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Haßberge-Landrat Wilhelm Schneider ist angekommen


Autor: Klaus Schmitt

Haßfurt, Mittwoch, 29. April 2015

Seit einem Jahr hat der Landkreis Haßberge einen neuen Landrat. Der 56-jährige Wilhelm Schneider aus Maroldsweisach ist mittendrin in den vielen Aufgaben. Der CSU-Mann ist ein Teamplayer und setzt auf "gutes Miteinander".
Wilhelm Schneider auf dem Balkon des Landratsamtes in Haßfurt. Hier hat er einen großen Teil des Landkreises im Blick.  Foto: Klaus Schmitt


Der Blick geht 18 Jahre zurück. Auf dem Sportgelände des SV Hallstadt bei Bamberg fand damals an einem Samstag ein interessantes Fußballturnier statt. Kreistagsmannschaften aus ganz Bayern traten an, um den begehrten Siegerpokal zu ergattern. Gewinner wurde das Politiker-Team des Kreistages Haßberge, und ein wichtiger Spieler auf dem Feld war Wilhelm Schneider. Damals war er junger Kreisrat (erst ein Jahr im Amt) und noch weit von seiner späteren Aufgabe als Bürgermeister von Maroldsweisach (2002 bis 2014) oder gar als Landrat des Kreises Haßberge (ab 2014) entfernt. Aber eines war er schon damals: ein Teamplayer. Und das möchte er auch heute sein als Landrat. Allein erreiche man nichts, weiß der 56-Jährige. "Man muss gut zusammenarbeiten ... Man braucht gute Leute", hat Wilhelm Schneider in seiner beruflichen, politischen und sportlichen Karriere bisher erfahren. Das will er als Landrat auch so halten.

Im März 2014 ist er erstmals in dieses Amt gewählt worden. Sechs Kandidaten traten damals an, um Nachfolger von Rudolf Handwerker (CSU) zu werden. Im ersten Anlauf schaffte niemand die absolute Mehrheit. Wilhelm Schneider musste in die Stichwahl, die er knapp gegen den SPD-Bürgermeister von Sand, Bernhard Ruß, gewann.

Fairer Wahlkampf

Der Wahlkampf ist damals sehr fair über die Bühne gegangen. Davon profitieren der neue Landrat und der 60-köpfige Kreistag heute. Im Landkreis-Parlament werde eine sehr sachliche Arbeit geleistet, sagte Schneider in einer Pressekonferenz am Montagabend im Landratsamt in Haßfurt, in der er auf sein erstes Jahr als Landrat zurückschaute und einen Blick in die Zukunft warf.

Eine gute Zusammenarbeit bescheinigt er auch seinen Mitarbeitern im Landratsamt. "Das ist ein gutes Miteinander." Die Kooperation funktioniere hier und mit allen, die an der Entwicklung des Landkreises beteiligt sind. Dazu zählte er ausdrücklich auch die vielen Ehrenamtlichen, die sich zum Beispiel in der Asylarbeit engagieren.
In der Weiterentwicklung des Landkreises sieht Wilhelm Schneider einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit. Hier "liegt unsere Zukunft", sagt er. Hier könne man etwas gestalten. Deshalb gibt es das Referat Kreisentwicklung im Landratsamt. Das ist eine Stabsstelle, die "mir direkt unterstellt" ist.

Neben der großen Herausforderung, die Haßberg-Kliniken in eine sichere Zukunft zu führen (siehe Bericht unten), muss der neue Landrat schwierige Aufgaben erfüllen. Die Diskussion um den Steigerwald beschäftigt den Landrat. Zusammen mit seinen beiden Landratskollegen aus Bamberg und Schweinfurt will er versuchen, einen Welterbe-Titel für das Gebiet zu erreichen.

Weltnaturerbe wird schwierig, weil damit ein Schutzgebiet erforderlich würde (das viele nicht wollen). Größere Chancen sieht er bei einem Weltkulturerbe, das ein solches Schutzgebiet nicht braucht. Momentan ist es noch zu früh, um Aussagen treffen zu können, ob alle Hürden dafür genommen werden können und das Ziel erreichbar ist. "Die Stufen sind sehr schwierig zu überspringen." Schneider setzt auch hier auf die Zusammenarbeit und die Kompromissbereitschaft mit allen Beteiligten. "Wir wollen einen Kompromiss versuchen." Ob's am Ende klappt und ob alle damit zufrieden sind ...

