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Jäger rücken den Naturschutz in den Fokus


Autor: Günther Geiling

Ebern, Montag, 24. April 2017

Die Jäger aus der Kreisgruppe Ebern bekennen sich zum Schutz der Umwelt und der Schaffung von naturnahen Lebensräumen. Für den Ansatz gibt es viel Lob
Für die musikalische Umrahmung sorgte die "Jagdhornbläsergruppe", die wegen ihrer Erfolge bei Wettbewerben und der Aufrechterhaltung "alter Väter Sitte" gelobt wurde.


Nicht nur um die Trophäen aus dem Jagdjahr und die Erfüllung von Abschussplänen ging es diesmal bei der öffentlichen Hegeschau des Bayerischen Jagdverbandes der Kreisgruppe Ebern in der Rösler-Kantine in Memmelsdorf. Auch der Naturschutz und die Bewahrung des gesamten Wildlebensraumes waren Themen. Dabei setzen die Jäger aus dem Eberner Bereich auf gute Zusammenarbeit mit Land- und Forstwirten, den Naturschützern und Imkern.

Kreisvorsitzender Helmut Sieghörtner sagte: "Wenn es um den "Wildlebensraum geht, dann betrifft dies nicht nur die Wildarten der Jagd, sondern alle Tiere und Lebewesen", und spannte dabei den Bogen zum Thema des Abends.
Untermerzbachs Bürgermeister Helmut Dietz (SPD) wies in einem Grußwort darauf hin, dass die Gemeinden gerade ein Entwicklungskonzept erstellen und in der "Baunach-Allianz" auch die Natur stark eingebunden werden solle. "Wir leben ja in einer wunderschönen Landschaft. Die Touristen bestätigen dies uns immer wieder. Ich bin überzeugt davon, dass die Jäger die aktivsten Natur- und Umweltschützer sind und beim Wildbestand immer die Landwirtschaft und Natur gleichermaßen im Auge behalten."


Vielfalt an der Baunach

Im Gemeindegebiet von Untermerzbach gebe es fünf Jagden und zwei Angliederungsjagden. Er hielt es für wichtig, dass man Räume schaffe, in denen sich die Natur aufbauen und anschaulich entwickeln könne. Dieses Thema sei wichtiger denn je.

Michael Groß stellte das Biodiversitätsprojekt "Vogelvielfalt an der Baunach" vor und meinte "Jagd ist angewandter Naturschutz. Jagd ist natürlich auch Jagdnutzung, aber dabei muss ich auch die Natur schützen und die Lebensräume mit einbeziehen. Dazu gehören alle Tiere." Als Beispiel erwähnte er die Rebhühner, die für ihren Nachwuchs Insektennahrung bräuchten. Wenn man spritze, habe man diese Nahrung jedoch nicht mehr.


Projekt für Wiesenbrüter

Anfang und Auslöser der ganzen Bemühungen sei das "Wiesenbrüterprojekt" gewesen und inzwischen wisse man viel mehr und habe im Gebiet zwischen Kraisdorf und Lohr die Lebensgemeinschaft "Wiese und Aue" für Vögel, Insekten und Pflanzen gleichsam als Trittsteinbiotop. Es seien damit Nahrungsbiotope geschaffen für Brutvögel, Nahrungsgäste und Durchzügler. Aber es gehe auch um die Erhaltung und Verbesserung der Pflanzenvielfalt und Verbesserung des Hochwasserrückhaltes. Eine besondere Begründung des Projekts liege in seltenen Vogelarten, in einer artenreichen Flora und im Vorkommen sehr selten gewordener Insekten.

Es gebe hier noch eine reiche Insektenfauna mit der Sumpfschrecke, dem dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling oder der Schwanenblume. Nicht zu vergessen sei auch das Vorkommen von 22 Libellenarten, von denen die grüne Flussjungfer oder der südliche Blaupfeil "Rote-Listen-Arten" seien.Zudem sprach Groß von einem reichen Vogelvorkommen


Reiches Vogelvorkommen

Nach entsprechenden Kartierungen treffe man hier auf 35 Brutvögel, 36 Gastarten, neun Durchzügler, 27 Nahrungsgäste und insgesamt 77 Vogelarten. In der Vogelwelt hob Groß mit Bildern insbesondere das Blaukehlchen, die Rohrweihe, den Flussuferläufer, den Wendehals, den Wiesenpiper oder den Eisvogel heraus. Der Schwarzstorch sei schon Nahrungsgast und den Weißstorch versuche man anzusiedeln.

Man müsse aber auch eingestehen, dass manchmal auch schon der Biber anderweitige Bemühungen zunichtemache. In den letzten Jahren habe man in diesem Bereich über die "Wildland-Stiftung" Grundstücke gekauft und auf der großen Gemeindeweise ein Biotop angelegt. Dies wolle man weiterführen.


Lob für die Jäger


Die Wildlebensraumberaterin der Regierung von Unterfranken, Anne Wischmann, lobte dieses Projekt ganz besonders und wünschte sich, noch mehr solche Flächen umzusetzen. Sie sprach dem Bayerischen Jagdverband ihre Anerkennung aus, "denn ohne Ihren Verband gäbe es auch die Stelle als Wildlebensraumberaterin nicht." Sie arbeite sehr eng mit Landwirten, Jägern und dem Naturschutz zusammen und es gebe viele Möglichkeiten, etwas zu bewegen.


