Herz und Hilfe für den Nachbarn in Ermershausen
Autor: Sarah Seewald
Ermershausen, Dienstag, 15. Dezember 2015
Unter Nachbarn soll man sich bald offiziell in Ermershausen helfen. Denn die Gemeinde-Allianz "Hofheimer Land" will hier den Bürgerservice installieren. Bis nächste Woche sollen die Fragebögen möglichst zurückgegeben werden.
Klein aber fleißig. So kann wohl bald die Bürgerschaft, der Zusammenhalt in Ermershausen, umschrieben werden. Denn seit Ende November wurden in der 600-Seelen-Gemeinde Fragebogen verteilt, um demnächst auch hier den "Bürgerservice Hofheimer Land" zu installieren.
Hilfe im Umgang mit PC, Handy, Fernseher oder Fahrdienst oder Straße kehren oder, oder, oder: Die aufgezählten Beispiele auf dem Ankreuz-Formular sind bei weitem nicht alle Möglichkeiten, die unter das Stichwort "Nachbarschaftshilfe" fallen.
Immer wieder bekommt der Regionalmanager der Gemeinde-Allianz "Hofheimer Land", Tobias Alt, bei dem Rücklauf der Fragebogen zum Beispiel auch die Option "auf Tiere aufpassen" geboten. An ein eher ungewöhnliches, jedoch nicht unsinniges Angebot kann er sich noch erinnern: Konfliktmediation.
Als Beispiel: Mal eben den Schrank im Wohnzimmer verrücken, oder auch zwei Meter vor der Hofeinfahrt kehren, das geht, Bad fliesen oder regelmäßig putzen gehört bestimmt nicht zu den Aufgaben eines Ehrenamts und fällt in die gewerbliche Job-Börsen-Kategorie. Schließlich sollen die Bürger weder ausgenutzt werden, noch soll das Handwerk oder Gewerbe vor Ort Konkurrenz bekommen.
Um Hilfe bitten
Viel mehr geht es darum, dass älteren und schwächeren Menschen der Wunsch erfüllt wird, möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben zu führen - und das in den eigenen vier Wänden.
Das ist oft gar nicht so einfach, denn: "Auch Ermershausen ist eine vom demographischen Wandel betroffene Ortschaft", erklärt Bürgermeister Günter Pfeiffer (FW). Ein paar Fragebogen sind schon abgegeben worden. "Allerdings noch nicht ganz so viele", gesteht Alt. 20, das wäre für Alt eine gute Zahl, mit der sich das Projekt in Ermershausen starten und möglichst viele Bereiche abdecken lassen würde. Er macht ausdrücklich klar, dass die Bürger mit dem Fragebogen keinerlei Verpflichtung eingehen. Jeder kann jederzeit "nein" sagen. Und wer hilft, der bekommt für jede Stunde eine Aufwandsentschädigung von sechs Euro. Mindestens genauso wichtig wie die helfenden Hände sind die Menschen, die sich trauen, nach Hilfe zu fragen: "Wir haben mehr Helfer als Anfragen", sagt Alt. Das sei freilich ein Glück für die Organisatoren. Doch, den Fragebogen sollen auch die mutig und ohne Scham ausfüllen, die ab und an Hilfe im Haushalt, bei Behördengängen oder anderweitig gebrauchen können. Bei bisher 300 Teilnehmern in den Gemeinden seien es etwa zwei Drittel Helfer, ein Drittel Hilfesuchende. Und die, die mitmachen, sagt Alt, "die gehen darin wirklich auf und bekommen Dankbarkeit, Anerkennung und erleben eine aktive Nachbarschaft". Klar gibt es kurz vor Weihnachten viel zu erledigen, doch könnten mit dem Ausfüllen des Fragebogens gleich gute Vorsätze für das neue Jahr umgesetzt werden ...