Ihr Travelbug geht bald auf die Reise
Autor: Brigitte Krause
Zeil am Main, Freitag, 08. April 2016
Die Schmachtenbergerin Brigitte Hamm versieht seit 25 Jahren den Mesner-Dienst auf dem Zeiler Käppele. Jetzt wurde sie mit einem besonderen Geschenk geehrt.
Mesnerin Brigitte Hamm ist auf dem Zeiler Käppele im Grunde allgegenwärtig. Und das seit einem Vierteljahrhundert. Sie hat das Amt 1991 von ihrem Schwiegervater übernommen und betreut seither die heimischen Gläubigen und die Wallfahrer. Pfarrer und Ministranten überraschten sie zu ihrem 25. Mesner-Jubiläum und rührten sie fast ein bisschen zu Tränen.
Ein besonderes Hobby
Denn sie hatten sich für das Geschenk auch richtig etwas überlegt: Brigitte Hamm bekam einen "Travelbug". Einen Reisekäfer? So inetwa! Es gehört zu dem Hobby, das Brigitte Hamm mit Pfarrer Michael Erhart und einem der Oberministranten, Clemens Reitelbach, teilt: Geocaching.Brigitte Hamm wird ihren Reisekäfer jetzt mit einer Intention, also einem guten Wunsch, auf Reisen schicken.
Vorher lässt sie ihn registrieren, dann wird er in eine Geocaching-Dose gepackt - und schließlich von anderen Geocachern weitertransportiert. Wohin es ihn auch bringen mag. Pfarrer Erhart toppte das Ganze noch, indem er Brigitte Hamm einen eigenen Geocache schenkte. Auf der offiziellen Geocacheseite ist der als "Brigittes Jubiläumscache" zu finden. In die Beschreibung dieses in Längen- und Breitengrad festgelegten Fundpunktes für die wanderbegeisterten Schatzsucher weltweit ist eingeflossen, um wen es sich bei Brigitte Hamm handelt und aus welchem Grund dieser Punkt auf der Welt definiert wurde.
Kein Wunder, dass Brigitte Hamm bei ihrer Ehrung strahlte "wie ein Honigkuchenpferd", wie Pfarrer Erhard vermerkte. Die Mesnerin, die einmal beim Besuch des Bayerischen Rundfunks 2007 sagte, "Ich würde alles andere eher aufgeben als den Mesnerdienst", ist inzwischen begeisterte Geocacherin.
Pfarrer Michael Erhart brachte dieses Hobby mit, und Brigitte Hamm sagt über die Freizeitbeschäftigung: "Geocaching ist toll. Einmal infiziert..." Besonders fasziniert es sie, dass sie da an Orte kommt, "die man sonst so nie sehen würde".
Für die Brigitte Hamm ist ihr Mesnerdienst seit 25 Jahren eine echte Berufung. Zu Ostern hatte sich das Erlebnis gejährt, das sie und das Zeiler Käppele zusammenschweißte: Am Mittwoch nach Ostern 1991 stand sie einst bei ihrem Schwiegervater am Bett. Der 70-Jährige hatte einen Schwächeanfall erlitten, und lag auf der Intensivstation. Zur Ruhe hatte er dort nicht wirklich finden können, denn ihm war der erste Gottesdienst nach der Winterpause im Sinn, oben auf dem Käppele: Immerhin hatte Konrad Hamm 40 Jahre Mesnerdiensthinter sich, die innere Uhr war gestellt.
Vertrauensvoll hatte er die Schwiegertochter gebeten, seinen Dienst zu übernehmen und ihr dann auch haarklein beschrieben, was sie alles zu tun hatte. In der Nacht vor 25 Jahren starb Konrad Hamm.
Aber der Auftrag ist ihr bis heute innere Verpflichtung. Und inzwischen sind 25 Jahre vergangen, in denen das Käppele den Rhythmus nicht nur von Brigitte Hamm, sondern auch von ihrer Familie, von ihrem Mann und ihren beiden Söhnen bestimmt hat.
Nicht nur die Sonn- und Feiertage gehörten dem Kirchendienst. Viele, viele Hochzeiten hat Brigitte Hamm seither auf dem Käppele erlebt, das in dieser Hinsicht in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt und auch als Gottesdienstort immer beliebter wird. So findet beispielsweise der "Berggottesdienst 2.0" am Sonntagabend um 18 Uhr sehr gute Resonanz.