Zum Auftakt am Mittwoch wurde mit "Pur" gleich der Höhepunkt erreicht. Begeisterte Besucher stimmten bei jedem Song ein.
Der Gefangenenchor aus Nabucco bildete im vergangenen Jahr den Auftakt. Diesmal waren es die Massen-Chöre von "Pur". Gefangen indes waren 4700 Fans im weiten Rund des Schlosshofes sowie einige Hundert Zaun- und Mauergäste von der perfekten Show einer "etwas betagten Schülerband", wie Frontmann Hartmut Engler scherzte. Fast jede Textzeile wurde lauthals mitgesungen und die Schmusesongs versetzten viele (Liebes-)Paare in Verzückung. Viele von ihnen sind sich an diesem Abend bestimmt so nahe gekommen, wie schon lange nicht mehr.
Danach hatte es zu Beginn gar nicht ausgesehen. Mit zwei neuen und damit weniger bekannten Songs des aktuellen Albums "Achtung" wählte die Band einen gewagten Einstieg. Gefolgt von einer ernsten Botschaft:
Neue Brücken gegen Intoleranz, hat die Gruppe bereits vor 25 Jahren angemahnt und die Thematik hat an Brisanz gewonnen.
"Seither wurden viele Brücken gebaut, etliche aber eingerissen", beschwor Engler eigene Stärken wie Demokratie, Freiheit, Weltoffenheit. "Einige von uns in der Band sind Söhne von heimatvertriebenen Eltern", sagte er und stimmte eine Hymne an , die auch Hartgesottene in Rührung versetzte. "Wenn sie diesen Tango hört", eine Ode an eine alte Witwe. "Ich kenn' sie gut, es ist meine Mama. Sie ist mittlerweile 91 Jahre und lässt Euch alle schön grüßen." Zum ersten Mal stimmte die Menge im Hof lautstark mit ein, was sich dutzendfach wiederholen sollte.
Denn danach folgte ein Programm, das wie das Abspulen einer eigenen Hitparade anmutete. "In 35 Jahren haben wir die deutschsprachige Musik ja doch etwas mitgeprägt", kündigte Engler ein Akustik-Medley. So marschierte die "
Lena" auf und die "
Prinzessin" machte die Augen zu.
"
Stell Dir vor", es kommt zum "
Herzbeben". Und "
wenn Du da bist" zückst Du spätestens dann das Handy, wenn Engler sich den Feder-Kopfschmuck überzieht und fragt: "
Wo sind all die Indianer hin?"
Und es ging weiter im rockigeren Stil. Die
Drachen flogen, die
Funkelperlenaugen leuchteten. Es ist der Wahnsinn, aus welchem Fundus die Schmuse-Rockern schöpfen.
Dabei agierte die Band gar nicht in Stammformation. Keyboarder Ingo Reidl, Gründungsmitglieder und Drahtzieher im Hintergrund, fehlte nach erfolgter Operation, Drummer Martin Stöck wurde vor einem Jahr ersetzt. Stattdessen wurden befreundete Sessionmusiker eingebaut. Ein Unterschied war kaum vernehmbar.
Deswegen wuchs keinem
ein graues Haar.
"Ich bin total happy, dass so etwas in Eyrichshof stattfindet", freute sich Norbert Sorg, quasi einer der Nachbarn und Werbepartner. "Es ist doch toll, wenn in Ebern, 'was los ist." Mit dieser Meinung stand er nicht allein. Schon vor Mitternacht war auf der Pur-Facebookseite ein Video vom Auftritt zu finden - und viele Einträge. Etliche Fans wären gerne dabei gewesen - und die, die eine Karte ergattert hatten, äußerten sich begeistert.
Das gilt auch für die Vorband "Klima" aus München sowie Hartmut Engler, der im Gespräch mit unserer Redaktion vom "einfach geilen Ambiente" schwärmte. Und anfügte: "Ich glaube, so eine schöne Umkleide hatten wir noch nie."