In Sand heben die Autos ab und fliegen
Autor: Ralf Naumann
Sand am Main, Montag, 15. August 2016
Auf der Strecke des MSC am Hermannsberg traten 127 Piloten zum ersten Teil der Deutschen Meisterschaft für Verbrenner- Buggys im Maßstab 1:8 an.
Lage und Landschaft: perfekt. Strecke: perfekt. Das große Organisationsteam: perfekt. Verständlich, dass es abgesehen vom Freitag, als es noch feucht war, am Wochenende auf dem Sander Hermannsberg überwiegend strahlende Gesichter gab. Der erste Teil der zum vierten Mal nach 2005, 2006 und 2010 dort ausgetragenen deutschen Meisterschaft für Verbrenner-Buggys im Maßstab 1:8 mit 127 Piloten aus der ganzen Republik im Alter zwischen neun und über 50 Jahren war einfach grandios.
"Es ist wirklich bestens. Die Strecke ist schön. Die Anlage ist gut. Der Verein macht immer gute Arbeit", gab es deshalb auch ein dickes Lob für das verantwortliche "RC Car Buggy Team" des Sander Motorsportclubs (MSC) von Jörn Neumann, fast schon ein alter Bekannter in der Korbmachergemeinde. Immerhin war der Leverkusener bereits zum vierten Mal zu Besuch im Haßbergkreis.
Neumann, der seit seinem 14. Lebensjahr mit der Fernsteuerung vertraut ist, ist erst 25 Jahre. Und in diesen jungen Jahren hat er sein Können bereits vielfach unter Beweis gestellt: Sieben Mal wurde er in der Klasse "Elektro" bereits Europameister - zum letzten Mal vor einigen Wochen in Spanien mit einem Auto im Maßstab von 1:10. Außerdem Vize-Weltmeister. Mit einem 1:8 RC Verbrenner-Buggy fuhr er darüber hinaus bereits deutsche Meistertitel ein und gewann noch viele weitere nationale und internationale Rennen.
Für ihn zählte deshalb nur der Sieg in Sand. "Ich bin hier, um zu gewinnen", gab sich der für den AMC Langenfeld startende Rheinländer optimistisch. "Ich denke, ich hab' schon gute Chancen." Und tatsächlich: Jörn Neumann zog nach den insgesamt fünf Vorläufen, von denen die besten drei gewertet und daraus dann eine Finalliste erstellt wurde, in den entscheidenden Endlauf am Sonntag ein. Mit seinem Buggy mit dem knapp drei PS starken Verbrennungsmotor (circa 3,5 Kubikzentimeter, bis zu 37 000 Umdrehungen) fuhr er in insgesamt 40:24,890 Minuten insgesamt 80 Runden. Seine schnellste Zeit für den 270 langen Parcours mit einer 60 Grad steilen Auffahrt mit anschließendem Sprung, einer sehr anspruchsvollen "Vierer-Kombination" (vier Sprünge hintereinander) sowie einer Steilwandkurve mit einem weiteren integrierten Sprung: 28,769 Sekunden. Jörn Neumann siegte.
Zweiter wurde Micha Widmaier vom MCC Nufringen. Auf den dritten Platz fuhr Alexander Schmitt (MCC Laupheim). Der Titel ist allerdings noch nicht perfekt, schließlich findet in zwei Wochen im thüringischen Meiningen der zweite Lauf der Deutschen Meisterschaft 2016 statt.
Ein Preisgeld gibt es für den Titel nicht. "Leider", sagte Neumann. "Eigentlich geht es nur um die Sponsoren, dass sie weit vorne sind und die Autos dann gut verkauft werden", fügte er hinzu. Wie gut, dass der Nordrheinwestfale einen Arbeitgeber hat, der gleichzeitig sein Sponsor ist.
Einen Geldgeber hat Philipp Müller zwar nicht. Aber genauso viel Spaß an seinem Hobby. Für den 31-jährigen Schweinfurter, seit nunmehr 17 Jahren MSC-Mitglied und seit zehn Jahren im Vorstand aktiv, sind die Renn-Buggys zudem ein gelungener Ausgleich zum oftmals stressigen Alltag. Als Nummer 22 der anwesenden 127 Starter wollte er den Einzug ins Viertelfinale schaffen. "Halbfinale wäre dann ein Traum", betonte er. Ziel eins hat der Lokalmatador erreicht.
Doch von zwölf Startern im Viertelfinale reichte es letztlich nur zu Platz zehn. Am Ende erreichte Philipp Bauer den 33. Platz. Auch Teamkollege Jonas Bauer, Sohn von MSC-Spartenleiter Ralf Bauer, fuhr nur auf Rang 60. Als Ranglisten-42. hatte der 17-jährige Auszubildende mit dieser Platzierung sein Ziel nicht ganz erreicht. "Da geht noch einiges", machte Jonas Bauer deutlich.
Die weiteren Starter des MSC Sand fuhren auf Rang 52 (Stefan Hartenberger), Platz 58 (Fabian Würtz, bei den Junioren wurde der 13-jährige Dritter), 97 (Mirko Hartenberger), 102 (Björn Siewert), 115 (Markus Sterzinger). Ralf Sittler von den "Off-Road-Freunden" aus Haßfurt kam auf Rang 54. Alle Ergebnisse hat der MSC auf seiner Homepage unter www.mscsand.de veröffentlicht.
"Wir haben uns entschlossen, für die deutschen Fahrer wieder einmal ein großes Event zu veranstalten", begründete Ralf Bauer die Bewerbung zur Ausrichtung der Meisterschaft mit dem letztlich erfolgreichen Zuschlag. "Unser Ziel war es ganz einfach, dass alle zusammen bei uns auf der Strecke so etwas wieder einmal miterleben und Spaß haben können."
Deutsche Meisterschaft, Europameisterschaft. Fehlt bloß noch eine Weltmeisterschaft? "Das glaube ich nicht", sagt Ralf Bauer. Gleichzeitig räumt er aber ein, dass die Nachfrage beziehungsweise der konkrete Auftrag von Fahrern und Verbänden diesbezüglich schon vorhanden ist. Dann wären bis zu 240 Fahrer am Start, es würde zwei Wochen dauern und es müsste ein Drittel der Strecke umgebaut werden. "Ich weiß nicht, ob wir uns das zumuten."