben wir einen starken Vorsprung und wir wollen auf jeden Fall schneller sein als die anderen", sagte er. Dabei gab er auch den Tipp, bei gegenwärtigen oder anstehenden Tiefbaumaßnahmen Leerrohre zu verlegen. Er hoffe, dass auch der Stadtteil Köslau bald schnelles Internet habe.

Jeder will surfen

Wie sehr inzwischen ein leistungsfähiger Breitbandausbau das Leben der Bürger bestimmt und sich auch auf die Entwicklung einer Ortschaft auswirken kann, zeigten die zahlreichen Diskussionsbeiträge von Bewohnern.
Ein junger Bürger sagte, "ich bin gerade bei der Überlegung, ob ich von hier wegziehen soll, weil für mich der Breitbandausbau entscheidend ist." Ein Ehepaar, das vor kurzem eine schöne Ferienwohnung ausgebaut hat und im alten Brauhaus noch weitere folgen lassen will, erzählte von den Feriengästen, welche von weit her kommen und die Ruhe und abwechslungsreiche Landschaft schätzen. "Es kommen Leute aus Norddeutschland oder auch von Wien. Die kommen aber heute mit iPad, Tablets, Smartphone und allen möglichen technischen Geräten und wollen verbunden sein. Dann kommen sie am Morgen zu mir und sagen: Ich kann ja hier nicht einmal meine Zeitung online lesen." Damit habe man sie trotz aller anderen guten Voraussetzungen als Urlaubsgäste wieder verloren.

Ein anderer Bürger stellte die Forderung auf, "dass eine Ortschaft lebenswert bleiben muss. Dabei darf man nicht allein auf Breitband und Internet schielen, sondern müsse auch andere Förderungen im Ort umsetzen. Unsere Grundstücke sind ja oft nicht einmal richtig erschlossen und wenn ich telefonieren will, muss ich mit meinem Handy auf den nächsten Berg laufen."
Damit wurden auch die Dorferneuerungsmaßnahmen in den Stadtteilen wie Köslau, Kottenbrunn oder auch Holzhausen als sehr dringend angesprochen.
Aus Dörflis wurde die Frage in den Raum geworfen, ob es nicht sinnvoll sei, andere Lösungen für das schnelle Internet zu überprüfen, "damit auch Dörflis etwas davon hat. Bisher hat sogar einer sich selbst einen Mast gebaut. Aber warum können wir nicht auch die Kirchturmspitze von Dörflis für eine gute Verbindung und einen Plan B ins Kalkül ziehen?"

Die Bürger bewegten viele weitere Fragen. "Kann unsere Stadt es überhaupt schaffen 1 Mio Euro dafür aufzuwenden?" Dem entgegnete 1. Bürgermeister Claus Bittenbrünn, dass man für die Stadt hoffentlich nur Mittel zwischen 100 000 Euro und 200 000 Euro einsetzen müsse. "Das hängt jetzt von den Angeboten ab, die wir bekommen. Wir wollen dies auf jeden Fall unseren Bürgern ermöglichen und diese Summe auch in den Haushalt einstellen." "Wie werden die Leitungen ausgeführt und müssen sogar wieder neue Straßen aufgerissen werden" oder "wie kann jemand jetzt schon bei einer Baumaßnahme Vorbereitungen für sein eigenes Grundstück treffen?" waren nur einige der Fragen, welche die Bürger konkret interessierten.