Druckartikel: Herrmann zieht Bilanz: Fabrikneubau war wichtigste Leistung

Herrmann zieht Bilanz: Fabrikneubau war wichtigste Leistung


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Donnerstag, 24. April 2014

Bürgermeister Robert Herrmann zieht im Gespräch seine ganz persönliche Bilanz über 18 Amtsjahre. Jetzt will er eine halbjährige Pause einlegen, danach planerisch und kreativ tätig bleiben. Malen, sägen, nageln und natürlich zur Jagd gehen. "In den letzten 18 Jahren konnte ich über meine Freizeit kaum verfügen."
Noch nicht geräumt, aber schon aufgeräumt: Eberns Bürgermeister Robert Herrmann an einem seiner letzten Arbeitstage am Schreibtisch im Ämtergebäude. Was danach kommt? "Abwarten, und Tee trinken," sagt er. Erst eine Pause, dann: Kreative Tätigkeiten würden ihm Spaß machen, hat er verraten. Foto: Ralf Kestel


Zuletzt hat er sich richtig gequält. Die letzten Tag im Amt waren kein Vergnügen für Bürgermeister Robert Herrmann (CSU), der nach 18 Jahren seinen Schreibtisch räumt und doch so viel Spaß an dieser Aufgabe gehabt hatte. Nicht, dass das Ausscheiden fürs Unbefinden gesorgt hätte, oder das Scheitern seiner Wunsch-Nachfolgekandidatin. Ein Muskelfasserabriss in der Wade am ersten Tag des Resturlaubs bei Arbeiten im Forstrevier bereiten ihm Kummer.

Die Ehefrau musste ihn chauffieren, bei den Ortseinsichten des Bauausschusses biss er die Zähne zusammen. Am Donnerstagabend stand er letztmals dem Stadtrat als Vorsitzender vor.

Über seine Verletzung mag er nicht reden. Verliert kein Wort darüber. Ganz normal, dass er an den letzten Tagen im Amt die Pflichterfüllung in den Vordergrund stellt.

Am Freitag Teilnahme an einer GUT-Versammlung, am Dienstag Spatenstich am neuen Hallenbad, am Abend letzte VG-Sitzung.

Bei persönlichen oder gar privaten Anliegen gab sich Hermann stets bedeckt. Das hat er 18 Jahre lang so gehalten. Einmal, nach der Wiederwahl mit 222 Stimmen (vor zwölf Jahren), hat er in einer Vorstandsrunde mal ein Bier ausgegeben und ist dabei "aus sich herausgegangen". "Das war ganz schön knapp", entfuhr ihm ein Stoßseufzer.

Wichtigste Maßnahme: FTE

Das war ein großer Sprung über den eigenen Schatten. Der funktioniert beim Absprung aus dem Amt nicht. Der abgerissene Muskelfaser schmerzt noch.

Stattdessen nüchterne Zahlen und eine Powerpoint-Präsentation über das eigene Lebenswerk. Aber das kann sich sehen lassen. 231 Projekte hat er als Bürgermeister angepackt, hat Robert Herrmann aus einer Statistik herausgelesen. Eine Rangfolge gibt es auch.

"Was wäre passiert?"

Nicht die Realisierung der Verteilerspange, auf die er von seinem Garten aus voller Stolz schauen kann, steht ganz da ganz oben. "Die wichtigste Entscheidung war die Ansiedelung des FTE-Zweigwerkes in Fischbach. "Wer weiß, was die Firma für eine Entwicklung genommen hätte, wenn das nicht so schnell geklappt hätte?", fragt sich das Stadtoberhaupt heute noch beim Rückblick auf 18 Dienstjahre.

Und die Situation ist ihm noch in bester Erinnerung: "Das war ein Kraftakt binnen weniger Tage. Ich bin den Grundstückseigentümern heute noch dankbar, dass sie sich mit uns so schnell geeinigt haben. Wenn da nur einer in Urlaub gewesen wäre, wäre es gescheitert. Und jetzt haben wir da draußen ein paar hundert moderne Arbeitsplätze und damit auch das Stammwerk gefestigt."

