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Haßfurt will Fluten bändigen


Autor: Klaus Schmitt

Haßfurt, Dienstag, 15. November 2016

Die Stadt steigt in den Hochwasserschutz ein. Sie lässt eine Vorplanung erstellen, um zu sehen, was gegen die Überschwemmungen am Fluss möglich ist.
Um dieses Areal geht es in der Vorplanung für den Hochwasserschutz in Haßfurt: um den Bereich zwischen Mainbrücke und Kläranlage. Unser Bild von einem früheren Hochwasser entstand nahe der Mainmühle, die genau zwischen der Brücke und dem Klärwerk liegt.  Foto: Klaus Schmitt/Archiv


Viele bunte Karten sah der Haßfurter Stadtrat in seiner Sitzung am Montagabend im Rathaus. Was auf den ersten Blick schön anzuschauen ist, macht auf den zweiten Blick Sorgen. Je bunter die Karten wurden, desto größer ist die Gefahr, die ein Hochwasser am Main für die Kreisstadt mit sich bringt. Das soll anders werden. Haßfurt will mit Unterstützung des Freistaates den Hochwasserschutz forcieren und in bauliche Maßnahmen investieren, die die Fluten zurückhalten sollen. Dazu müssen Millionen Euro in die Hand genommen werden.


Gegen ein HQ 100

   Frank Pilhofer vom Wasserwirtschaftsamt in Bad Kissingen und der Kommandant der Haßfurter Feuerwehr, Martin Volpert, informierten den Stadtrat über die Situation. Aus ihren Darstellungen wurde deutlich, dass Haßfurt bisher Glück hatte.
Zwar gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Hochwasser, das Teile der Stadt erfasste. Aber richtig schlimm wurde es bislang nicht. Ein "Hundertjähriges Hochwasser" (HQ 100) oder ein noch schadensträchtigeres HQ Extrem hat Haßfurt in den vergangenen Jahrzehnten verschont. Aber die Planungen, die Haßfurt jetzt anpackt, gehen in die Richtung, sich gegen ein HQ 100 zu wappnen. Ein Hochwasser dieses Ausmaßes würde das Wasser bis in die Untere Vorstadt spülen, und rund 1000 Personen müssten in einem solchen Fall evakuiert werden. Besonders betroffen wäre bei einem solchen Hochwasser der Haßfurter Stadtteil Augsfeld. Großaugsfeld würde vom Wasser eingeschlossen, was vor einigen Jahren schon einmal geschehen war.


Hochwassersteg für Augsfeld

Bürgermeister Günther Werner (FW) erinnerte daran, dass der Freistaat Bayern nach den letzten verheerenden Hochwasserereignissen den Hochwasserschutz landesweit verbessern will. Die gefährdeten Kommunen sind aufgefordert mitzumachen. Seit gut zwei Jahren ist nach seinen Worten Haßfurt mit dem Thema intensiv befasst. Im Rathaus habe ein Team erste Konzepte entwickelt. Das Konzept für ein HQ 10, wie es alle paar Jahre Haßfurt trifft, ist fertig. Die Konzepte für HQ 100 und HQ Extrem werden bald fertig. Das alles "muss jetzt nur noch in Reinschrift gebracht werden", sagte Werner.

Eine erste Maßnahme ist bereits in die Wege geleitet worden: Für Augsfeld soll ein 142 Meter langer Hochwassersteg angeschafft werden, der es ermöglicht, ein vom Hochwasser eingeschlossenes Großaugsfeld zwischen dem Ortseingang und dem Bahndamm trockenen Fußes zu erreichen oder zu verlassen. Die Maßnahme hatte der Stadtrat in einer zurückliegenden Sitzung bereits beschlossen; sie soll 2017 realisiert werden.

Für den umfassenden Hochwasserschutz sollen Bauabschnitte gebildet werden. Der erste Abschnitt ist der wichtigste. Dabei geht es um den Bereich zwischen der Mainbrücke (in Richtung Knetzgau) und der Kläranlage und damit um die westliche Stadt. Das am Main gelegene Klärwerk ist der Anlass, dass hier begonnen werden soll. Es ist zwar schon durch Dämme vor den Fluten geschützt, aber möglicherweise sind die nicht hoch genug.
Nach ersten Überlegungen geht das Wasserwirtschaftsamt laut Frank Pilhofer mit Kosten für diesen Bauabschnitt in Höhe von sieben bis zehn Millionen Euro aus. Die Stadt müsste 35 Prozent tragen. Die Aussichten, in dieses Programm beim Freistaat zu kommen, sind nach Ansicht von Pilhofer "sehr hoch". Wichtig ist, dass bis zum Stichtag 31. Januar 2017 der Wille der Stadt dokumentiert ist, das Projekt "Baulicher Hochwasserschutz" umsetzen zu wollen. Der erste Schritt wäre eine Vorplanung. Sie soll deutlich machen, was baulich gegen Hochwasser getan werden kann, sei es durch Dämme, Mauern oder mobile Schutzelemente.

Einstimmig beschloss der Stadtrat, dessen Mitglieder zahlreiche Detailfragen an die Experten stellten, in die Phase der Vorplanung einzutreten. Sie soll dann auch zeigen, welche weiteren Schritte und Bauabschnitte erforderlich sind. Zunächst geht es in erster Linie um den Main, später sicher auch um die Nassach, die nahe der Kläranlage in den Main mündet. "Man muss sein Risiko kennen", freute sich Frank Pilhofer, dass Haßfurt das Projekt anpackt. Er unterstrich aber auch: Hundertprozentige Sicherheit werde es nicht geben. Ein Restrisiko bleibe.


Lob für Haßfurt

Ein dickes Lob hatte der Experte aus dem Wasserwirtschaftsamt für die Haßfurter parat. Die Stadt sei mit dem Hochwasserrisiko-Management bereits sehr weit - viel weiter als andere Kommunen in Bayern. Das sei an überregionaler Stelle mit Anerkennung aufgenommen worden, betonte Frank Pilhofer.