Heizölpreis rutscht immer weiter in den Keller
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Mittwoch, 17. Dezember 2014
Ein geo-strategischer Preiskampf auf dem Weltmarkt wirkt sich günstig für alle Verbraucher aus - auch im Landkreis Haßberge. Wie lange bleibt das noch so? Eine Umfrage bei den lokalen Händlern, wie's weitergehen könnte.
Ab in den Keller. Seit Tagen beobachtet der Hausherr aus Ebern zwei Pegel: Den Ölstand in seinen drei Tanks und die Entwicklung des Heizölpreises auf dem Weltmarkt. Beide zeigen nach unten. Aber die Preiskurve stürzt schneller ab als der Verbrauch, und dies in Dimensionen, an die vor Jahren keiner mehr geglaubt hätte. Ein besonderes Weihnachtsgeschenk, das nicht auf dem Gabentisch, sondern im Tank landet.
Auf dem Weltmarkt tobt ein Preiskrieg, der vor allen Dingen Rußland treffen sollen, dessen Gestattungskosten nach Expertenmeinung mittlerweile über dem Verkaufspreis liegen. Anders als in den USA oder Saudi-Arabien. Ein globales Wirtschafts-Kräftemessen, das sich bis in die Haushalte oder Zapfsäulen im Landkreis auswirkt.
"Es wäre schön, wenn es noch länger so bliebe mit Energiepreisen im erträglichen Maß. Es freut den Verbraucher, wenn er sein Öl sein günstig bekommt. Hoffentlich gehen auch die Stromversorger noch runter", hofft Harald Hümpfner, als regionaler Ölhändler aus Hofheim.
Seine Leute haben aktuell "genug zu tun und ordentlich zu fahren", da der Preis so günstig ist wie seit 4,5 Jahren nicht mehr.
Nachfüller und Spekulierer
Die Nachfrage ist dabei unterschiedlich: "Manche füllen zum Teil ihre Tanks nochmals auf, andere hatten bis jetzt gewartet und schlagen voll zu."
Entsprechend erfolgt auch die Toureneinteilung: "Es gibt keinen Kaltsitzer über Weihnachten", verspricht der Hofheimer. Die "Nachlader" werden erst im Januar bedient - zu den jetzt vereinbarten Preise.
Für Hümpfner in Hofheim gilt wie für Wölfel in Zeil oder Walther in Schweinfurt: Öl ist genügend vorhanden. "Wir haben so viel an Vorrat da, das glauben Sie gar nicht", hieß es in Zeil, wo die in diesen Tagen die Nachfrage sehr groß ist, Wartezeiten von drei bis vier Wochen absehbar sind.
"Viele füllen jetzt nach, andere bestellen komplett, weil sie spekuliert hatten", hieß es vom Wölfel-Verkaufsleiter, der bei der augenblicklich günstigen Situation "eher an einen glücklichen Zufall" glaubt, aber auch einige Gründe kennt: "Der Ölpreis ist weltweit gefallen, in China wächst die Wirtschaft geringer als angenommen. Das Fracking in den USA schlägt durch und die OPEC hat ihre Förderung nicht gekürzt."
Selbst Insider überrascht
Von der Entwicklung selbst überrollt wurde Peter Kaczkevon der Walther-Vertriebsstelle in Sendelbach. "Ich hab' meine Tanks vor zwei Monaten vollgemacht, das konnte damals ja niemand ahnen, wie sich die Preise entwickeln, zumal ja der Dollar noch angezogen hatte."
Zwar sei eine steigende Nachfrage zu dieser Jahreszeit normal, aber es gebe auch noch genügend Leute, die damit rechneten, dass es noch billiger wird. "Bei Temperaturen bis 14 Grad und kaum Nachtfrost sicher ein Ansatz", meint der Sendelbacher Tankwart, der dennoch nicht daran glauben mag, dass das Preisniveau so bleibt.
Bei Wintereinbruch zieht's an
"In der nächsten Zeit geht's wieder nach oben." Ware sei noch genügend vorhanden, aber die Lieferzeiten strecken sich doch hin bis ins nächste Jahr hinein. "Und wenn's doch noch richtig Winter wird, ziehen die Preise mit Sicherheit wieder an."