Im Visier krimineller Jugend?
Autor: Klaus Schmitt, Brigitte Krause
Zeil am Main, Dienstag, 28. März 2017
Es ist schon weit mehr als "Mobbing": Seit Monaten konzentrieren sich offensichtlich gezielt Täter in Zeil auf die Fahrzeuge von Julian Barthelmess.
Dass es Jugendkriminalität in Zeil gibt, das ist ein offenes Geheimnis. Zu dem Thema hat die Stadt in der Vergangenheit bereits Gespräche mit Jugendamt und Polizei geführt. Es hilft offenbar nicht viel. Immer wieder werden Einbrüche begangen, öffentliche Einrichtungen werden beschmiert wie zuletzt der Brunnen in der Speiersgasse und der Stadtturm und Vandalen ziehen Spuren der Verwüstung durch die Innenstadt. Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD) ist verärgert. "Die Situation ist dramatisch", sagt er.
Zuletzt wurde ein Zaun eingedrückt. Und ein Altpapiercontainer brannte nahe der Schule; allerdings ist hier die Ursache des Feuers noch nicht bekannt.
Rund um die Schule
Es gibt einen Schwerpunkt, und der liegt im Umkreis der Schule und des nahen Caritashauses, in dem der Jugendtreff und die Mittagsbetreuung der Grundschule untergebracht sind. In die Räume der Mittagsbetreuung ist mehrfach eingebrochen worden. Zu holen gibt es dort nichts, aber der Schaden ist stets erheblich und ärgerlich für die Mitarbeiterinnen und die Stadt.Erste Sicherheitsmaßnahmen hat die Stadt bereits umgesetzt. Am Caritashaus wurde die Beleuchtung ausgebaut, die Randalierer und Einbrecher abschrecken soll.
Jetzt trat der junge Zeiler Julian Barthelmess an die Lokalredaktion des Fränkischen Tages heran. Er wünschte sich, dass Bilder seines beschädigten Fahrzeugs auf der infranken.de-Internetseite online gestellt werden, um Zeugen zu finden, die Hinweise auf die Täter geben können, die für die Schäden an seinem Wagen verantwortlich sind. An sich kein Grund, in Aktion zu treten. Bei Julian Barthelmess verhält es sich aber anders: Es ist inzwischen seit Juni 2016 das dritte Fahrzeug, das ihm Unbekannte kaputtgetreten haben. Als 22-Jähriger besitzt er keine großen Reichtümer und kann sich daher nur einfache "alte Scherben" leisten. Wenn da die Scheiben- und Heckwischer abgedreht, in die Türen getreten und der rechte Außenspiegel abgeschlagen wird, dann lohnt sich fast die Reparatur nicht.
Der erste Fall
So war es schon im Juni 2016, als Julian Barthelmess über das Wochenende seinen roten Peugeot im Schulhof ordnungsgemäß parkte. Über Nacht wurde die Funkantenne abgerissen, zerbrochen und im Schulhof verteilt; ferner wurde mehrmals in die Türen getreten und auch noch die Heckscheibenwischer abgerissen. Zwei, drei Monate später, erzählt er, passierte es wieder, nachdem er über Nacht seine neue Errungenschaft, einen blauen Citroen Saxo, ordnungsgemäß auf einem der beiden Parkplätze in der Oberen Torstraße abgestellt hatte. Nein, es war nicht der linke Fahrerspiegel abgefahren worden, wie man vermuten könnte, es war der rechte Außenspiegel abgetreten worden. Wie der junge Zeiler herausbekam, gab es sogar Zeugen, die drei Personen gesehen hatten... Sie trauten sich aber offenbar nicht, die Hinweise bei der Polizei zu geben.
Julian Barthelmess zeigte die beiden Sachbeschädigungen ebenso an wie jetzt die jüngste Geschichte, die auf dem Finanzamtsparkplatz passierte. Auch hier ordentliche Parkplätze, und es standen in der Nacht zum Sonntag sogar weitere Fahrzeuge auf dem Platz - die aber nicht angegangen wurden. An Julian Barthelmess' Fiesta verbogen die Unbekannten diesmal die beiden Schweibenwischer und traten erneut den rechten Außenspiegel ab. Der 22-Jährige hat eine bestimmte Personengruppe im Blick - aber keine Beweise, wie er sagt. Und da konnte ihm auch der Sachbearbeiter der Polizei in Haßfurt nicht weiterhelfen. Denn auf bloßen Verdacht hin kann man niemanden belangen.
Eventuelle Zeugen
Jetzt richten sich die Hoffnungen des Zeilers auf die Möglichkeit, dass Bewohner im Bereich Obere Torstraße und Schulumfeld etwas beobachtet haben oder wissen. Dass er bei den unbekannten, vermutlich jungen Vandalen auf der "Liste" steht, der Verdacht drängt sich auf.Aber Julian Barthelmess lässt sich nicht einschüchtern; am Ende des Gespräches hebt er den Kopf und die dunklen Augen blitzen: "Die können es ruhig noch zehn Mal kaputtmachen. Irgendwann krieg' ich sie."
Die Polizei in Haßfurt weiß um die Situation in Zeil. Zwar möchte Joachim Wolf, der stellvertretende Leiter der Inspektion, nicht von einem Brennpunkt sprechen, aber er und seine Kollegen haben ein besonderes Augenmerk auf Zeil. Es falle auf, dass im Umfeld Schule, Caritashaus, Finanzamtsparkplatz viel passiere. Das Problem: Die Polizei kann nicht ständig vor Ort sein und ist deshalb auf Zeugenhinweise angewiesen.
Belohnungen nutzten nichts
Zeugen zu finden ist nicht leicht. Diese Erfahrungen hat die Stadt bereits gemacht. Sie hatte Belohnungen ausgesetzt für Hinweise, die zur Ermittlung der Täter führen. Der Erfolg blieb aus, wie der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann zugeben muss.Er ist stocksauer wegen des Vandalismus. "Es liegt in unserem größten Interesse", sagt er, dass das endlich aufhört.
Im Gespräch mit unserer Zeitung kündigt er weitere Sicherungsmaßnahmen in dem Bereich an. "Wir machen uns noch einmal Gedanken", erklärt er und hofft, dass den Tätern bald das Handwerk gelegt wird.