Aber auch andere Firmen haben sich unter seiner Ägide "hervorragend entwickelt", wie Herrmann in einem Redaktionsgespräch findet: "Uniwell, Schoppel, Ebner, Weigang sind sehr gut unterwegs und es gibt Arbeitsplätze, damit die Leute ihr Auskommen haben."

Die Altstadt im Blickfeld

Auch Verbesserungen in der Altstadt zählen zum Vermächtnis des scheidenden Bürgermeisters, der genau mit 65 Jahren und drei Monaten in den Ruhestand wechselt. "Meinen Rentenausweis habe ich von der Verwaltung schon bekommen."

Stets sei es ein Ziel gewesen, in der Innenstadt langfristig für eine Verkehrsberuhigung zu sorgen, wozu die Verbindungen um die Stadt herum geschaffen wurden, gleichzeitig sollte der Zielverkehr bis in die Innenstadt rangelassen werden. Ob die Vorgaben der Innenstadtzone konsequenter überwacht werden soll, darüber müsse sich nun der neue Stadtrat Gedanken machen
"Ich denke, mit unseren öffentlichen und kostenfreien Parkplätzen um die Altstadt herum sind wir da bestens aufgestellt."

Dabei ist er besonders auf den Parkplatz an der Eiswiese stolz, der mit dem Durchstich am Schumacherhaus über eine kurze Fußwegverbindung verfügt. "Es war wichtig, dass wir das Anwesen erwerben und über die Städtebauförderung herrichten konnten."

Damit wurde ein anerkannt sehenswerter Impuls gesetzt, der auf Privatleute überspringen soll. "Deswegen haben wir nun auch ein Förderprogramm aufgelegt, bei dem die Regierung 60 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten übernimmt und die Stadt 40 Prozent. Dabei geht es nicht um irgendwelche Gefälligkeiten, sondern um unser Stadtbild und die Lebensqualität. Es ist wichtig, dass in solche Objekte wieder Leben einzieht." Aktuell sind Altbauten in der Rosengasse, in Klein-Nürnberg und am Marktplatz ins Auge gefasst. "Beim Schmitt 50 bewegt sich schon was."

Stadt übernahm ihre Pflicht

Und noch ein Projekt in der Altstadt hält Herrmann für ein Vorzeigeprojekt: "Unser Ämtergebäude ist jetzt eine schöne Verwaltungseinheit mit Bürgerbüro. Nachdem sich der Freistaat lange geziert hatte, haben wir's gekauft und in zwei Phasen umgebaut, was auch nicht einfach gewesen war."

Es sollte nicht der einzige Großbau bleiben, den die Stadt übernahm: "Immer wenn Du denkst, es wird etwas ruhiger, kommt das nächste Problem", hat Herrmann von seinem Vorgänger erfahren. So war es beim Abzug der Bundeswehr, ebenso wie aktuell beim Fast-Einsturz des Hallenbades. "Nachdem die Pläne mit dem Verkehrssicherheitszentrum gescheitert waren, haben wir uns zum Kauf der Kaserne durchgerungen und selbst die Initiative ergriffen. Während anderswo manche Kasernen atomisiert und dem Erdboden gleich gemacht wurden, sind bei uns nur noch zwei von 46 Gebäuden noch nicht genutzt, und auch schon drei Hallen neu gebaut worden."

Mehr Geld in der Kasse

Letztlich sei der Kauf "ein Glücksfall" gewesen, was Herrmann an der positiven Entwicklung mit dem Zentrum des Sozialdienste und der Perspektive für gute Veranstaltungen in der Frauengrundhalle mit bester Anbindung und ausreichend Platz festmacht. "Hinzu kommt die Turnhalle als Zusatzangebot für Vereine und die Photovoltaikanlage als neue Einnahmequelle."

Somit beim Geld angelangt, wagt der scheidende Bürgermeister ein Prognose: "Wenn man die Zahlen der ersten Monate auf Bundes- und Landesebene so hört, wird heuer ein gutes Jahr und unserer Kämmerer hat beim Haushalt die Einnahmen zu vorsichtig geschätzt." Den neuen Bürgermeister und Stadtrat wird's freuen...