Im Grabfeld stehen die Ärzte wieder in der Zeitung
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Montag, 24. August 2015
Während im Landkreis Haßberge die Vorbereitungen zur Einrichtung einer Bereitschaftspraxis in Haßfurt anlaufen, kehrt man im Grabfeld zur Veröffentlichung der Ärzte, die in ihrer Praxis anzutreffen sind, zurück.
Fiebrige Erkältung am Wochenende oder an einem Mittwochnachmittag? Bislang sorgten Hausärzte in der Nähe, die sich den Notdienst teilten, für Fürsorge, Linderung und das notwendige Apotheken-Rezept. Das ändert sich zum Februar 2016. Wie mehrfach berichtet, soll zu diesem Zeitpunkt an der Haßbergklinik in Haßfurt eine Bereitschaftspraxis in Dienst gehen, die abwechselnd mit Ärzten aus dem gesamten Landkreis besetzt ist, die von einem weiteren Mediziner unterstützt werden, der mit einem Auto in der Gegend herumkurvt, um Erkrankte zu besuchen, die nicht (mehr) mit dem Auto nach Haßfurt gefahren werden können.
So sehen die Planungen der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB) aus, wie sie deren Sprecher in Würzburg und München gegenüber unserem Portal erneut wiederholten. Aktuell bestätigt wurde der Starttermin Februar 2016 von der KVB-Pressesprecherin Birgit Grain in München. "Hintergrund der Neustrukturierungen ist der demographische Wandel in der Ärzteschaft. Ziel ist eine Reduzierung der Dienstbelastung der Ärzte, eine optimale Auslastung im Dienst sowie eine gleichhäufige Diensteinteilung der Ärzte in der Stadt und auf dem Land", nennt Ernst Schlereth, KVB-Sprecher in Würzburg, als Zielsetzung
Kritische Stimmen aus Ebern
Die Vorstellung einer einzigen Bereitschaftspraxis in Haßfurt hat schon zu vielen kritischen Kommentaren im Internet-Forum unserer Zeitung geführt. Beim Gedanken an eine Fahrt von Dürrenried nach Haßfurt (36 Kilometer) kann einem tatsächlich mulmig werden. Das Thema wird auch innerhalb der Bereitschaftsgruppe Ebern diskutiert, wie deren Sprecher Dr. Ingo Schmidt-Hammer bereits im Juni gegenüber unserem Portal betonte. Die Idee einer einzigen Bereitschaftspraxis und der Zusammenlegung der Ärztegruppen Haßfurt, Hofheim und Ebern spricht ihn nicht besonders an. "Wir haben uns zwei Jahre lang dagegen gewehrt." In der Eberner Dienstgruppe bestehe dazu aber keine einheitliche Meinung, weiß deren Sprecher von den Kollegen.
Ganz anders die Situation im Nachbar-Landkreis Rhön-Grabfeld. Dessen Ärzte sollten mit Bad Kissingen, Hammelburg und Bad Brückenau zusammengelegt werden, um daraus das Personal für geplante Bereitschaftspraxen in Bad Neustadt und Bad Kissingen zu rekrutieren.
Die Ärzteschaft hat sich aber gegen so eine starke Erweiterung ausgesprochen. "Deswegen erfolgt im Landkreis Rhön-Grabfeld die Versorgung weiterhin im Rahmen eines dezentralen Sitzdienstes in der eigenen Praxis der Vertragsärzte sowie eines Fahrdienstes ", bestätigt KVB-Sprecherin Birgit Grain.
Direkter Draht zum Doktor
Um die Situation für die Bevölkerung zu verbessern, wurde beschlossen, in Zukunft die jeweils Dienst habende Arztpraxis in der Presse und in den Medien zu veröffentlichen. Der Anruf bei der Vermittlungszentrale kann daher entfallen, und es kann jedermann schnell selbst herausfinden, wo er Hilfe finden kann, sagte Dr. Martin Wünsch (Bischofsheim), der Obmann der Dienstgruppe Bad Neustadt gegenüber der Saalezeitung."Jetzt gibt es immer einen Arzt, der in seiner Praxis ist. Der wird veröffentlicht. Ein zweiter Arzt übernimmt den Fahrdienst. Der wird nicht veröffentlicht", beschreibt Thomas Malz, Redakteur in Münnerstadt, die Situation. "Bei der kleineren Variante Rhön-Grabfeld mit Münnerstadt könnte es Bereitschaftspraxen in Bad Neustadt und Bad Königshofen geben. Aber das ist Zukunftsmusik", so Malz.
Falls jemand nicht transportfähig ist, wird unter der Telefonnummer 116117 weiterhin der Fahrdienst-Arzt verständigt. Es würden Hausbesuche wegen Rücken- oder Knieschmerzen, Schwindel oder weil kein Kfz zur Verfügung steht, angefordert. "Die Altersheime rufen häufig bei unkomplizierten Temperaturerhöhungen, Prellungen oder weil ein Medikament ausgegangen ist, den Fahrdienst.", ergänzt Dr. Wünsch.
Für die Patienten lohne es sich auf jeden Fall, rechtzeitig vor dem Wochenende den eigenen Hausarzt aufzusuchen. Viele kleine "Notfälle" könnten so im Vorfeld vermieden und eventuelle Medikamente rechtzeitig beschafft werden.