In Gleisenau: Ein Traumschloss für die Kleinen
Autor: Brigitte Krause
Gleisenau, Sonntag, 01. Oktober 2017
In der Gemeinde Ebelsbach haben steigende Kinderzahlen die Verantwortlichen fast überrascht. Bei der Schulkindbetreuung sind aktuell 59 Kinder angemeldet.
Die Stadt Haßfurt muss Container aufstellen, Ebelsbach hat ein Schloss. Heizung an, schon ist die schönste Mittagsbetreuung fertig, die man sich wünschen kann. Ganz so einfach war der Weg nicht, aber die Maintalgemeinde kommt tatsächlich mit den allgemein steigenden Kinderzahlen an den Schulen bestens zurecht.
Die Schulkindbetreuung unter der Trägerschaft der evangelischen Kirche konnte aus der zu klein gewordenen alten Hausmeisterwohnung umziehen in die einst "schönste Grundschule Bayerns": das Schloss Gleisenau. Die Leiterin der Einrichtung, Julia Schätzlein-Sennert hofft sehr, dass es die "schönste Schulkindbetreuung Bayerns" bleibt.
Denn so ganz in trockenen Tüchern ist alles nicht. Offiziell will die Gemeinde das Gebäude nicht verkaufen, aber einem ernst zu nehmenden Interessenten, der auch noch eine passende Nutzung in die Waagschalen werfen würde, dem würde man die Türe nicht unbedingt vor der Nase zuschlagen. Schließlich kostet der Unterhalt empfindlich Geld. "Bei vier Millionen Euro musst du dir schon Gedanken machen", sagte Bürgermeister Walter Ziegler zu einem Interessenten, dessen Existenz das Vorhaben fast ausgebremst hat, der es sich dann aber anders überlegt hatte.
Helfer, vor allem der Ehemann von Julia Schätzlein-Sennert, Heinz Schätzlein, machten sich im Sommer an den Wochenenden daran, Räume im ersten Stock frisch zu streichen. Die Gemeinde bezahlte Material und Ausstattungsergänzung. Einbauküche und Einrichtungsteile aus der alten Unterkunft zogen mit um, der Bauhof half mit.
Eltern verlangen nach Betreuung
Zahlen und Elternbefragung hatten Julia Schätzlein-Sennert, die im November 2016 die Leitung der Einrichtung übernommen hatte, alarmiert. Die gelernte Speditionskauffrau kennt logistische Herausforderungen. Die individuelle Essensbestellung von 60 Kindern Woche für Woche, Tag für Tag ist da noch das Einfachste. Als sie feststellte, dass die Ebelsbacher Hausmeisterwohnung definitiv nicht mehr reichen würde, hatte sie früh das Schloss in den Blick gefasst und rückte mit ihrem Anliegen dem Bürgermeister auf den Pelz.Sie traf auf ein offenes Ohr. Dem Gemeindechef ist die "sinnvolle Nutzung" des Schlosses ein Herzensanliegen. Die neue Schulkindbetreuung gefiel ihm und der neuen Schulleiterin Angelika Schmitt bei ihrem ersten Besuch ausnehmend.
Dass Dagmar Zettelmeier zwar für die paar Minuten, in denen die Erstklässler oben am Schulhaus nach Schulende auf den Bus nach Gleisenau warten müssen, wegen der Aufsichtspflichthinauffahren und aufpassen muss, ist nur ein kleiner Wermutstropfen.
Wunderbar sind dafür die drei großen Spielzimmer. Zwei, in denen es lauter zugeht - beim Air-Hockey beispielsweise. Das dritte aber fühlt sich an wie ein Prinzessinnenzimmer. Einen solchen Ruhe-Spiel-Raum gab es vorher nicht. War auch bei 15 Kindern kein Problem. Zuletzt aber sorgten die über 30 Kinder für eine Geräuschkulisse, in der sich nicht jedes Kind wohl fühlte. Heute geht es über den Hof erst in den Speisesaal, dann in die Hausaufgaben-Räume. Danach darf oben im ersten Stock gespielt werden. Die Teilzeit- und 450-Euro-Kräfte, alle selbst Mütter, übernehmen erzieherische Aufgaben, sie achten darauf, dass die Grundschüler mittags etwas futtern, dass sie Hausaufgaben machen, sie helfen und sind um guten Kontakt zu den Eltern bemüht.
Julia Schätzlein-Sennert schaut auch schon sich auf die Zahlen für 2018/19 und sieht es als wichtig an, dass die Schulkindbetreuung im Schloss bleibt, bei dem es auch so wunderbar unkompliziert ist, die Kinder nach draußen zu lassen. "Man sieht es schon an den steigenden Anmeldungszahlen, dass es für die Eltern ein wichtiges Angebot ist." Sie ist selbst dreifache Mutter und weiß um die Nöte der Eltern in Ebelsbach (auch aus Gemeindeteilen kommen Kinder): "Es ist heute anders als früher." Manche haben eben keine Großeltern: "Wer hat schon 14 Wochen Urlaub? Es gibt viele, die müssen sich die Ferienzeit so aufteilen, dass sie keinen gemeinsamen Familienurlaub machen können."