"Jedem auf Augenhöhe begegnen"
Autor: Günther Geiling
Ebelsbach, Mittwoch, 25. Mai 2016
Ebelsbachs Pfarrer Maciej Rusin wurde vor 25 Jahren zum Priester geweiht. Der gebürtige Pole hat sich längst in Franken eingelebt.
Pfarrer Maciej Rusin feierte in dieser Woche das silberne Jubiläum seiner Priesterweihe, ein Ereignis, das die Pfarrgemeinde am 5. Juni mit einem Festgottesdienst, einer Kirchenparade und einem Empfang feierlich begehen will. Maciej (polnisch für Matthias) Rusin ist derzeit Pfarrer von Ebelsbach und Stettfeld sowie Kuratus von Steinbach in der Pfarreiengemeinschaft "Maintal-Heilige Länder Kirchlauter". Ein Gespräch.
Wie oder durch wen sind Sie zum Priesterberuf gekommen?
Maciej Rusin: Natürlich war unsere Familie sehr christlich, aber eigentlich bin ich durch unseren Ortspfarrer dazu gekommen.
Er war ein guter Seelsorger, guter Hirte und ein gutes Vorbild für mich, weil er immer für die Menschen da war und sich Zeit für die Menschen nahm.
Aber ohne Zweifel war damals auch unser Papst Johannes Paul II eine Stimme zum Aufbruch und viele junge Leute haben diese Berufung gehört. Dieser Papst war ein starker Impuls. 51 junge Burschen hatten sich für Priesterseminar entschieden und von ihnen sind dann auch 38 zum Priester geweiht worden, drei davon aus unserer Gemeinde vor Ort.
Mit 25 Jahren sind sie zum Priester geweiht worden und waren dann sieben Jahre als Kaplan in Polen tätig.
Es hat damals eine politische Veränderung stattgefunden und auch die Kirche hat sich neu strukturiert mit neuen Diözesen. So ist die Diözese Kalisz neu entstanden und ich bin von der alten Diözese in die neue versetzt worden. Das war schon eine Veränderung. Trotzdem habe ich eine neue Herausforderung gesucht.
Zur gleichen Zeit saß ich über Kursen und habe eine Doktorarbeit geschrieben. Aus wissenschaftlichen Gründen besorgte ich mir als "Aushilfe in der Diözese Würzburg" dazu auch die entsprechende Literatur an der Universität Würzburg.
Wie und wann blieben sie dann in Deutschland als Priester hängen und welches Motiv steckte dahinter?
Ich war als Aushilfe auch zwei Monate in Knetzgau tätig und da lernte ich Cäcilie Düring kennen. Sie war eine so gute Frau, hat mir auch die Sprache beigebracht, hat gut gekocht und menschlich kam ich gut mit ihr zurecht. Diese Frau hat mir dann nahegelegt, nach Deutschland zu kommen. Sie meinte: Ihr seid doch so viele Priester in Polen, aber bei uns besteht Priestermangel.
Es gab damals wirklich viele Priester in Polen und man musste unter anderem 25 Jahre lang warten, um auf eine Pfarrerstelle zu kommen. In einer Art Bauchentscheidung habe ich Cäcilie Düring dann als Köchin mit nach Kitzingen (Sankt Vinzenz) und nach Würzburg (St. Gertraud) genommen. Als ich Pfarrer von Ebelsbach wurde, kam sie auch hier mit. Leider ist sie vor vier Jahren, allerdings in hohem Alter, verstorben.
Wie sehen sie ihren Dienst in der Pfarrgemeinde?
Der Dienst ist natürlich eine große Herausforderung und ein Spagat als gerechter Verwalter der Leitung und des liturgischen Dienstes auf der einen Seite und dem Seelsorgedienst auf der anderen Seite. Das ist nicht so einfach, denn man ist ja auch nur ein Mensch.
Wichtig erscheint es mir dabei, jedem auf Augenhöhe zu begegnen. Dennoch will ich mich auch nicht in eine Ecke zwängen lassen und habe natürlich auch Ecken und Kanten. Dabei möchte ich versuchen, den Glauben als guter Hirte eins zu eins weiter zu geben. Zu den Menschen auf der Straße muss aber auch das Menschliche greifen und ich will meine Hilfsbereitschaft zeigen.
Ebenso bedeutsam ist es für mich, die Kinder und Jugendlichen zu begleiten. Das findet vor allem mit den Kommunionkindern statt und ansatzweise auch mit den Ministranten.
In diesem Zusammenhang erinnere ich an meinen Weihespruch von Paulus an die Römer 14, 7-9 "Keiner lebt sich selber und keiner stirbt sich selber", der die Begleitung für das ganze Leben verspricht. Auch mein Weihetag zwischen Dreifaltigkeitstag und Fronleichnam hat die tiefe Bedeutung, dass wir einerseits Gott erkennen können und die Eucharistie dafür ein Zeichen für uns ist.
Was ist hier in den Pfarrgemeinden in Deutschland anders und worauf muss man sich einstellen?
In Franken und in Deutschland ist der Glaubensansatz natürlich der gleiche, aber die Kirche ist anders verankert. Außerdem ist hier in Ebelsbach die Ökumene historisch belegt. Da ist es gut, dass der evangelische Pfarrer Gregori Kontakt mit mir sucht und ich auch bei ihm. Wir tauschen uns aus, um Wege zu Lösungen zu finden. Die Ökumene ist etwas Wertvolles. Dabei muss man die Freiheit nicht begrenzen, aber den Kern des Katholischen sollte man schon zeigen. Es ist auf jeden Fall wertvoll, dass beide Kirchen existieren.
Die Fragen stellte unser
Mitarbeiter Günther Geiling
Werdegang
1966 in Kolo/Polen geboren, studierte er im Priesterseminar Woclawek und an der Theologischen Universität Lublin. Bischof Henry Muszynski weihte ihn am 25. Mai 1991 in Woclawek zum Priester. Danach war er Kaplan in Kalisz und Byczana und promovierte an der Päpstlichen Theologischen Fakultät in Posen.
1998 kam Rusin in die Diözese Würzburg, wo er zunächst mitarbeitender Priester in Kitzingen und Kaplan wurde. Seit 2009 ist er Pfarrer von Ebelsbach.
Aufgaben
Zur neuen Struktur- oder auch Pfarreienreform in der Diözese Würzburg oder auch im Raum Ebelsbach wollte sich Pfarrer Rusin nicht äußern. Er hat ja ja jetzt schon zur Pfarrei Ebelsbach zusätzlich die Pfarrei Stettfeld und die Kuratie Steinbach zu betreuen.
Im Moment wird schon hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, dass nach dem Weggang von Pfarrer Martin Wissel aus Kirchlauter auch noch das Gebiet der "Heiligen Länder" (Pfarrei Kirchlauter) zum Pfarrsprengel dazukommt - in welcher Form und mit welchem Personal auch immer.
Feier
Die Pfarreiengemeinschaft "Maintal - Heilige Länder, Kirchlauter" lädt zur Feier des Priesterjubiläums für Sonntag, 5. Juni, um 10 Uhr nach Ebelsbach ein. Die Feier beginnt mit einer Kirchenparade und einem Festgottesdienst, bei dem auch die Glückwünsche überbracht werden. Im Anschluss ist ein Stehempfang geplant. Die Blaskapelle Harmonie und die Stettfelder Blasmusik spielen dazu auf.