Druckartikel: Haßberge-Spritpreise fressen die Umsätze auf

Haßberge-Spritpreise fressen die Umsätze auf


Autor: Benedikt Borst

LKR Haßberge, Donnerstag, 21. November 2013

Die Möglichkeiten, beim Tanken zu sparen, sind für viele Unternehmen gering. Trotzdem wird bislang immer noch auf fossile Brennstoffe gesetzt. Die Umrüstung auf alternative Kraftstoffe und der Umstieg auf Elektroautos bleibt für fast alle Firmen im Alltag unrentabel.
Der Blick auf die Spritpreise (hier in Zeil) offenbart häufig Überraschungen. Nicht selten schnellen die Tarife innerhalb eines Tages nach oben - oder fallen plötzlich. Foto: Benedikt Borst


Wolfgang Pottler würde seine Steuern lieber in Deutschland zahlen. Macht es aber oft in Österreich. Ganz legal - die hohen Spritpreise in der Bundesrepublik zwingen ihn dazu. Pottler ist kein Steuerhinterzieher, sondern führt eine kleine Spedition in Zeil.

Die fünf Schwertransporter des Familienbetriebes verbrauchen laut Pottler zwischen 20.000 und 25.000 Litern Diesel jeden Monat. Das reicht zusammengerechnet für eine Strecke von rund 65.000 Kilometern. Das ist, als würde man eineinhalb Mal die Erde am Äquator umrunden.

Billig im Ausland tanken

"Der Spritpreis frisst ein Drittel meines Umsatzes", klagt der 64-jährige Unternehmer. Weil seine Laster hauptsächlich zwischen Deutschland, Österreich und Italien unterwegs sind, tanken die Fahrer immer in Österreich voll, um an der Zapfsäule zu sparen. Mineralöl- und Mehrwertsteuer bleiben dort.



Beim Busunternehmen Will wird es abgelehnt, im Ausland zu tanken. Das Steuersystem in Europa sei zu uneinheitlich, sagt Wirtschaftsfachwirtin Mandy Will. Nicht überall können sich Unternehmen - so wie Pottler in Österreich - die abgeführte Mehrwertsteuer erstatten lassen. "Im Ausland tanken wir generell nicht. Bevor ein Fehler gemacht wird, tanken die Fahrer in Deutschland", sagt Will.

Die 20 Busse werden direkt an der eigenen Tankstelle im Hof des Zeiler Betriebs befüllt. Über die schiere Masse verbrauchten Treibstoffs lohnt sich die Tankstelle - ein Linienbus aus Zeil fährt annähernd 30.000 Kilometer im Jahr.

Das Busunternehmen bezieht seinen Treibstoff nicht von einem festen Mineralölhändler, sondern vergleicht die einzelnen Lieferanten am Markt. "Die Preise werden immer abgefragt. Der günstigste Händler erhält den Zuschlag", erklärt Will. Meist sind die Großhändler wenige Cent günstiger als reguläre Tankstellen. Dennoch lohnt es sich laut Will: "Dadurch, dass man größere Mengen abnimmt, wird es günstiger."

Schutz vor Schwankungen

Spediteur Pottler dagegen setzt in Deutschland auf einen festen Mineralölhändler, der ihm einen monatlichen Durchschnittspreis berechnet. Das schützt die Spedition vor großen Schwankungen. Außerdem passen die Fahrer ihren Fahrstil an, um den Spritverbrauch niedrig zu halten. "Ansonsten gibt es nicht viele Einsparmöglichkeiten", erklärt Pottler. An hohen Preisen könne er genauso wenig etwas ändern wie an den klassischen Spritfressern wie einem Stau oder bergigem Gelände.

Auch für Fahrschullehrer Werner Mareth ist der Kraftstoff der größte Kostenfaktor. "Ein richtiger Brocken", sagt er. Im Gegensatz zu dem Spediteur kann er zum Tanken nicht mal eben ins Ausland fahren. Die steigenden Preise gibt Mareth an seine Fahrschüler weiter. "Der Führerschein kostet heute noch genau so viel wie früher zu D-Mark Zeiten. Nur in Euro", bemerkt der Zeiler ironisch.

Tipps zum Spritsparen

7000 Kilometer legen seine beiden Golf-Turbodiesel jeden Monat im Stadtverkehr, über Land und auf Autobahnen zurück. Schon aus Eigeninteresse bringt Mareth den Anfängern eine Energie sparende Fahrweise bei. Das Auto rollen lassen, früh schalten, nicht schneller als Tempo 120 fahren. "Die meisten wollen das heute schon. Vor 30 Jahren hat niemand auf den Verbrauch geschaut", sagt er.

Alternativen?

Noch ruhen die Hoffnungen der lokalen Unternehmer aber nicht auf neuen Technologien und alternativen Kraftstoffen. Elektro-Lastkraftwagen gebe es zwar, jedoch seien diese noch nicht alltagstauglich, sagt Pottler, und Biodiesel sei unrentabel. Die Taxibetreiberin Katja Pfaff hat einige Zeit überlegt, ob sie ihre Fahrzeuge auf Autogas umrüsten soll. Sie verwarf die Idee, weil die Reichweite nicht ausreiche. Außerdem hat die Zeilerin von Kollegen gehört, dass umgerüstete Autos reparaturanfälliger sind. "Elektroautos finde ich aber nicht abwegig. Für Privatleute oder in der Großstadt ist das eine gute Alternative", sagt die 38-Jährige. Aus unternehmerischer Sicht hält sie die Technologie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht für ausgereift.