Im Suff randaliert: Ganove muss "nachsitzen"
Autor: Manfred Wagner
Haßfurt, Freitag, 26. Juni 2015
Zum wiederholten Male stand ein 30-Jähriger vor Gericht. Sein Problem: Immer, wenn er zuviel getrunken hat, wird er aggressiv. Weil er nach einem Streit seinen Bruder attackiert hatte, darf er weitere sechs Monate im Knast bleiben.
In Unterhemd und Jogginghose, an den Fesseln metallisch rasselnde Fußschellen - so nahm ein 30-Jähriger auf der Anklagebank des Amtsgerichts Platz. Da der Mann seit etwa acht Wochen in Bamberg einsitzt, wurde er zu der Verhandlung vorgeführt.
Den eigenen Bruder geschlagen
Im jüngsten Verfahren ging es vor allem darum, dass er sturzbesoffen mitten in der Nacht vor der Wohnung seines Bruders randaliert, dabei einen Autospiegel abgerissen, die Wohnungstür eingetreten und dann dem Bruder eine reingehauen hatte. Dafür bekam der 30-Jährige noch einmal sechs Monate Knast aufgebrummt.
Am 30. September vergangenen Jahres schreckten die Anwohner eines beschaulichen Dorfes im Haßbergkreis kurz vor Mitternacht unvermittelt aus dem Schlaf.
Familienzwist auf der Straße
Ein lautstarker Familienzwist spielte sich ab. Doch der Streit beschränkte sich nicht aufs Verbale. Kurz darauf hörten die Dorfbewohner das Geräusch von splitterndem Glas und borstendem Holz. Eiligst alarmierten sie die Polizei.
Die Beamten brachten die Situation schnell unter Kontrolle. Sie stellten fest, dass der Wüterich im Alkoholrausch den linken Außenspiegel eines Opel Astra ab- und die Eingangstür zur Wohnung des Bruders eingetreten hatte. Bevor sie den Betrunkenen mitnahmen, fotografierten sie den angerichteten Sachschaden von rund 500 Euro und protokollierten die Strafanzeige des geschlagenen Bruders und von dessen Frau.
Mitverhandelt wurden bei Gericht zwei weitere Vorfälle aus dem letzten Winter. So tauchte der Angeklagte am 7. November vor dem Anwesen seines Vaters auf. Warum er auf diesen stinksauer war, kam in der Verhandlung nicht zur Sprache, aber gegen 22 Uhr zückte der wieder mal blaue Berserker eine Weinflasche und schlug damit die Windschutzscheibe und den Spiegel am Auto des Vaters kaputt. Schaden: etwa 1000 Euro.
Letztendlich ging es noch um einen Vorfall am Heiligen Abend, als der gewalttätige Mann bei seiner Ex-Freundin ebenfalls eine Tür einschlug.
"Mein Problem ist der Alkohol"
Da der Beschuldigte alle Vorwürfe ohne Umschweife eingestand, brauchte das Gericht die zahlreich geladenen Zeugen gar nicht zu vernehmen. Erklärend meinte er mit zerknirschter Stimme: "Mein Problem ist der Alkohol." Er beteuerte, dass er eine Alkoholtherapie machen wolle, um sein Leben in den Griff zu kriegen.
Zwölf Vorstrafen
Das hat er auch bitter nötig, denn sein Vorstrafenregister spricht Bände. Zwölf Einträge sind aufgelistet, vier Verurteilungen erfolgten wegen gefährlicher Körperverletzung. Bei dieser kriminellen Vergangenheit, meinte Ilker Özalp von der Staatsanwaltschaft, müsse man schon von einer "Ganovenkarriere" sprechen. In seinem Plädoyer forderte er "als unterstes Strafmaß" eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten "ohne".
In ihrem Urteil übernahm Strafrichterin Ilona Conver diesen Antrag unverändert. Trotz der Tatsache, dass die Verwandten des Verurteilten ihre Strafanzeigen zurückgenommen hatten, habe sie eine empfindliche Strafe verhängen müssen. Denn bei jemandem, der zigmal verurteilt wurde und zum zweiten Mal im Knast sitzt, bejaht der Staatsanwalt stets das öffentliche Interesse an der Strafverfolgung.
Das Urteil wurde noch im Gerichtssaal rechtskräftig.