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Haßfurter Berufsschule nun in Frauenhand


Autor: Sabine Weinbeer

Haßfurt, Donnerstag, 11. Oktober 2012

Mit einer Träne im Knopfloch, aber in der Gewissheit, ein gut bestelltes Haus in guten Händen zurückzulassen, beendete Christoph Stumpf seine Zeit als Schulleiter der Heinrich-Thein-Schule in Haßfurt. Als Nachfolgerin wurde seine bisherige Stellvertreterin Heidrun Görtler in ihr Amt eingeführt.
Hohe Ehre: HWK-Präsident Hugo Neugebauer (rechts) zeichnete den scheidenden Schulleiter Christoph Stumpf mit dem Handwerkssiegel in Gold aus. Alle Fotos: Sabine Weinbeer


Auch sie bedauerte, dass Stumpf aus gesundheitlichen Gründen einige Jahre vor dem eigentlichen Rentenalter die Schulleitung niederlegt. Stumpf bleibt allerdings noch Leiter der Fachakademie für Sozialpädagogik (Faks) und der Berufsfachschule für Altenpflege.

Er sei dankbar, dass ihm diese Möglichkeit des "langsamen Eintritts in den Ruhestand" ermöglicht wurde. Vor allem die nachlassende Sehkraft hat Christoph Stumpf in den vergangenen Jahren die Arbeit sehr erschwert.

Viele Weggefährten waren eingeladen und feierten mit Stumpf eine erfolgreiche Laufbahn vom Berufsschullehrer zum Leiter des Staatlichen beruflichen Schulzentrums in Haßfurt. Regierungspräsident Paul Beinhofer zeichnete die Laufbahn des gebürtigen Eisfelders auf, dessen Eltern früh Thüringen verließen, so dass Christoph Stumpf in Baden-Württemberg aufwuchs.

Mikroökonomie und Wirtschaftspädagogik waren seine Studienfächer, und schon 1978 kam er als Studienrat zur Anstellung nach Haßfurt. Schon früh machte er durch sein hervorragendes organisatorisches Talent und seinen EDV-Sachverstand auf sich aufmerksam.

Kein Wunder, dass einer seiner größten Coups als Schulleiter die Installation des IT-Kompetenzzentrums war. So war er Fachmitarbeiter der Regierung von Unterfranken, ab 1991 Mitglied der Schulleitung und löste dann im November 2000 seinen Vorgänger Manfred Mergl ab.

In Nebentätigkeit führte er die Berufsfachschule für Altenpflege und die Faks.

Beinhofer freute sich, dass keine Vakanz in der Schulleitung eintritt, sondern die Ernennung von Heidrun Görtler bereits vollzogen sei. Sie stammt aus Naila, lebt in Bamberg und unterrichtete seit 1988 die Nahrungsklassen in Haßfurt.

Seit 2000 leitete sie den Fachbereich Ernährung und Hauswirtschaft, hatte die Verantwortung für vier Berufsfachschulen und engagierte sich darüber hinaus im Arbeitskreis Schulentwicklung des Landkreises.

Sie hat ebenfalls bereits Erfolge zu verzeichnen, so ergatterte sie für die Heinrich-Thein-Schule das Projekt "Abi und Auto", das technisch interessierten Abiturienten künftig einen verkürzten Weg zum KfZ-Meister bieten soll. Außerdem steht die Generalsanierung des Schulhauskomplexes vor der Tür.

"Das Klassenziel erreicht" habe Christoph Stumpf, meinte Landrat Rudolf Handwerker. In seiner und Stumpfs eigener Abschiedsrede wurde deutlich, dass die beiden ein kongeniales Team im Kampf für den Schullandkreis Haßberge waren.

Ein Sonderlob für die Bemühungen um die Bildung im Landkreis Haßberge hatte es zuvor auch vom Regierungspräsidenten gegeben. Christoph Stumpf sei bei seinen tausenden Schülern ebenso beliebt wie bei Eltern und Kollegen und hoch geachtet im gesamten Landkreis. Als hervorragenden Pädagogen und Mann mit Visionen, langfristigen Strategien und zähen Verhandlungspartner bezeichnete ihn der Landrat. Auch für die Fos (Fachoberschule) in Haßfurt habe er sich mit Heidrun Görtler enorm stark gemacht, ein Projekt, das leider an den Schülerzahlen scheiterte.

Bestens vernetzt war Christoph Stumpf mit Handwerkskammer (HWK) und Industrie- und Handelskammer (IHK). HWK-Präsident Hugo Neugebauer freute sich, in Heidrun Görtler ebensolche Verbundenheit mit dem Handwerk zu finden, wie bei Stumpf, dem er mit dem Handwerkssiegel in Gold eine der höchsten Auszeichnungen der Kammer überreichte.

Der stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK, Jürgen Bode, würdigte das Bemühen im Landkreis Haßberge um eine ideale Bildungslandschaft. Durch die gute Zusammenarbeit zwischen Landkreis und Schulen gelinge es, sogar der Metropolregion hin und wieder ein Schnippchen zu schlagen. So könnte es 2013 gelingen, die Berufskraftfahrer von Kulmbach nach Haßfurt zu bekommen.

Das Lob habe ihn ein bisschen verlegen gemacht, aber auch gut getan, gestand Christoph Stumpf ein. Er betonte, dass alle Leistungen nur im Team möglich waren und durch die Rückendeckung aus der Familie. Das Team in der Schule sei "zum Pferde stehlen" und um die ideale Zusammenarbeit mit dem Sachaufwandsträger Kreis sei er von vielen Schulen in Unterfranken beneidet worden.

Der Kramladen des Wirtschatfslehrers


Aus dem Nähkästchen plauderte Roland Bitsch für den Personalrat. Er erinnerte an den Kramladen, den Wirtschaftslehrer Stumpf einst einrichtete. Hier lernten die Schüler "sparen und runterhandeln auf fast geschenkt".

Er berichtete von den berühmt-berüchtigten Keller-Sitzungen beim Hausmeister, vom Kampf um jeden Schüler und das Streiten um die letzte Lehrerstunde immer unter der Prämisse "Schaffe, schaffe, Schule baue". Eine glückliche Hand habe er auch mit der frühzeitigen Förderung von Heidrun Görtler bewiesen, die sich als neue Schulleiterin der Loyalität des gesamten Teams sicher sein könne.

Görtler dankte ihrem Vorgänger und betonte das "außergewöhnlich gute Arbeitsklima" in Haßfurt. Sie gestand ein, dass sie in den Anfangsjahren eigentlich eine Versetzung nach Bamberg angestrebt habe, doch schon nach kurzer Zeit sei Heinrich Thein "meine Schule" geworden. Sie hat sich für ihre Amtszeit die Wiederbelebung des Austauschs mit der Lindeskolan in LIndesberg vorgenommen. Die Schüler sollen noch intensiver je nach ihrem Talent gefördert werden - und schließlich steht auch die Generalsanierung an.