Große Stellschraube

Natürlich müssten Rahmenbedingungen beachtet werden. Aber es sei schon positiv, wenn man den Vorschriftendschungel durchblicke. Die Qualität des Lebensraumes bezeichnete sie als große Stellschraube, an der man arbeiten könne.

Dabei ging sie auf den Vertragsnaturschutz ein, die Umwandlung von Ackerland in Grünland, Blühflächen, die Erneuerung von Hecken oder auch das Anlegen von Streuobstweisen. "Ein artenreiches Grünland wäre natürlich ein sehr hoher Ansatz. Je blütenreicher etwas ist, desto mehr Insekten tummeln sich hier." Für wichtig erachtete sie die Gewässer- und Erosionsschutzstreifen an Gewässern, die finanziell gefördert würden. Auch für das Anlegen von Blühflächen gebe es Fördermittel. Dabei habe der Regierungsbezirk Unterfranken schon die meisten Blühflächen in Bayern. Auch hinsichtlich des Greenings gebe es Umsetzungsmöglichkeiten wie das Stilllegen oder Schaffen von Puffer- oder Waldrandstreifen. Neue Ansätze seien Blühstreifen oder Bejagungsschneisen bei Mais.


Die Vielfalt der Jagd

Landrat Wilhelm Schneider (CSU) meinte, dass sich in der Kreisgruppe Ebern noch die vielfältigen Seiten der Jagd zeigten und nicht nur die klassischen Kernbereiche der Jagd abgegrast würden. "Damit bewegen sie sich ein gutes Stück weg vom althergebrachten Bild des Jägers, das noch in manchen Köpfen steckt. Jagd und Naturschutz sind zwei Begriffe, die für manche Leute nicht so ohne weiteres zusammengehen.
Dabei ist der Bayerische Jagdverband bereits seit Jahren ein staatlich anerkannter Naturschutzverein." Man stehe aber nicht in Konkurrenz mit diesen Organisationen wie Bund Naturschutz oder Landesbund für Vogelschutz, vielmehr sei jeder Verein in seinen Schwerpunkten "naturschützerisch" tätig.

Als besondere Beispiel hob der Landrat das Wiesen-Brüterprojekt an der Baunach bei Kraisdorf heraus, wo Revierinhaber, die "Wildlandstiftung Bayern", das Landratsamt und das Wasserwirtschaftsamt unbürokratisch zusammenarbeiten, um die biologische Vielfalt in diesem Bereich zu stützen. Auch die Gemeinde Pfarrweisach, die Grundbesitzer und nicht zuletzt die Landwirte als Bewirtschafter des Ufergrundstückes würden hier an einem Strang ziehen.


Bürger ziehen mit

Die Umsetzung solcher Integrierter Ländlicher Entwicklungskonzepte, so Wilhelm Schneider, werde erst durch die Tatkraft der Bürger vor Ort möglich. Nur wenn deren Ideen mit eingebracht würden, sei das Konzept auch tragfähig und letztlich sinnvoll für die Region.

Der Imker-Kreisvorsitzende Jürgen Schubert nahm kurz zu Bienen und zur Imkerei Stellung und zeigte mit der Varroamilbe, den Pestiziden im Bereich der Landwirtschaft und dem mangelnden Nahrungsangebot drei Problembereiche auf. Allerdings gebe es auch ermutigende Zeichen, wie das Projekt des "blühenden Landkreises".
Ein wichtiger Punkt war der Bericht von Jagdberater Hans Stark über das abgelaufene Jagdjahr.


Die Strecke

"Natürlich jagen wir auch und wollen auch Beute machen. Das gehört dazu." Man versuche mit dem Schwarzwild so zu verfahren, dass auch die Landwirtschaft damit leben kann. Im Übrigen sprach er von einem deutlichen Rückgang von 561 auf 398 erlegte Tiere. Beim Rehwild seien die Abschusspläne zwischen 95 und 106 Prozent erledigt worden, bei insgesamt 1303 Abschüssen, die sich auf 356 Böcke, 505 Geißen und 442 Kitze verteilten. Auf seiner Streckenliste vermerkte er auch 291 Füchse (Vorjahr 368), 288 Hasen (Vorjahr 390) und gar nur fünf Hühner und keinerlei Gänse, während es bei den Wildenten von 445 auf 505 nach oben ging.

Die Hegeschau der Kreisgruppe Ebern bezeichnete Hans Stark als vorbildlich, weil hier auch andere Verbände mit einbezogen würden und man sich damit nach außen öffne. Er streifte aber auch die allgemeine Jagdpolitik und das Waffenrecht. Besonders erfreulich sei, dass es im abgelaufenen Berichtszeitraum keine Unfälle und Vorkommnisse in Zusammenhang mit der Jagdausübung gab.
Die Biberschäden würden mehr und manche riefen sogar schon wieder nach seiner Aufnahme ins Jagdrecht. Dagegen sträube sich aber der Jagdverband. Es gebe aber auch schon viele Ausnahmegenehmigungen bei Schäden.


Gewicht erhöht

Bei der Trophäenprämierung hob Kreisvorsitzender Helmut Sieghörtner positiv hervor, dass sich das durchschnittliche Gewicht erhöht habe. Mit einem Gewicht zwischen 315 und 350 Gramm wurden Trophäen aus den Revieren Altenstein, Eckartshausen, Lußberg und Fierst mit "Gold" ausgezeichnet. Die Jagdhornbläsergruppe Ebern umrahmte die Hegeschau.