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Im Eberner TV-Sportheim kann man nun "bouldern"


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Montag, 20. Januar 2014

Im Eberner TV-Sportheim wird eine völlig neue Sportart angeboten: Klettern ohne Absicherung. Bei einem Sturz fällt man aber weich. Der Bau einer Boulderwand in Eigenregie ging auf eine Spende der Sparkasse zurück.
Moritz Werner hangelt sich an der Decke entlang, während Sina Müller, Emma Waiblinger und Inka Amend an der Wand herumturnen. Fotos: Ralf Kestel


Sie überwinden mit Muskelkraft die Gesetze der Schwerkraft. Hängen an der Decke und haben mächtig Spaß dabei. Der 150 Jahre alte Turnverein öffnet sich der Jugend, frischer Wind, neue Ideen und Sportarten halten Einzug. Nach dem originellen Sticker-Album der Fußballer folgte am Sonntag der nächsten Paukenschlag: die Eröffnung einer Boulderhalle. Anders als so manche Mannschaft im Spielbetrieb klettern die Freunde der neuen Trendsportart unaufhörlich nach oben - und dies vom Keller aus.

Binnen weniger Wochen haben die Mitglieder der TV-Klettergruppe, die ansonsten einmal in der Woche in Kletterhallen in Coburg oder Forchheim sowie im Sommer in der Fränkischen Schweiz kraxelten, ein einzigartige Projekt umgesetzt, das seinen Anfang in einer Arztpraxis nahm, wie Initiator Mark Waiblinger bei der Einweihung am Sonntag verriet: "Frau Gemeinhardt hat mich auf einen Wettbewerb der Sparkasse zu Sportaktivitäten mit

Online-Abstimmung aufmerksam gemacht und gemeint, da müssen wir etwas tun. Besonders die Turnabteilung."

Alten Plan verwirklicht
Das hat den Modellathleten zunächst überrascht, aber dann hat er "einen alten, vergilbten Plan aus der Schublade geholt": den Bau einer Kletterwand, die nach ersten Schätzung zwischen 30 000 und 40 000 Euro kosten sollte. In diese Sphären reichte der Zuschuss der Sparkasse, den man aufgrund von 800 Online-Klicks erhielt, zwar nicht, aber "das Geld war da, jetzt musste gehandelt werden", blickte ein TV-Vorstandsmitglied zurück.

Zupaß kam die Personalunion von Mark Waiblinger als Spitzenturner, Klettermaxe und Chef einer Holzbaufirma, der zusammen mit Frank Werner, Johannes Müller und Stefan Einwag die Umsetzung ihrer gemeinsamen Idee anging.

Kraftraum umgewidmet
Einwag führte somit das Vermächtnis seines Vaters Werner fort, unter dessen Ägide das TV-Sportheim gebaut worden war, wobei die komplexe Aufteilung auf unterschiedliche Ebenen öfter kritisiert worden war.

Aber genau diesem Umstand verdankt die Klettergruppe den Glücksfall, dass mit dem zuletzt kaum mehr genutzten Kraftraum im Keller ein Zimmer mit der notwendigen Höhe für Weichboden-Matten und Klettergerüst zur Verfügung stand. "Der TV-Vorstand war sofort Feuer und Flamme und hat uns den Kraftraum überlassen", schwärmte Mark Waiblinger, der seinen Mitstreitern attestierte "im Dezember Großartiges geleistet zu haben".

Waiblingers Fazit: "Der Klettersport hat schon seine Heimat im Verein gefunden und der TV verfügt über ein einzigartiges Angebot im Landkreis." Dazu wünschte Waiblinger "Hals und Beinbruch sowie immer einen guten Griff, wenn es darauf ankommt."

TV-Vorsitzender Karl-Heinz Krebs meinte, dass die Kletterer ein richtiges Näschen und Gespür bewiesen hätten. "Wir haben eine neue Trendsportart in unser Vereinsprogramm aufgenommen, weil eine innovative Gruppe die Initiative sprichwörtlich ergriffen hat." Damit erhielt der Verein ein Prunkstück für sein Sportheim, das sicherlich Anziehungskraft ausüben werde. Eine Einschätzung, die auch Bankdirektor Georg Linder von der Sparkasse Ostunterfranken teilte: "Ich wünsche dem TV Ebern, dass er durch die neue Kletterwand viele neue Mitglieder gewinnt."

Als Vertreter des BLSV-Kreisvorstandes lobte Andreas Schröck die einzigartige Anlage im Landkreis. "Beim TV Ebern hat man erkannt, welche Möglichkeiten bestehen, um neue Mitglieder in den Verein zu locken."

Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) stellte fest, dass Klettern mittlerweile zum Volkssport geworden sei. Die Umsetzung dieser Idee spreche für die Leistungsfähigkeit des TV Ebern."

Von einem Gemeinschaftswerk zu Gunsten von Menschen, die sich fit halten wollen sprach Pfarrer Bernd Grosser bei der Segnung.

Den Jugendlichen machte das Schauklettern danach jede Menge Spaß. Und die Künste rangen den Erwachsenen Respekt ab. "Der ist saufit", staunte Norbert Meißner über Moritz Werner.

Die Öffnungszeiten
Klettern unter Aufsicht ist jeweils
dienstags von 18 bis 21 Uhr und
sonntags von 14 bis 18 Uhr möglich.