Haßberge-SPD nominiert Bernhard Ruß einstimmig
Autor: Brigitte Krause
Sand am Main, Samstag, 16. November 2013
Am Samstag votierten alle 32 Delegierten bei der Kreisversammlung in Sand für den 59-jährigen Sander Bürgermeister als Landratskandidaten. Die Sozialdemokraten im Kreis Haßberge stehen geschlossen hinter Bernhard Ruß.
Sie wollen keinen Parteisoldaten, sie wollen einen "Visionär, der auch pragmatisch arbeitet". SPD-Kreisvorsitzender Wolfgang Brühl aus Eltmann hatte den Sander Bernhard Ruß so beschrieben, die ehemalige Bundestagsabgeordnete Susanne Kastner aus Maroldsweisach das offene "Geheimnis des Kandidaten" gelüftet, und die 32 Delegierten der SPD-Ortsvereine aus dem Landkreis (insgesamt sind es 42) hatten ein absolut eindeutiges Votum abgegeben: Die SPD nominierte als ihren Landratskandidaten für die Kommunalwahlen im März den 59-jährigen Bürgermeister in Sand, Bernhard Ruß.
Symbolischer Ort
Der Ort der Nominierungsversammlung, Sand am Main, war mit Bedacht gewählt: Die SPD im Landkreis Haßberge besuchte Bernhard Ruß in seiner Gemeinde, in der er in den bisher 20 Jahren als Bürgermeister viel erreicht hat. Und das, wie er in einer launigen, einstündigen Rede unterstrich, "seit 20 Jahren in einer Minderheitsregierung. Aber das ist gar nicht so schlimm,", denn es müsse alles immer erst auf den Prüfstand. "Man lernt, sich genauestens vorzubereiten. Darum kenne ich mich so gut aus. Und: Man muss auch die Leute für sich gewinnen."
Der Praktiker Ruß hatte diesmal mehr als den Glückskeks-Zettel bei sich und beschrieb in durchdachten Worten, wie durch sein Wirken in der Gemeinde, im Landkreis (als Kreisrat und stellvertretender Landrat) und im Bezirk (als Bezirksrat) tragfähige Lösungen gefunden wurden.
Und er belegte, dass seine Kandidatur für das höchste Amt im Landkreis Haßberge eine gewachsene Sache ist: "Ich habe nicht in jungen Jahren schon an meiner Politikkarriere gestrickt." Als er mit 30 Jahren in die Kommunalpolitik gegangen sei, beschrieb Ruß, habe er sich die SPD gewählt, weil "es meiner Überzeugung entsprochen hat."
Aus einfachen Verhältnissen und stolz darauf
Ein wenig fühlte es sich nach der klassischen Vita eines SPD-Mannes an, Ruß ist ein Mann des Volkes, wie er deutlich machte. Angefangen bei der Familie. Der heute 59-Jährige wuchs mit weiteren vier Geschwistern in einem katholischen, kleinbäuerlichen Elternhaus auf, in dem der Vater die Landwirtschaft im Nebenerwerb betrieb, und zusätzlich als Korbmacher und Fleischbeschauer der Familie ein Auskommen und allen Kindern eine fundierte Ausbildung ermöglichte.
Ruß begreift sich als Christ mit Nächstenliebe und sozialer Verantwortung. Als Bezirksrat war er zugegen, als der Vinzenzpreis vor kurzem vergeben wurde. Angesichts dessen, dass ein Würzburger Kindergarten ausgezeichnet wurde, der es finanziell schlechter gestellten Kindern mit ihren Eltern ermöglicht, dass diese drei Tage in Urlaub gehen können, und zwar ins fünf Kilometer entfernte Veitshöchheim, machte Ruß klar, wie notwendig im Lande eine Politik ist, die manche Dinge ändere und sich gegen die Armut wendet.
Ruß sieht sich selbst als einen Politiker, der die Gefühle artikulieren könne, die die Menschen bewegten. Mittendrin war Ruß bei der Schließung der Zuckerfabrik in Zeil, beim Milewski-Konkurs oder bei den Kugelfischer-Turbulenzen in Eltmann: Selbst einst als ein Berufspendler unterwegs, könne er die Gedanken derjenigen sehr gut nachvollziehen, die täglich zig Kilometer zur Arbeit fahren müssen.
Teamplayer
Und als einstiger Landesliga-Fußballer sieht sich Ruß in jeder Minute als Bürgermeister auch als Teamplayer im Rathaus. Das will er künftig im Landratsamt sein.
Sehr ausführlich stellte Ruß dar, wie er sich die Arbeit eines Landrats vorstellt: Gut verknüpft in einem Kontakte-Netzwerk, gut eingearbeitet in die Materie des Lebens auf dem Lande und vor allem wachsam, was Bewegungen und Trends angeht, um Arbeitsplätze zu sichern. Als Sand mit Zeil als eine der ersten vier Städte und Gemeinden in Unterfranken in die Ganztagsschule einstieg, habe es noch 90 Prozent Zuschüsse gegeben, "andere CSU-Größen im Landkreis haben das verschlafen". Als bei der Energiewende im Landkreis der Regionalplan sich mit seinen Änderungen immer mehr zu einer verworrenen Sache auswuchs, hätte man in den Steigerwald mit einem Zonierungskonzept, wie es der Untermain später vorlegte, Windkraft hineinbringen können - trotz der Schutzzonen. Doch auch diese Chance sei nicht erkannt worden. Jetzt hingegen gebe es keine Zuschüsse mehr für solche Zonen.
Beim Thema Breitband sei es genauso. Und eine Einrichtung wie die Europäische Metropolregion sei "einfach genial für uns". Die Chancen in führender Position als Landrat auszuloten und mit der Nase im Wind zu nutzen, das schrieb sich Ruß aufs Panier. Er sei zwar ein "Spätberufener, aber auch kein Azubi mehr".
Konkurrenz ist da
Leicht wird es nicht für den Sander Bernhard Ruß, Landrat und damit Nachfolger von Rudolf Handwerker (CSU) zu werden. Handwerker wird im Frühjahr 70 Jahre und tritt nicht mehr an. So bekommt es Bernhard Ruß bei der Kommunalwahl am 16. März 2014 mit fünf Gegenkandidaten zu tun. Das sind Wilhelm Schneider (CSU), Birgit Bayer (Freie Wähler), Rita Stäblein (Grüne), Sabine Schmidt (Linke) und Klemens Albert (ÖDP).