Höhen, Tiefen und feste Größen
Autor: red
Eyrichshof, Freitag, 27. Juni 2014
Der Gesangverein in Eyrichshof hat eine bewegte Geschichte durchlebt. In den letzten Jahrzehnten fand der Verein zu beachtlicher Konstanz.
125 Jahre alt wird der Gesangverein Eyrichshof. Gefeiert wird dieses Jubiläum am 6. Juli im Schlosshof im Eberner Stadtteil.
Mit "Speckenliedern" fing es in der gleichnamigen Gaststätte in Eyrichshof-Specke an, damals ziemlich unorganisiert, weil niemand einen Chor gründen, leiten oder dirigieren wollte. Erst als in Brünn ein Lehrer namens Jucht, wie in der Vereinschronik festgehalten ist, "ein munter fröhlicher Herr", zur Stelle war, übte dieser mit den Sängern gezielt die Lieder ein. Damit war der Grundstein für einen Chor gelegt. 19 Sänger gründeten den Verein im Jahr 1889; zum Gründungsvorsitzenden wurde der "Speckenwirt", Friedrich Krell, gewählt.
Schon im Frühjahr 1890 wechselte aufgrund nicht genau genannter Vorkommnisse der Dirigent. Den Stab schwang fortan bis 1924 der Lehrer Hörchner.
In "Gesangverein Eyrichshof" wurde der Chor erst später umbenannt, da er seit seiner Gründung "Gesangverein Specke" hieß. Ein besonderer Höhepunkt war die Fahnenweihe am 20. Juli 1902. Gestiftet hatten die Fahne Sigmund und Marianne von Rotenhan. Nach diesem Fest ist es still um den Gesangverein geworden, weist die Chronik aus.
Erst am 14. Dezember 1929 erschien wieder eine stattliche Anzahl von Sängern im Vereinslokal. Zweiter Vorsitzender Platsch hatte die Initiative ergriffen, da er nicht wollte, dass der Chor gänzlich von der Bildfläche verschwindet. Es wurde beschlossen, wieder Singstunden aufzunehmen und fünf Tage später stand schon die erste an.
Unter dem Dirigenten Georg Schmidt machte der Chor in den folgenden Jahren wieder gute Fortschritte. An Wertungssingen wurde teilgenommen, und es konnten achtbare Erfolge verbucht werden.
Die Blütezeit des Chors, in die das 40. Stiftungsfest und das 25. Fahnenjubiläum fielen, dauerte etwa zehn Jahre. Danach ließ die Begeisterung wieder nach. Der Klangkörper geriet in den Sog des Dritten Reiches und wurde immer mehr für Propagandazwecke eingespannt. "Das gehört", so sagt die Chronik aus, "zu den dunklen Kapiteln der Vereinsgeschichte."
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, kam das Vereinsleben vollends zum Stillstand. Vorläufiges Ende war die Auflösung der Chorgemeinschaft im Jahr 1945.
Aber schon 1949 erfolgte eine Neugründung, bei der Fritz Schäftlein zum Vorsitzenden gewählt wurde. Lehrer Rudolf Schimmel schwang ab da den Taktstock als Dirigent. Unter Führung der beiden Genannten lebte sowohl die Sangestätigkeit als auch das gesellschaftliche Geschehen wieder auf. "Platzsingen" in Orten rund um Eyrichshof erfreute sich großer Beliebtheit. Der Versuch von Lehrer Schimmel, einen gemischten Chor aufzubauen, hielt nur ein halbes Jahr. Das 50. Fahnenjubiläum stand 1952 an. Lehrer Sperber und Herr Kellersch vom Gesangverein Ebern vertraten Lehrer Schimmel immer häufiger als Chorleiter. Kellersch wurde schließlich im Jahr 1958 als neuer Chorleiter für Eyrichshof gewonnen.
Horst Krause aus Fischbach wurde 1959 als aktiver Sänger zum neuen Vorsitzenden gewählt. Herbert Arndt aus Eyrichshof löste ihn 1964 als Vorsitzenden ab. Dieser hatte keine leichte Aufgabe, da nach vielen Aktionen unter seinem Vorgänger Krause eine gewissen "Vereinsmüdigkeit" eintrat. Lehrer Bermann aus Brünn wurde neuer Chorleiter. Aufgrund vieler Probleme hatte Herbert Arndt nach einigen Jahren die Nase voll, und er wurde von Josef Edinger abgelöst. Polizeimeister Ivo Meder aus Ebern wurde kurz darauf Dirigent. "Ein Glücksfall", steht in der Chronik, denn mit ihm habe der Chor eine "neue Blütezeit" erlebt. Der "Ivo", wie er von allen genannt wurde, brachte als "Zugabe" seinen Sohn Willibald als Sänger mit, der 1972 den Taktstock übernahm und fortan jugendlichen Schwung in die Sing- und Übungsstunden einbrachte.
