In der Alten Mühle treffen sich Himmel und Hölle
Autor: Christian Ziegler
Stettfeld, Sonntag, 17. August 2014
"Mit Himmelsmacht und Höllenfeuer" hat die Stettfelder Freilichtbühne ihr Theaterwochenende über die Bühne gebracht. Die Schauspieler liefen in der Komödie von Christian Ziegler zu Hochform auf. Der Ruf Stettfelds als Ort für einen schönen Theaterabend hat sich mittlerweile herumgesprochen: Es kamen Zuschauer bis aus Würzburg und Nürnberg in die Alte Mühle, um den Kampf zwischen Himmel und Hölle um die Zukunft der Gastwirtschaft "Zum Ochsen" zu erleben.
In die Rollen der himmlischen und höllischen Boten Angelo und Sam waren dabei Michael Then und Christian Ziegler geschlüpft. Egal, ob als Streithähne oder Verbündete wider Willen sorgten die beiden für Lacher beim Publikum. Als verzweifelte Wirtin Mechthild durfte Anne Mantel erst herzerweichend um himmlischen Beistand beten, ehe ihr am Schluss doch noch ein spätes Glück mit ihrem ehemaligen Schatz Bernhard, Georg Klarmann, vergönnt wurde.
Armer Ehemann
Klarmann gab den von seiner Frau Roswitha, Birgit Amling in einer Paraderolle, unterdrückten Ehemann mit einer Mischung aus Ängstlichkeit und Aufbegehren und hatte schnell die Sympathien der Zuschauer auf seiner Seite. Der Kosename "Schaa-Zie", eine Mischung aus Schaf und Ziege, jedenfalls war in den Pausen auch von den Zuschauern zu hören.
Auch Gerichtsvollzieher Egbert, Udo Busch in seinem ersten Einsatz auf der Bühne, wurde schnell vom Publikum ins Herz geschlossen und durfte mit liebenswerter Naivität sein Möglichstes tun, um Mechthild die Pfändung zu ersparen. So war es kein Wunder, dass er sich am Schluss freute "Lassen Sie uns doch nach den Kuckucken kucken, die brauchen Sie ja jetzt nicht mehr."
Bezaubernde Frauen
Bettina Fösel gab die Reporterin Meike mit einem bezauberndem "American Slang" mit dem sie die Zuschauer um den Finger wickelte. Ebenfalls mit großer Geste und einer gehörigen Portion Verruchtheit ließ Johanna Amon die Cabaret-Sängerin Lola als männermordenden Vamp mit weichem Kern lebendig werden. Als diabolisches Pärchen Heribert und Adelgunde, ließen Walfried Spath und Maria Egglseder keine Gelegenheit aus, um ihre fiesen Pläne publikumswirksam und mit präzise herausgespielten Pointen umzusetzen.
Eine Überraschung war die körperlose Stimme von Angelos "Boss", Bernhard Zettelmeier hätte ihn mit seinem sonoren Bass nicht besser verkörpern können. Auch der Nachwuchs fehlte nicht: Joanna Egglseder schwebte als Boten-Engel über die Bühne, um Angelo den Weg in sein neues Leben als Mensch zu ermöglichen. Souverän meisterte auch Leo Kneuer seine Rolle als Ausscheller, und Rosa Kneuer und Gianluca Egglseder durften sich als "Schildträger" ebenfalls über Applaus freuen.
Im Hintergrund, aber nicht minder wichtig
Ohne viele unsichtbare Helfer geht es nicht: An erster Stelle "Hofrequisiteur" Rainer Ullrich. Er hatte ein großartiges Bühnenbild geschaffen, Dekorateurin Martina Kneuer setzte geschickt Akzente. Traudl Thein und Jenny Krug nahmen sich als Maskenbildnerinnen ganz des Äußeren der Schauspieler an. Damit im Notfall das passende Stichwort fiel, war Andrea Ullrich heuer Souffleuse. Es war den Schauspielern anzumerken, dass ihnen die Rollen von ihrem Kollegen Christian Ziegler auf den Leib geschrieben worden waren. Die präzise Regie von Maria Egglseder hat ihr übriges dazu beigetragen, das Stück zu einem Erfolg zu machen. Die Reaktionen waren entsprechend begeistert: "Für einen solchen Abend fährt man gern aus Würzburg her".