Hoher Gast bei den Zeiler Landfrauen
Autor: Sabine Weinbeer
Zeil am Main, Samstag, 04. Februar 2017
De Landtagspräsidentin Barbara Stamm wünscht Einsatz und Verantwortung für die Mitmenschen
Kreisbäuerin Cäcilie Werner ist normalerweise sehr aufgeräumt, zumal wenn sie zum Landfrauentag eingeladen hat. Diesmal aber war sie richtig sauer und gab ihre Verärgerung auch gleich als Auftrag an die Festrednerin, die Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU), weiter. Anlass war die am Vorabend vorgestellte neue "Werbeaktion" von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Nicht nur Cäcilie Werner sieht mit den "Neuen Bauernregeln" ihren gesamten Berufsstand von höchster Stelle verunglimpft.
"Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein", in diesem Stile lauteten diese Bauernregeln aus dem Umweltministerium. "Das trägt zur weiteren Diskriminierung der Landwirtschaft bei. Das ist kein staatsmännisches Verhalten, da sollte man mit der Frau nochmal reden", erklärte Cäcilie Werner. Barbara Stamm nahm das als Auftrag mit; sie trifft am Wochenende in Berlin den Bundeslandwirtschaftsminister und die Kanzlerin. Auch Landrat Wilhelm Schneider meinte, das einzig gute an diesen Sprüchen sei, dass sie sich reimen.
Gegen pauschale Diffamierung
Das Thema pauschale Diffamierung der Landwirtschaft wurde mehrfach an dem Nachmittag am Freitag in Zeil angesprochen, auch vom Bauernverband-Kreisobmann Klaus Merkel. Mit Fakten komme man kaum noch an die Öffentlichkeit, erklärte er, und so sei es für den Bürger auch schwierig, sich neutral zu informieren.Cäcilie Werner wie auch Klaus Merkel erklärten jedoch, dass die heimische Landwirtschaft von nachhaltigen Strukturen geprägt sei. "Bei uns gibt es keine Massentierhaltung und auch kein Nitratproblem", betonte Werner.
"Landfrauen tragen Verantwortung" war der Landfrauentag überschrieben. Verantwortung habe auch der Einzelhandel, der ständig neue Forderungen aufstellt - ohne Blick auf die Realitäten, hieß es. Die Preise für Ferkel, Milch und Getreide deckten nicht einmal mehr die Gestehungskosten, was in den bäuerlichen Betrieben innovative Investitionen verhindere.
Wichtiger denn je
Klaus Merkel bezeichnete das Motto als wichtiger denn je, denn die Landfrauen unterstützten auch die politische Arbeit des Bauernverbandes vortrefflich. Der Verband sehe sich vor so vielen neuen Aufgaben, dass sich auch die Vorstandschaft neu aufstellen müsse, noch stärker Schwerpunkte für einzelne Vorstandsmitglieder herausarbeiten müsse. Nach zehn Jahren als Kreisobmann kündigte er an, sich im März nicht mehr zur Wiederwahl zu stellen, sich aber einigen solcher Kernthemen intensiver widmen zu wollen. Barbara Stamm wandte sich ebenfalls gegen Pauschalurteile. Wenn man mit den Fakten nicht durchdringe, sei das frustrierend. Das kenne sie auch aus ihrer langjährigen politischen Tätigkeit. Sie forderte eine vernünftige Streitkultur.
Zum Thema Verantwortung
Verantwortung bedeute laut Lexikon, "die Pflicht, das Notwendige und Richtige zu tun und Schaden zu verhindern", erklärte sie. Die Landfrauen täten mehr als ihre Pflicht, "und dabei ist auch viel Freude spürbar". Ein lebendiges und lebenswertes Land brauche den Einsatz von Menschen für Menschen, sagte die Politikerin. Viele Menschen seien heute verunsichert. "Umso wichtiger ist es, dass wir zusammenstehen und gerade auf dem Dorf ist gelebte Solidarität entscheidend". Die Landfrauen zeigten, was entstehen kann, wenn man sich zusammenschließt. Trotz vieler Frustrationen gebe es viele, die Verantwortung übernehmen. Diesen Menschen die gebührende Wertschätzung zu schenken und sich selbst ebenfalls einzubringen, dazu forderte Barbara Stamm abschließend auf.