Land unter im Landkreis Haßberge: Hochwasser schneidet einige Dörfer ab
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Freitag, 17. Juni 2016
Die schweren Niederschläge in der Nacht von Donnerstag auf Freitag sorgten in den Haßbergen für abgeschnittene Dörfer und voll gelaufenen Keller.
So waren Breitbrunn und Lußberg für rund eine Stunde nicht erreichbar. Im Eberner Stadtteil Fierst verhinderte die Feuerwehr, dass eine Schlammlawine über ein Anwesen hereinbrach. In Stettfeld wurden Niederschläge bis zu 50 Liter auf den Quadratmeter gemessen. Das packten viele Gräben und Bäche nicht mehr.
Der See in Stettfeld trat über die Ufer und überschwemmte die Ortschaft, wie die Integrierte Leitstelle in Schweinfurt am Mittag mitteilte. Hier war das THW mit Sandsäcken im Einsatz und unterstützte die Feuerwehr. "Momentan halten die Sandsäcke den Wassermassen stand. In Stettfeld sind die Feuerwehren aus Eltmann, Haßfurt und Staffelbach (BA) zur Unterstützung da. Hier waren mehrere vollgelaufene Keller zu verzeichnen. Im Moment nimmt der Stettfelder Mühlbach aber das Wasser wieder auf, so dass sich die Lage gerade entspannt", berichtete Klaus Wörner von Schweinfurt aus.
Der stellvertretende Leiter der Leitstelle listete Einsätze der Hilfskräfte an der Paßmühle (Baum auf Fahrbahn), Lußberg (Keller und Straßen unter Wasser), Hermannsberg (überschwemmt), Steinbach (Fahrbahn überschwemmt), Rudendorf (Trafohäuschen vollgelaufen, Keller und Straßen voller Wasser), Rentweinsdorf (Baum auf Fahrbahn), Deusdorf (Keller unter Wasser) und Salmsdort (überschwemmte Hauptstraße). Schlimm erwischt hate es auch Lauter und Dorgendorf, beide am Fuße des Veitensteins gelegen.
In Ebern rückte die Feuerwehr aus, um im Bergdorf Fierst eine Schlammlawine zu verhindert, da Gräben verstopft waren und Sturzbäche in ein Anwesen fluteten. Die Gräben und Rohre fassten das Oberflächenwasser aus einem Einzugsgebiet von mehreren tausend Quadratmetern nicht mehr, zumal auch eben gemulchtes Gras für Verstopfungen sorgte. Auch die Vereinsheime von DLRG und Pfadfindern waren gefährdet, ein Pumpenhaus der Wasserversorgung lief voll.
In den frühen Morgenstunden des Freitags wurden die Bewohner von Breitbrunn aus dem Schlaf geweckt, denn wie bei einem Wolkenbruch ergoss sich der Himmel. In kürzester Zeit waren Kanäle und Bäche überlastet, Straßen und auch zahlreiche Keller wurden überflutet.
Schwerpunkte des Unwetters waren die Ortsteile Breitbrunn und Hermannsberg, wo durch die so schnell auftretenden Wassermassen aus den Fluren Rückhaltebecken überliefen und der Köhlersgrundbach völlig aus seinem Bett sprang. Dies führte dazu, dass in Höhe des Gemeindezentrums und im Köhlersgrund sich richtige Seen entwickelten, auch der Ausweichplatz des VfR Hermannsberg-Breitbrunn völlig überschwemmt wurde.
Hausbewohner kämpften teilweise in den Kellern mit dem Wasser und bei einigen musste auch die Feuerwehr ausrücken, um die Keller wieder leer zu Pumpen. Der Ortsteil Hermannsberg war teilweise gar nicht mehr zu erreichen, weil sowohl von Breitbrunn kommend als auch von der Finkenmühle die Ortsstraße total überflutet war. Einen Erdrutsch gab es auf der Staatsstraße 2274 nach Breitbrunn.
Die Besitzer des Weilers Finkenmühle hatten Glück im Unglück, weil der Köhlersgrundbach in seinem Verlauf immer reißender wurde, zwar auf dem Hof und von der Pflasterung einiges wegriss, aber zum Glück Scheune und Pferdestall von größeren Wassermassen noch geschützt werden konnten.
An der Kreisstraße HAS 20 nach Neubrunn-Dörflis trat der Ebelsbach wieder einmal aus seinem Bett und über die Straße und je weiter sich der Fluss Ebelsbach näherte, desto mehr schwoll er an und führte auch im Ort zu Problemen.
Selbst in Stettfeld schwoll der Dorfsee an und drohte überzulaufen und auch in Steinbach gab es kleinere Probleme.
Als wenn die Hochstraße eine Wasserscheide wäre, kam es auch drüben im Lautergrund zu heftigen Regenfällen. In Lußberg strömte das Wasser aus dem Bereich des Bergrückens des Veitenstein nach Lußberg und überschwemmte Straßen und Keller. Ebenso war dies in Rudendorf der Fall, wo ein zweites Gewitter noch einmal vereinzelt Anwesen unter Wasser setzte.
Um wenigstens die größten Probleme zu bekämpfen, waren auch viele Feuerwehren im Einsatz wie die Wehren aus Ebelsbach, Breitbrunn, Kirchlauter, Neubrunn, Lußberg. KBI Peter Pfaff berichtete davon, dass man auch das THW Haßfurt zu Hilfe gerufen hatte, das die Feuerwehren mit rund 1000 Sandsäcke versorgt habe. Man habe jedoch nach kürzester Zeit alles im Griff gehabt.
