"In Extremo" liefert zündende Show
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Sonntag, 29. Juli 2018
Die Mittelalter-Rocker lassen es in Schloss Eyrichshof krachen. Die Musik begeistert, vor allem aber die Pyro-Effekte.
Ein einstiges Wasserschloss als Trutzburg, obwohl in den Grundfesten erschüttert: Schloss Eyrichshof hat dem Ansturm von fast 3000 meist finsteren Gestalten standgehalten. Trotz der Attacken mit Schwermetall, Flammenwerfern und Magnesium-Bomben. Bei "In Extremo" aus Berlin gab's am Freitagabend mächtig was auf die Ohren.
Die Hardrocker, die häufig mittelalterliche Instrumente einsetzen, bildeten einen brutalen Kontrapunkt zum Samstagsprogramm, als mit Chris de Burgh ein romantischer Träumer ganz allein auf der Bühne stand (siehe gesonderten Bericht im Feuilleton). Einzig eine gewisse Affinität zum Mittelalter hat die beiden Acts verbunden.
Ohne Kompromisse
Eine Mischung aus "Unheilig" und "Rammstein", so lässt sich "In Extremo" beschreiben. Schon bei der Auftaktnummer "Feuertaufe" züngelten die Flammen aus allen Ecken der Bühne. Zwei Stunden lang wurde bei tropischen Temperaturen noch kräftig eingeheizt. Treibender, hämmernder Beat, basslastige Sounds. Kompromisslos, ohne Verschnaufpause für Band und Publikum. Zu den heftigen Beats erklangen Dudelsack und Schalmeien an Stellen, wo andere Bands auf Synthesizer oder E-Gitarren-Riffs setzen.
"Akustische" Rückmeldungen kamen bis aus Kraisdorf. Eyrichshof als Warm-up für den Auftritt beim Wacken-Festival in der nächsten Woche, wo es noch heftiger zugeht. Kaum zu glauben, dass die Gruppe anno 1995 mit Gastspielen auf Mittelaltermärkten angefangen hat. Beim Blick auf den Eberner Mittelaltermarkt fehlt dazu die Vorstellungskraft. Aber der Appell im Song "Gaukler" lässt auf Ernsthaftigkeit und eigene Erfahrungen schließen.
Die "InEX"-Fans, die in Bussen bis aus Fulda, in Autos bis aus Kassel, Nürnberg und Würzburg angereist waren, jauchzten vor Verzückung. "In Extremo in Ebern - ich schmeiß mich weg", freute sich auch ein Einheimischer, dessen Musikverstand unumstritten ist.
"Schloss Ebern"
Und viele Gäste waren aus Thüringen gekommen, wie eine gezielte Nachfrage von Frontmann Michael Robert Rhein alias "Das letzte Einhorn" ergab. "Auf die Thüringer kann man sich verlassen." Er freute sich über das tolle Ambiente und die vielen Besucher auf "Schloss Ebern". Dass alle Altersklassen vertreten waren, überraschte. Der hohe Anteil an Tätowierten schon weniger. Beim Ragnarök-Festival in Lichtenfels soll es noch viel töller zugehen. Großen Zulauf verzeichnete der Merchandise-/Devotionalien-Stand, wo viel Mittelalter-Rocker für sich und viele auch für ihre Kinder den Vorrat an schwarzen T-Shirts aufstockten. Der Helfer am Bierausschank aus Sand verzeichneten am Freitag extremen Zulauf. "Wir schenkten so viele aus, wie an den drei Tagen vorher zusammen", wurde verraten.
Die Überschneidungsmenge von Freitag auf den Konzertabend danach (Chris de Burgh) war überschaubar. Zu unterschiedlich die musikalische Ausrichtung und die Zielgruppen.
Immer dabei
An beiden Abenden dabei war das Apotheker-Ehepaar Silke und Herbert Stang. "Wir haben von Anfang an, also seit vier Jahren, für jede Veranstaltung Karten gekauft. Solche Angebote direkt vor der Haustüre muss man nutzen und die Initiativen unterstützen", meint der Kunstfreund Herbert Stang. Und so spaziert er jeden Abend zusammen mit seiner Frau vom Marktplatz in Richtung Schloss."Wir hören uns jeden Künstler oder Band an und wenn es mir nach den ersten Stücken nicht so gefällt, nutze ich die kulinarischen Angebote im Schlosshof und gehe dann zum Finale noch mal zurück", lautet Stangs Devise.
Bei "InEX" gefiel ihm schon die Vorgruppe "Mr Irish Bastard" nicht. "Schlecht abgemischt, das Schlagzeug viel zu laut". Hunderte dachten anders, weil sie es lieben, es kräftig auf die Ohren zu bekommen.