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Haßfurt vorn dabei im Mega-Trend


Autor: Sabine Weinbeer

Haßfurt, Donnerstag, 20. Oktober 2016

Das neue Programm "IT-Qualifiziert³"eröffnet Abiturienten am Heinrich-Thein-Berufsschulzentrum in Haßfurt ein zukunftsträchtiges Weiterbildungsangebot.
Gaben den Startschuss für das neue Abiturientenmodell an der Berufsschule Haßfurt (von links): der Leiter des Fachbereichs IT an der Berufsschule, Stefan Langer, Lukas Kagerbauer von der IHK Würzburg-Schweinfurt, Christiane Bauer von SAP, Ministerialrat Werner Lucha vom Kultusministerium, Schulleiterin Heidrun Görtler, Landrat Wilhelm Schneider und stellvertretender Schulleiter Jochen Brüggemann. Foto: Sabine Weinbeer


HaßfurtUnd wieder ist dem Heinrich-Thein-Berufsschulzentrum Haßfurt ein echter Coup gelungen. Nach "Abi und Auto" wurde gestern ein zweites Abiturienten-Ausbildungsprogramm gestartet mit dem Titel "IT-Qualifiziert³". In Haßfurt werden Abiturienten aus ganz Bayern ab 2017/18 in drei Jahren mehrere Ausbildungen und Fortbildungsmodule machen können und mit einem dem Bachelor entsprechenden Abschluss viele Chancen haben.

Fabian Hüllmantel ist im dritten Lehrjahr als Fachinformatiker Anwendungsentwicklung. Nach dem Abitur in Neustadt an der Saale fand er eine Ausbildungsstelle bei einer großen Logistikfirma, seine Berufsschulblöcke hat er in Haßfurt. Er strebt zwar nach der Ausbildung noch ein Studium an, aber auch das dual, denn er wollte von den Eltern finanziell unabhängig sein und er schätzt den Praxisteil der Ausbildung sehr. Seine Firma ihrerseits schätzt den Azubi und wird auch das duale Studium mit ihm gehen.


Drei Fliegen mit einer Klappe

Hätte es "IT-Qualifiziert³" schon vor drei Jahren gegeben, hätte er nächstes Jahr nicht "nur" den Berufsabschluss als Fachinformatiker, sondern auch als IT-Projektleiter und er hätte den Ausbilderschein in der Tasche, einschließlich verschiedener Fortbildungsmodule, die in der Berufspraxis sehr anerkannt sind. In dem neuen Bildungsgang wird die Theorie gestrafft, so dass der Fachinformatiker schon nach zwei Jahren abgeschlossen werden kann. Nach drei Jahren haben die Absolventen einen Abschluss der Ebene DQR 6, was dem Bachelor entspricht.

Schulleiterin Heidrun Görtler und ihr Team haben Herzblut und Know-How in die Entwicklung des Projekts gesteckt. Viele Partner brauchten sie dazu, doch sie haben offene Türen eingerannt. "Wenn etwas innovativ und praxisorentiert ist, dann sind wir sofort dabei", erklärte der Leitende Ministerialrat Werner Lucha, der zum Start eigens aus München anreiste.


Neue Wege

Es sei schon bei der Gründung des IT-Kompetenzzentrums 2002 nicht selbstverständlich gewesen, dass der Sprengel nach Haßfurt kommt, erklärte er, doch inzwischen wisse man im Ministerium, "dass die Haßfurter das, was sie anpacken, auch zu einem hervorragenden Ergebnis bringen". Digitalisierung sei einer der Mega-Trends und die Schulentwicklung müsse hier angepasst werden. Dieser Bildungsweg sei bestens geeignet, Schülern in möglichst kurzer Zeit viele Wege zu eröffnen.

Auch die IHK habe sofort erkannt, dass das ein passgenaues Instrument gegen den Fachkräftemangel ist, sagte Lukas Kagerbauer. Der Fachkräftemonitor zeige, dass bis 2021 in der Region 29 000 Fachkräfte fehlen, davon 27 000 aus dem Bereich der beruflichen Qualifikation und 2000 Akademiker, erklärte der IHK-Vertreter. Das duale Ausbildungssystem bemühe sich sehr stark um die Schwächeren und um Inklusion, müsse aber auch Angebote für die Stärkeren machen, die dennoch nicht die rein theoretische Ausbildung an der Universität anstreben. Er lobte das Schulteam für die Initiative, die Hartnäckigkeit "und die Intelligenz, an die richtigen Stellen heranzutreten".

Mit an Bord sind nämlich als Partner aus der Wirtschaft die Firmen FIS, die auch aus Sicht des Ausbilders ihr Know-How in das Projekt einfließen ließ, und der Softwareentwickler SAP. "Schüler sollen nicht Anwender bleiben, sondern mit diesen Instrumenten die Welt gestalten", so Christiane Bauer, die bei SAP im Bereich "University Alliances" arbeitet. Auch die Universität Nürnberg-Erlangen ist mit an Bord.


"Gesamtbayerischer Standort"

Für Landrat Wilhelm Schneider (CSU) war es gar keine Frage, das Vorhaben eines zweiten Abiturienten-Bildungsgangs im Landkreis Haßberge zu unterstützen. "Wir haben der beruflichen Qualifikation schon immer höchste Priorität eingeräumt", so der Landrat. Schließlich seien die Schulen die Basis der wirtschaftlichen Entwicklung in der Region. Er sagte: "Gesamtbayerischer Standort für das Karriereprogramm IT-Qualifiziert³, das klingt gut und ist eine gute Alternative zu einem Hochschulstudium."
Die stellvertretende Schulleiterin des Regiomontanus-Gymnasiums in Haßfurt, Maria Eirich, zeigte sich beeindruckt und versprach bei dem Startschuss: "Ich werde jetzt umgehend meine Zwölftklässler informieren".