"Isses des? Ja, des isses!"
Autor: Ulrike Langer
Eschenau bei Haßfurt, Sonntag, 28. Sept. 2014
Die Ausstellung "Desisses" zeigt die Werke verschiedener Künstler in Eschenau.
Desisses" heißt die jüngste Ausstellung in der Galerie im Saal, die mit ihrem fränkischen Mundart-Titel nicht nur eine Würdigung des Künstlers Ruthard Fella aus Nassach zu seinem 70. Geburtstag und des Künstlers Helmut Droll aus Euerbach darstellt. Der Satz "des iss es" gilt auch für das Galeristenehepaar Eleonore Schmidts-Stumpf und Egon Stumpf.
Immerhin haben sie vor 15 Jahren ihre erste Kunstausstellung in der eigenen Galerie eröffnet und dort seitdem 37 Ausstellungen und neun weihnachtliche Kunstmärkte eröffnet. Doch sie organisierten und betreuten auch im Schloss Oberschwappach 25 Ausstellungen und übernahmen ungezählte Kuratien und Laudationes an anderen Kunst-Orten im In- und Ausland.
Pläne und Träume
Wie Eleonore Schmidts-Stumpf bei der Vernissage mitteilte, seien ihr besonders die von ihrem Mann und ihr initiierte Ausstellungsreihe "herman de vries zu ehren", Ausstellungen in Vernon bei Paris oder in Berlin und die Mitarbeit beim Landkreis projekt "Kunststück!" in Erinnerung geblieben. "Es sind 15 Jahre der Pläne und Träume, der tollen Kontakte mit Künstlern und Besuchern, aber auch der Ängste und Sorgen gewesen. Doch wir möchten keines davon missen", sagte sie. "Ja, des iss es, so haben wir uns unser Leben vorgestellt und wir machen weiter."
Gewidmet ist die Jubiläumsausstellung Ruthard Fella, der schon wiederholt mit seinen spitzbübischen und humorvollen, farbenfrohen, "konzept- und philosophiefreien" Holzschnitten, Prägedrucken, Ölgemälden, Collagen und Skulpturen in Eschenau vertreten war. "Er hat vor vielen Jahren mit einer aus der Tiefe seiner Seele heraufbrodelnden Leidenschaft begonnen, sich mit Formen und Farben zu beschäftigen", sagte Egon Stumpf vor einem großen Publikum. "Immer sind seine Arbeiten getragen von einer Perfektion der Handlungsabläufe, von einer Raffinesse der ausgeklügelten Technik, von einer unglaublichen Lebendigkeit zur Bereitschaft vielfältigste Materialien zu montieren."
Tiere als Motiv
Ruthard Fella schöpft seine Ideen aber nicht alleine aus der Tiefe seiner Seele, sondern geht aufmerksam durch seine Welt und sammelt alles was ihm als Form oder Farbfigur ins Auge sticht. So spielen Giraffen, Elefanten, Wasserbüffel oder Kamele eine Rolle in seinen Prägedrucken, die er außerdem spiegelverkehrt als farbexplosive Radierungen ausführt.
Er fügt Fundstücke von der Ost- und der Nordsee und aus seiner Heimat zu Skulpturen zusammen, die den Betrachter mit einem schalkhaften Blick ansehen. Farblosen Prägedrucken, an denen das Licht "arbeiten" kann, stehen bunte Werke gegenüber. "Ich habe einfach ein Faible für die Farbe", so der Künstler. Sein Wunsch zu seinem 70. Geburtstag: "Dass ich gesund bleibe und meine Arbeiten Beachtung finden. Denn das Interesse an Kunst hat allgemein doch stark abgenommen."
Natürliche Formen
Er hat als "Gast" seinen Freund Helmut Droll eingeladen, der schon bei der ersten Ausstellung in Eschenau beteiligt war. "In seinen Bildern entsteht eine spannende Diskussion zwischen natürlichen Formen und kulturellen Schöpfungen", erklärte Egon Stumpf und spielte damit auf dessen Technik an, die Helmut Droll so erklärte: "Die Struktur meiner Bilder, die ich in der Punktiertechnik erarbeite, entsteht durch winzige Tuschepunkte. Wenn das Auge des Betrachters dann darüber wandert, werden sie lebendig." Das Gegenteil sind die Bilder, für die Helmut Droll Aluminiumverbundplatten, so genannte Dibond-Platten, mit einer Farbe bespritzt und das Motiv mit einem Messer herausgekratzt hat.
Plastische Bilder
So können sich Betrachter an einer Rose in schwarz-weiß-Farben oder an einer leuchtend roten Pfingstrose erfreuen. Bilder, die unglaublich plastisch wirken. Der Künstler tupft oder kratzt rund 200 Stunden pro Bild. Skulpturen, kombiniert mit glänzenden Pyrit-Steinen, sowie Öl- und Tuschebilder, die teilweise Fragen wie "Woher komme ich, wer bin ich jetzt und wohin gehe ich?" aufzeigen, runden die Ausstellung ab.
Der zweite Bürgermeister der Gemeinde Knetzgau, Bernhard Jilke, sagte bei der Eröffnung, rr habe einmal gelesen, dass die Galerie im Saal "am Rande der Welt liegt". Dem müsse er widersprechen. "New York, Paris, Madrid und Rom: vergisses, aber die Galerie im Saal: desisses", sagte er.
Bis 19. Oktober
Die Ausstellung "DESISSES" ist noch bis 19. Oktober sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung unter 09527/810501 zu sehen. Sonntags finden um 11 Uhr Führungen statt. Das Künstlergespräch ist für Sonntag, 12. Oktober, um 17 Uhr angesetzt.