Hennemann: "Vorfahrtsstraße ist keine Alternative"
Autor: Sarah Seewald
Ebern, Mittwoch, 16. Dezember 2015
Nach der Unterschriftenaktion vom Sommer lud Eberns Bürgermeister vier Gegner der Rechts-vor-links-Regelung in der Altstadt zum Gespräch. Eines ihrer Argumente gegen die Verkehrsordnung: Nur wenige Autofahrer halten sich daran.
Nach eineinhalb Stunden war ihnen nicht wirklich zum Lächeln zumute. Immerhin ein "wenn das dann mal so verändert ist, dann wäre es besser" kam über die Lippen. In der aktuellen Situation bleibt es aber dabei: Die 30er-Zone und die damit rechtlich verbundene Rechts-vor-links-Regelung in der Eberner Altstadt ist für Dietmar Heinert, Herbert Mahr, Lothar Olbrich und Manfred Zier (im Bild von links) kein Fortschritt in Sachen Verkehr.
Für Polizeihauptkommissar Berthold Schineller, Verkehrsreferent Harald Pascher (FDP) und Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) ist allerdings eine Vorfahrtsstraße keine Alternative. Dies sagte Hennemann ausdrücklich. Nicht nach all den Jahren, in denen das Verkehrskonzept für den Altstadtbereich ausgetüftelt, im Stadtrat verabschiedet und 2013 umgesetzt wurde. Auch das wurde deutlich.
Nach der Unterschriftenaktion mit rund 2000 Unterzeichnern vom Sommer lud Hennemann die vier Männer zum Austausch - auf sachlicher Ebene, darum wurde ausdrücklich gebeten, nachdem nicht nur im Internet teils anonym, heftig und persönlich gegen einzelne Befürworter gewettert wurde.
Worum es den Gegnern geht? Die Rechts-vor-links-Regelung würde für Verwirrung bei vielen Verkehrsteilnehmern sorgen. "Jeder winkt, jeder schaut sich an", schildert Heinert seine Erfahrungen: "Wenn man sich in der heutigen Zeit mit Handzeichen verständigen muss, dann ist das rückläufig." Olbrich setzt sich gegen die Rechts-vor-links-Regelung ein, "weil sich die Wenigstens dran halten". "Viele Leute denken, das ist eine Hauptstraße", pflichtet ihm Herbert Mahr bei.
Die 30er-Zone in Ebern erfordert folgendes Verkehrsverhalten: "Bei mäßiger Geschwindigkeit hinfahren und gegebenenfalls jemanden durchlassen", erklärt Schineller. "Wenn man Rücksicht aufeinander nimmt, dürfte es keine Probleme geben", findet Hennemann. Der Vertreter der Polizeiinspektion Ebern belegt: Es hat bisher keinen Unfall in dieser Zone gegeben. Die vier anwesenden Gegner der Zone behaupten, sie wüssten von kleineren Blechschäden. Unabhängig davon erklärt Heinert, dass er und die anderen letztlich nicht dagegen sind, dass der Verkehr in der Altstadt verlangsamt wird - aber eben gegen rechts vor links. Einig waren sich die Anwesenden darin: Die Regelung ist eine Frage der Gewohnheit. Viele Bürger sind eben jahrelang ohne die Achtung von "rechts vor links" durch die Straßen gefahren.
Gäbe es zum Beispiel Pflanzeninseln, welche die Straße verengen, sagt Heinert, könnte das Konzept vielleicht besser erkannt werden. Diesen Hinweis nahm Hennemann auf. Nur: Vorerst muss es bei den Bodenmarkierungen an den Einmündungen bleiben, sagt der Rathauschef. Er sagt aber auch: "Wir werden reagieren mit der Gestaltung.". Er bat um Geduld, den Rechnungsabschluss der Altstadtsanierung abzuwarten. Erst dann könnten Gestaltungskonzepte geplant werden. Während sich die einen etwas versöhnlicher zeigten, war für einen anderen ein Bürgerbegehren wohl noch nicht vom Tisch ...