Hat ein Autofahrer aus Haßfurt versucht, seine Beifahrerin zu töten? Skurrile Schlammschlacht vor Gericht
Autor: Udo Güldner
Haßfurt, Mittwoch, 12. Februar 2020
Vor dem Bamberger Landgericht muss sich ein 29-Jähriger aus Haßfurt wegen eines Tötungsversuchs verantworten. Im Gerichtssaal kommt es zu wilden Anschuldigungen: vom Sex für ein Besteck-Set bis zu einer Schokostreusel-Sauerei.
Hat ein 29-jähriger Mann aus Haßfurt vor beinahe zweieinhalb Jahren versucht, seine 24-jährige Lebensgefährtin mit einem gemeinsamen Autounfall auf der Bundesstraße 22 umzubringen? Mit dieser Frage befasst sich bis Ende Februar das Landgericht Bamberg.
Zum Auftakt der Verhandlung kamen einige unappetitliche Details und zahlreiche Lügen ans Licht. Kurz nach 5 Uhr früh war es, als ein weißer VW Golf in eine Wiese am Ortsausgang von Mönchherrnsdorf (zwischen Burgebrach und Burgwindheim im Landkreis Bamberg) schlitterte. Ein Leitpfosten und ein Verkehrsschild waren dabei im Weg.
Golf raste wie ein Geschoss mit 111 km/h durch Dorf im Landkreis Bamberg
Der Sachverständige für Unfallanalysen, Volker Fürbeth aus Erlangen, sagte aus, das Geschoss sei mit rund 111 Stundenkilometern durch das Dörfchen gebrettert. Die Spuren im Bankett und im Gras waren eindeutig. Bremsspuren gab es keine. Mit knapp 90 Sachen rauschte der Pkw in die Prärie und kam erst zum Stehen, als er über den Geiselbach geflogen und am anderen Ufer eingeschlagen war. Dabei entstand am Kleinwagen wirtschaftlicher Totalschaden in Höhe von circa 6600 Euro.
Angeklagter beteuert: "Ich wollte sie nicht umbringen"
Während die Lebensgefährtin gänzlich ohne Blessuren davonkam, erlitt der Angeklagte eine Stauchung der Brustwirbelsäule und einen Mittelhandbruch. Sechs Wochen im Korsett waren die Folge. Hätte sich der Wagen überschlagen, hätte es ganz böse enden können. Wenn man dem Angeklagten glaubte, dann war die Ursache ein Hin- und Herlenken, um seine Beifahrerin einzuschüchtern. Das Ausbrechen des Fahrzeugs habe er nicht gewollt, beteuerte er. "Ich wollte sie nicht umbringen."
Er habe sie kurz vor Morgengrauen nach "ziellosem Umherfahren" eher zufällig getroffen und sie dann mitgenommen. Während der Fahrt "hat sie dann zu spinnen begonnen und wurde frech". Im Hintergrund schwelte ein Streit um ausstehende Zahlungen ihrerseits und sein Mobiliar, das sie nicht herauszugeben bereit gewesen sei, sagte der Haßfurter.
Ihre Version lautete: Sie sei von einem Bekannten auf dem Heimweg abgesetzt worden, weil sie sich vor dem Angeklagten habe verstecken wollen. Der habe sie dann aber entdeckt und ins Auto gedrängt. Als es nach Burgwindheim gehen sollte, habe er das Lenkrad absichtlich voll nach rechts eingeschlagen. Zuvor habe sie ihm das Ende ihrer Beziehung erklärt. Er habe daraufhin ihren Sicherheitsgurt geöffnet und ihr angedroht: "So und jetzt sterben wir."
Lebensgefährtin täuschte dem Angeklagten eine Schwangerschaft vor
Freilich erwies sich die Lebensgefährtin als nicht gerade glaubwürdige Zeugin. Sie hatte nicht nur ihre Mutter belogen, als es um eine Dating-App ging, in der sie offenbar nach Abenteuern suchte. Sie täuschte auch dem Angeklagten eine Schwangerschaft vor, um ihn in der Beziehung zu halten. Und sie sagte bei der Polizei falsch aus, indem sie das Abkommen von der Fahrbahn einem Reh in die Hufe schob, das in Wirklichkeit gar nicht existierte. Die Geschichte habe man sich ausgedacht, sagte sie, um an die Versicherungssumme zu kommen - das geht in Richtung Versicherungsbetrug.