In den Haßbergen lernen Schulkinder den richtigen Umgang mit den neuen Medien
Autor: Friederike Stark
LKR Haßberge, Donnerstag, 16. Juli 2015
Online, immer und überall. Für Kinder birgt das Internet allerhand Gefahren. Schule und Eltern können aufklären. Der medienpädagogische Beratungslehrer aus dem Landkreis Haßberge, Marko Aumüller, gibt Tipps.
Mittagessen. Ping. Nachricht auf dem Smartphone der Tochter. Sie kaut, liest, lächelt, tippt, kaut. 30 Sekunden später. Pling. Kauen, lesen, lächeln, tippen. Und wieder. Und wieder. Dann der Streit. Keine Mobilgeräte am Esstisch. Augendrehen auf beiden Seiten. Ach, wie schön war das noch, als es keine Mobiltelefone gab?
"Smartphones und Handys gehören aber zur Gesellschaft dazu, die kann man nicht einfach wegdiskutieren", entgegnet Marko Aumüller. Der Mittelschullehrer aus Ebelsbach ist gegen grundsätzliche Verbote von neuen Medien. Klar, am Esstisch muss das Smartphone nicht sein.
Technisches Wissen aneignen
"Aber mobile Endgeräte generell auf dem Schulgelände etwa zu verbieten, macht meiner Meinung nach keinen Sinn." Schließlich würde ein Verbot in der Schule das Nutzungsverhalten der Kinder nicht verändern. "In ihrer Freizeit nutzen die Jugendlichen ihre Smartphones ja trotzdem", sagt Aumüller.
Der Vater dreier Kinder steht selbst privat immer wieder vor der Frage, wie man Kindern einen richtigen Umgang mit Medien beibringen kann. "Mein jüngster Sohn bekommt nun auch bald ein eigenes Smartphone", sagt Aumüller. Er habe zuhause nun seine Geräte so eingestellt, dass seine Kinder nur zu bestimmten Zeiten ins Internet können. Doch dafür braucht man natürlich das technische Wissen. "Viele Eltern wissen nicht, dass sie beispielsweise an ihrem Router eine Kindersicherung einstellen können, so dass bestimmte Geräte nur zu bestimmten Uhrzeiten ins Netz können."
Aumüller selbst hat dieses Wissen. Er ist der medienpädagogisch-informationstechnische Beratungslehrer im Landkreis Haßberge. Seit 2002 gibt es in ganz Bayern 120 solcher MiBs für alle Schularten. Dank regelmäßiger Weiterbildungen sind sie als Multiplikatoren in der Lage, Kollegen durch Fortbildungen medienpädagogisch zu schulen. "Ich besuche immer wieder Klassen, für ein bis zwei Schulstunden, und sprechen mit ihnen über aktuelle Themen wie etwa den richtigen Umgang mit Apps und persönlichen Daten." Aumüller hält zudem schulische Informationsabende für Eltern ab. "Schuldirektoren oder Elternbeiräte können bei mir anfragen, damit ein Informationsabend an der Schule zustande kommen kann."
Dass Informationsbedarf vorhanden ist, zeigt sich auch im Schulalltag immer wieder. So gibt es schulischen Umfeld durchaus Fälle von Mobbing oder Datenmissbrauch "Es kommt immer wieder vor, dass Eltern eine Anzeige machen, da ihr Kind im Internet beleidigt wurde", bestätigt der Haßfurter Polizeichef Kurt Förg.
Fünftklässler sind immer online
Doch mobile Endgeräte sind schon in den unteren Jahrgangsstufen inzwischen Gang und Gäbe. Auch am Regiomontanus-Gymnasium in Haßfurt sorgen sich die Lehrer um den Umgang der Kinder mit mobilen Geräten. "Wir haben noch vor ein paar Jahren in der siebten und achten Klasse über Risiken und Gefahren in Bezug auf das Internet gesprochen", erklärt Jörg Thelenberg, Lehrer am Regiomontanus-Gymnasium. Inzwischen müsse man aber bereits in der Unterstufe das Thema auf das Tapet bringen. Denn: "Die meisten Fünftklässler haben inzwischen schon ein eigenes Smartphone", sagt Thelenberg. Er schätzt, dass bei mindestens 70 bis 80 Prozent der Kinder ein internetfähiges Handy in der Schultasche steckt. Wenn auch ausgeschaltet. "Denn das bayerische Kultusministerium hat die Nutzung von Mobilfunktelefonen jedweder Art auf dem Schulgelände untersagt", erklärt Thelenberg.
"Außer wir benutzen die Smartphones für Unterrichtszwecke." Denn so wie auch Marko Aumüller bei seinen Besuchen in den Schulklasse praxisnah an den Endgeräten arbeitet, nutzen auch andere Lehrer die Möglichkeit, den Kindern live am Objekt die Benutzung zu zeigen. "Einige Kollegen sprechen mit den Kindern über den Umgang verschiedener Medien - da gehört auch das Smartphone dazu."
Genau das sei der richtige Weg auch für die Eltern zuhause, sagt Marko Aumüller. "Das wichtigste ist es, mit den Kindern zu sprechen", sagt der Lehrer. Erklären, warum das Recht am eigenen Bild wichtig ist oder etwa was Datenschutz bedeutet. "Sensibilisieren, nicht verbieten", appeliert Aumüller.