Druckartikel: "Jeder muss seinen Weg finden"

"Jeder muss seinen Weg finden"


Autor: Sabine Weinbeer

Haßfurt, Freitag, 31. Oktober 2014

Die Malteser-Hospizgruppe begleitet im Kreis Haßberge seit fünf Jahren Sterbende und hilft Trauernden. Der Prozess des Abschiednehmens ist sehr individuell.
Sie helfen Trauernden im Malteser-Trauertreff: Gisela Bower, Daniela Böhm, Roswitha Fliege und Elfie Trautvetter-Ferg.  Foto: Sabine Weinbeer


Wenn jemand einen lieben Menschen verliert, dann fällt er oft nach dem ersten Schrecken und der Organisation der Beerdigung in ein tiefes Loch. Trauer will bewältigt werden. Hilfe in diesem Prozess bietet der Trauertreff der Malteser-Hospizgruppe in Haßfurt seit nunmehr fünf Jahren an.

"Jeder trauert anders, jeder muss seinen Weg finden, wir bieten Begleitung an", erklärt Gisela Bower, die als Trauerbegleiterin der ehrenamtlichen Gruppe seit der Gründung angehört. Trauer kann einsam und krank machen, Angst auslösen. Trauernde fühlen sich oft ausgegrenzt, unverstanden und alleingelassen.

Der Trauertreff bietet in einem geschützten Rahmen die Begegnung und das Gespräch mit anderen Trauernden und den ausgebildeten Hospiz-Begleiterinnen. Jeder ist willkommen, der einen Partner, Angehörigen oder anderen lieben Menschen verloren hat.

"Wir begleiten die Gespräche und versuchen, die Betroffenen bei der Bewältigung und Verarbeitung ihrer Trauer zu unterstützen, aber wir können keine Therapie ersetzen", betonen die Hospiz-Begleiterinnen.

Daniela Böhm, Roswitha Fliege, Gisela Bower und Elfi Trautvetter-Ferg bereiten gerade das nächste Treffen am Dienstag, 4. November, vor. Immer am ersten Dienstag im Monat wird ein Raum im Bürgerbüro der Stadt Haßfurt im alten Rathaus von 15 bis 17 Uhr zum Trauertreff. Die Teilnehmer schätzen den neutralen Raum und die Anonymität im Bürgerbüro. Die Menschen, die kommen, sind sehr unterschiedlich. Bei manchen ist der Sterbefall sechs Wochen, bei anderen Jahre her.

Es darf auch gelacht werden

Die Trauerberaterinnen bemühen sich, den Teilnehmern auch Alltagshilfen an die Hand zu geben - und natürlich darf bei Kaffee und Tee auch gelacht werden. Der Weg soll ja wieder in die Normalität führen.

Das vorrangige Ziel der Trauerberaterinnen sei "das Überleben des Trauernden", erklärt Gisela Bower. Die Trauernden müssten den Verlust akzeptieren können. Dazu gehöre, den Trauerschmerz mit allen Gefühlen zu durchleben. Der Tote müsse einen neuen Platz finden, sagen die Begleiterinnen, und ebenso müsse sich der Überlebende in seinem Leben neu orientieren, in dem der Andere jetzt fehlt.

Professioneller Austausch

Auch die Trauerberaterinnen treffen sich einmal jährlich zum Austausch. Kooperationspartner sind die Malteser-Hospizgruppen, Pfarreien, Altenheime, Krankenhäuser, Bestattungsinstitute, Ärzte und der Seniorenbeirat der Stadt Haßfurt. Die Trauerbegleiterinnen betonen, dass der Trauertreff ein Angebot für die Bürger im gesamten Landkreis ist, unabhängig von Religionszugehörigkeiten oder Weltanschauungen. Anmeldung ist nicht nötig, das Angebot ist kostenfrei, und natürlich sind die Begleiterinnen zur Verschwiegenheit verpflichtet.