Eine kleine Gruppe von Sängern trat etwa ab 1974 unter Leitung von Günter Zierlein bei den Bunten Abenden des Kulturrings Ebern auf und glossierte musikalisch das Geschehen in der Stadt. Mit Heinz Henig als Vorsitzenden kam 1980 jener Mann an die Spitze, der den Verein noch heute leitet. Seiner Fürsorge und seinem Organisationstalent hat der Gesangverein Eyrichshof viel zu verdanken.
In seine Amtszeit fiel auch die Planung für das neue Vereinsheim, welches 1982 bezogen werden konnte. Viele Veranstaltungen, auch caritativer Art, wurden durchgeführt und ebenfalls im Jahr 1982 wurde ein neuer Flügel angeschafft. 15 Jahre lang war die Orangerie im Schloss Eyrichshof Probenraum für den Jubelchor.
Heinrich Sender und Hans-Jörg Landkammer leiteten den Chor bis 1988. dann sprang Ludwig Kaufmann aus Ebern ein, um den Chor auf das im Jahr 1989 bevorstehende 100-jährige Bestehen musikalisch vorzubereiten.
Vorangegangen waren einige personelle Wechsel: Kurt Walter und Günter Zierlein waren kurzzeitig Vorsitzende des Vereins. Gottfried Weiß war einige Zeit Dirigent und auch Erich Wohl und Heidi Hümmer führten den Klangkörper über eine gewisse Zeit. Rückschläge konnten so mit "Neuen" an der Spitze immer wieder überbrückt werden.
Heute wartet der Gesangverein mit einem breit gefächerten Repertoire auf, und er besitzt den Mut, auch neuzeitliche Chormusik in das Programm aufzunehmen. Zwischenzeitlich hatte wieder Heinz Henig das Ruder in der Hand, Frau Meth war Chorleiterin eines gemischten Chors, nach ihr führte Dieter Krug den Taktstock. Schließlich gelang es dem Vorsitzenden Heinz Henig, Alfred Schröder vom Männerchor Heldburg als Chorleiter zu gewinnen.
Die erste Chorprobe mit ihm fand am 28. November 1995 statt. Noch heute ist Schröder Dirigent beim Gesangverein Eyrichshof und ist damit der am längsten dienende Chorleiter in der 125-jährigen Geschichte des Vereins. "Niemand vorher", so sind die Sänger überzeugt, "hat den Chor so lange geleitet und nachdrücklich geformt."
Heute hat der Chor seine Bleibe im Obergeschoss des Feuerwehrgerätehauses Eyrichshof gefunden. Heinz Henig ist als Vorsitzender inzwischen 31 Jahre ununterbrochen im Amt, und auch die gesamte Vorstandschaft zeigt Kontinuität. Was noch fehlt, sind einige junge Sängerinnen und Sänger. Vielleicht, so hoffen die Verantwortlichen, trägt das 125. Jubiläum dazu bei, einige zu finden. Helmut Will
Das Festprogramm:
Die Sänger feiern ihr 125. Jubiläum am Sonntag, 6. Juli, im Hof von Schloss Eyrichshof.
10 Uhr: Gottesdienst und Totenehrung mit den Gesangvereinen Ebern und Eyrichshof.
12 Uhr: Mittagessen im Schlosshof; danach Festkommers mit Ansprachen von Vorsitzendem Heinz Henig und Schirmherrn Hermann Freiherr von Rotenhan, Grußworte, Rückblick 125 Jahre Gesangverein Eyrichshof durch Eberhard Wohl, Ehrungen,
16 Uhr: Chor- und Freundschaftssingen mit Gesangverein Liederkranz, Memmelsdorf, Polizeichor Bamberg, ASV Chor Niederndorf, Gesangverein Heldburg, Gesangverein Eyrichshof. Am Klavier begleiten Bettina Mundt und Thorsten Liepe. hw