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Im Bistum Würzburg bestimmen die Laien die Finanzen mit


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Donnerstag, 17. Oktober 2013

Anders als der Bischof von Limburg genießen die Geistlichen im Bistum Würzburg keine Freiheiten. Der Bau des neuen Pfarrzentrums in Ebern unterliegt zum Beispiel strengen Kontrollen.
Am Samstag sollen die ersten Nutzer ins neue Pfarrzentrum hinter der Eberner Stadtpfarrkirche einziehen.Fotos: Ralf Kestel


"Des wärd' wohl unser Limburg?" Der Passant aus einem Stadtteil steht vor dem einstigen Güßbacherhaus in der Pfarrgasse und stellt sich das künftige Pfarrzentrum vor und damit einige Fragen, da die Handwerker nur so ein- und ausmarschieren. Am morgigen Samstag sollen die ersten Nutzer folgen und einziehen.

Doch Stadtpfarrer Rudolf Theiler beruhigt ihn: "Das wird kein Prunk- sondern ein Zweckbau, den wir dringend benötigen", hat der Geistliche erst am Dienstagabend wieder gemerkt, als er Räume für ein Gremium suchte, da im verkauften Kindergarten, eine Tür eingezogen wurde, die verschlossen blieb. "Die Kirche steht auf der Straße", scherzte Theiler, bekannt für seinen bodenständigen Humor, ehe die Herbergssuche im Sängerheim letztlich ein Ende fand und beraten wurde.

Ob's dabei ums Geld ging? "Bei uns gibt es mehrere Gremien, die über die Verwendung der Finanzen wachen", schiebt Pater Theiler

jeglichen Missbrauchsvermutungen den Riegel vor, wie sie durch die Vorgehensweise des Bischofs von Limburg, Tebartz-von Elst genährt werden. "Entscheidend ist bei uns stets die Kirchenstiftung, die wiederum der Oberaufsicht der bischöflichen Finanzkammer untersteht, die die stiftungsaufsichtlichen Genehmigungen erteilt. "Jede Rechnung, die der Architekt prüft und uns dann vorlegt, schicken wir nach Würzburg, um von dort die Genehmigung zu erhalten." So sei es im Vorfeld beim Kauf des Güßbacherhauses gewesen, oder beim Verkauf des alten Pfarrzentrums und beim Acker zwischen Sandhof und Heubach, auf dem jetzt das Speditions- und Logistikzentrum steht.

"Selbst die 70 000 Euro, die als Anteil der Kirchenstiftung für den Umbau zum neuen Pfarrzentrum aufgenommen wurden, mussten erst von der Diözese genehmigt werden." Die Gesamtkosten liegen für den ersten Bauabschnitt bei 250 000 Euro, der Saalbau wurde auf einer späteren Bauabschnitt vertagt, was auch mit der Bistumsleitung abgestimmt ist, wie Pfarrer Theiler betont.

Einsame Entscheidung seien gar nicht möglich. "Ich darf selbstständig über Anschaffungen bis zu 1000 Euro entscheiden und Kirchenpfleger Rainer Schor bis 500 Euro." Für beide zusammen liege der Finanzrahmen bei 2000 Euro. "Das ist alles genau gestaffelt und geregelt und wenn's drüber hinaus geht, müssen wir nachfragen."
Deshalb kommt der Stadtpfarrer bei seiner Einschätzung über die Vorgehensweise des Limburger Oberhirten auch zu einem klaren Urteil. "Er ist entweder krank oder ein Gauner."

Keine Zweifel hat der Pfarrer, dass der Bischof mit seinen Bauplänen zuständige Gremien umgangen oder ausgetrickst hat. Die jetzt bekannt gewordenen Vorwürfe würden jedenfalls der gesamten Kirche schaden.

Schaden für die Kirche

Eine Einschätzung, die auch Herbert Becker, der dem Diözesanrat in Würzburg angehört, teilt, auch "wenn es streng genommen uns im Bistum Würzburg nichts angeht". Der Steuerberater aus Ebern hält die "Aufregung zwar für übertrieben, weil es solche Entgleisungen auch in anderen Bereichen gibt".Dennoch sei das Verhalten des Limburger Bischofs nicht zu entschuldigen: "Ein großer Schaden für die gesamte Kirche, weil damit deren Glaubwürdigkeit und andere Bemühungen konterkariert werden."

Die Kontrollinstanzen auf Bistumsebene ähneln nach Überzeugung von Stadtpfarrer Theiler denen in den Pfarreien. "Es gibt den Diözesan- Steuerausschuss, dem auch viele Laien angehören, und das Domkapitel. Und ab einer bestimmten Höhe muss ein Bischof auch in Rom nachfragen", weiß der Karmelitenpater.

Der Diözesan-Steuerausschuss im Bistum Würzburg wird im Übrigen am Samstag neu gewählt. Aus Ebern nehmen Rudi Kaspar und Rainer Schor als Laien teil, die Pfarrer haben Dekan Stefan Geßner (Baunach) delegiert.

"Wir hielten das Geld zusammen"

24 Jahre lang gehörte Günther Pfeufer, viele Jahre Kirchenpfleger in Ebern, dem Diözesan-Steuerausschuss in Würzburg an. "So etwas, wie in Limburg passiert ist, kann ich mir für unser Bistum gar nicht vorstellen", bekennt der einstige Bänker. "Bei uns lief das völlig anders", erzählt der Finanzfachmann, der seine Ämter in Würzburger vor etlichen Jahren abgegeben hat. "Bei uns wurde kein Geld rausgeschmissen, eher zusammengehalten."

Die Entwicklungen in Limburg verfolgt Pfeufer in der Presse mit Interesse und Bestürzung. "Das lief nicht über den normalen Haushalt des Bistums, sondern über den bischöflichen Stuhl und darauf hat kein Ausschuss einen Einfluss. Diese Einnahmen stammen aus Liegenschaften oder anderen Geldquellen."

Dass dies ein Oberhirte zum eigenen Vorteil ausnutzt, war für Günther Pfeufer bisher "unvorstellbar". Der Eberner Ruheständler: "Das schadet der gesamten Kirche und passt so gar nicht zu unserem Papst. Und so geht's auch ned." Noch gut erinnert sich Pfeufer an den Vorgänger von Bischof van Elst namens Franz Kamphaus: "Der wohnte im Priesterseminar in zwei Zimmern." Da gab's wohl Nachholbedarf.

Kaum Kirchenaustritte

Die dubiosen Finanzgebaren des Limburger Bischofs sorgen nicht nur beim Klerus für Kopfschütteln. Auch viele Gläubige verfolgen mit Entsetzen die ständig neuen Enthüllungen rund um den hessischen Prunkbau. Dass sie deswegen aber der Kirchen den Rücken kehren, hat sich noch nicht bewahrheitet: Im Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Ebern gab's bisher im Oktober drei Kirchenaustritte. "Eine ganz normale Quote", meint Michael Baiersdorfer, der Leiter des Standesamtes.