"Wer jetzt noch meint, das liegt nicht am Klimawandel, der hat die Zeit verpasst". Fast 30 Jahre ist Martin Horn nun schon bei und für die Freiwillige Feuerwehr in Ebelsbach tätig. Und zum zweiten Mal innerhalb von nur drei Jahren war er zusammen mit vielen anderen Kollegen ab etwa 5 Uhr in einem Hochwassereinsatz, den es angeblich nur alle 100 Jahre (HQ 100) gibt.
Inzwischen ist der 45-Jährige, 2. Bürgermeister der Gemeinde, auch Kreisbrandmeister. Nachdem es in der Nacht zum Freitag wie aus Kübeln goss, erreichten die Fluten, nachdem sie zuvor in einigen Ortschaften der "Heiligen Länder" für viel Arbeit der Rettungskräfte sorgten, auch Ebelsbach. Der gleichnamige Bach konnte das Wasser einfach nicht mehr aufnehmen.
So wurde etwa die Kleingartenanlage in Mitleidenschaft gezogen. Größere Schäden waren aber zunächst nicht bekannt. Einige Bewohner hatten ihre Hauswände- beziehungsweise Haustüren mit Sandsäcken gesichert. Gegen 9.30 Uhr schien sich die Situation dann langsam zu entspannen, denn der Ebelsbach stieg zu diesem Zeitpunkt nicht mehr weiter an.
"Im Oberland war die Tendenz "stark sinkend"", hoffte Horn deshalb, dass vor allem die Anlieger am Bach mit einem blauen Augen davon kommen. "Die bisherigen Schäden halten sich sehr in Grenzen", atmete er auf.
Insgesamt sei die Region in letzter Zeit angesichts der zahlreichen Unwetter "gut weggekommen. Im Vergleich zu den anderen Hochwassergebieten, etwa in Simbach oder in Braunsbach, ist es trotz allem eher harmlos. Gott sei dank." Die extremen Wetterkapriolen in den letzten Jahren bezeichnet er am Ende als "mit Sicherheit nicht normal. Da kann einer sagen, was er will."
Die Bilanz der Eberner Polizei am Freitagnachmittag:
Zu zahlreichen Einsätzen von Feuerwehren, Technischem Hilfswerk, Polizei und Straßenmeisterei kam es am frühen Freitagmorgen im Bereich Breitbrunn und Ortsteilen sowie in Rentweinsdorf und dem Ortsteil Salmsdorf und in Fierst. Bereits um 4.50 Uhr wurde der Integrierten Leitstelle Schweinfurt ein aufgrund aufgeweichtem Boden umgestürzter Baum bei der Paßmühle an der Kreisstraße HAS 20 im Gemeindegebiet Breitbrunn mitgeteilt, der quer über der Fahrbahn lag.
Ca. 10 Minuten später wurde aus dem Ortsteil Lußberg Unwetter mit Starkregen gemeldet. Die Ortsstraßen seien teilweise nicht mehr befahrbar und einige Keller bereits vollgelaufen. Wie festgestellt wurde, waren starke Wassermassen vom Veitenstein ausgehend über die Ortsstraße "Höhlensteig" in die Ortschaft geflossen, wo sie die Hauptstraße in Richtung Bamberg total überfluteten. Ein Durchkommen war somit nicht mehr möglich, mehrere Keller wurden nach bisherigen Erkenntnissen überflutet.
Kurze Zeit später wurde zwischen Breitbrunn und dem Ebelsbachgrund (HAS 20) ein Hangrutsch mitgeteilt. Hier war ein neu angelegter Hang derart abgerutscht, dass er die Staatsstraße 2274 total blockierte. Mitarbeiter des Straßenbauamtes Schweinfurt waren mit schwerem Gerät, Bagger, Lkw u.a. vor Ort und beseitigten die Erdmassen. Die Straße war für längere Zeit komplett gesperrt.
Weitere Überschwemmungen gab es im Breitbrunner Ortsteil Hermannsberg. Hier war die "Hermannsberger Straße" komplett überflutet, nicht mehr befahrbar und komplett gesperrt. Ebenfalls standen das Sportplatzgelände und der Tennisplatz komplett unter Wasser. Ursache hierfür waren Wassermassen, die von den umliegenden Hängen, die keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen konnten, in die Talsohle flossen. Auch hier waren zahlreiche Wehren und das THW im Einsatz.
Ein weiterer Wasserschaden wurde gegen 7.50 Uhr im Eberner Ortsteil Fierst mitgeteilt. Hier war als Ursache ein durch frischen Grasschnitt verstopfter Wasserdurchlass eines Feldweges auszumachen. Hier suchten sich die Wassermassen einen neuen Weg, der in Richtung eines Einfamilienhauses führte. Dort drückte das Wasser durch die Wand hindurch in den Keller. Der verstopfte Wasserdurchlass wurde durch die Feuerwehren Ebern und Fierst gereinigt und somit Abhilfe geschaffen.
Weitere Überschwemmungen wurden im Laufe des Vormittags auch im Itzgrund aktenkundig. So war die Kreisstraße HAS 52 zwischen Hemmendorf und Gleusdorf teilweise unter Wasser. Ebenso war die Ortsverbindungsstraße Hemmendorf - Lahm komplett wegen Hochwassers gesperrt.
Ein weiterer umgestürzter großer Baum lag gegen 11.15 Uhr quer über der Fahrbahn auf der Staatsstraße 2274, zwischen Rentweinsdorf und Salmsdorf. Auch hier beseitigten die Feuerwehren aus Rentweinsdorf und Salmsdorf das Hindernis. Die Wehren waren zuvor bereits seit dem frühen Vormittag in Salmsdorf im Einsatz, wo ebenfalls die gesamte Ortsdurchfahrt unter Wasser stand. Hier drang das Wasser auch in eine Scheune eines ansässigen Landwirts ein. Über größere Schäden liegen der Polizei bislang keine Erkenntnisse vor.