Erfolgreich war bereits das Bemühen des Landkreises, als Bildungsregion in Bayern anerkannt zu werden. Ganz aktuell brachte Schneider die Nachricht in die Pressekonferenz mit, dass der Landkreis diesen Status bekommen hat. Damit kann der Kreis die - geförderte - Position eines Bildungsmanagers schaffen. Bildung betrachtet er als einen wichtigen Standortfaktor für den Landkreis und dessen Zukunftsfähigkeit.

Zusammenarbeit

Konkret geht es bei der Bildungsregion um die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Kindertagesstätten, zwischen Schulen und Wirtschaft, zwischen Schulen und Universitäten. Diese Aufgaben "müssen professionell begleitet werden" von einem Bildungsmanager.

Das Thema Bildung macht deutlich, dass die Arbeit eines Landrats weit in die Zukunft gerichtet ist. "Man ist mehr strategisch unterwegs", weiß Schneider nach einem Jahr im Amt. Ein Bürgermeister sei dagegen mehr im operativen Geschäft tätig.


Vom Bürgermeister zum Landrat

Dennoch ist ihm der Sprung vom Bürgermeisterstuhl auf den Landratssessel nicht schwergefallen. Schneider: "Ich hab's mir schwieriger vorgestellt."

Auf dem Fußballplatz ist Wilhelm Schneider heute seltener. Das ist nicht nur seinem neuen Beruf geschuldet, sondern natürlich auch seinem Alter. Aber alle Zeit, alle Freizeit nimmt ihm der neue Job nicht. "Ich komme schon noch zum Joggen."



Haßberg-Kliniken sollen in drei bis vier Jahren aus den roten Zahlen sein


Der Erhalt der Haßberg-Kliniken mit den drei Häusern in Haßfurt, Ebern und Hofheim ist für Landrat Wilhelm Schneider (CSU) die bisher größte Herausforderung in seiner noch jungen Amtszeit. Vor einigen Jahren ist das Kommunalunternehmen Haßberg-Kliniken in die roten Zahlen gerutscht. Die Schulden sind jedes Jahr mehr geworden. Diesen Trend will und muss der Landkreis umkehren, will er die drei Häuser erhalten. Sehr intensiv hat Schneider sich mit dem Thema in seinem ersten Jahr als Landrat beschäftigt und es als "das schwierigste Feld" erfahren, wie er in der Pressekonferenz am Montagabend im Landratsamt in Haßfurt sagte.

Die aktuelle Entwicklung der drei Häuser gibt nach seiner Darstellung wieder Anlass zur Zuversicht. Aber "wir brauchen Unterstützung", weiß Schneider. Zum Beispiel vom Staat, der seinen Willen, dass er Häuser der Grundversorgung sichern will, mit angemessenen Finanzmitteln unterstreichen muss, wie Schneider meint.
Als Ziel gibt der Landrat aus, dass die roten Zahlen in naher Zukunft abgebaut werden. In drei bis vier Jahren soll nach dem Plan des 56-Jährigen wieder eine "schwarze Null" geschrieben werden.

Und wenn es nicht klappt? Wilhelm Schneider räumt ein, dass es keinen Plan B gebe. Worte wie Verkauf oder Schließung eines Standortes will er nicht in den Mund nehmen. Er ist überzeugt, dass der Landkreis die drei Häuser halten kann. Als Beleg für seinen Optimismus führt er an, dass derzeit in Ebern kräftig investiert wird. Über zwei Millionen Euro werden in die Erneuerung der Wachstation, den Brandschutz und weitere Verbesserungen am Haus gesteckt. Würde der Landkreis das Geld in die Hand nehmen, wenn er nicht vom Fortbestand überzeugt wäre?, fragt Schneider. Wohl nicht.

Ungeachtet der finanziellen Probleme zeichnen sich Änderungen in den Kliniken ab. Der Chefarzt der Inneren Medizin im Haus Haßfurt, Winfried Schorb, wird aller Voraussicht nach die Haßberg-Kliniken verlassen. Offenbar gab es Differenzen. Fachlich habe alles gestimmt, sagte Landrat Schneider am Montag in Haßfurt, aber die Zusammenarbeit habe nicht mehr funktioniert.

Auch bei der Pflegedienstleitung werden sich laut Schneider Änderungen ergeben, und der Bereitschaftsdienst der niedergelassenen Ärzte soll neu organisiert werden. Der Bereitschaftsdienst, den die Hausärzte bisher in den Bereichen Haßfurt sowie Ebern/Hofheim selbst organisiert haben, soll zentralisiert werden. Als Standort kommt, wie Schneider beschrieb, Haßfurt in Frage. Dort sollen dann immer zwei Ärzte Dienst versehen: einer in Haßfurt, der andere soll von Haßfurt aus zu Patienten im Landkreis unterwegs sein. An dieser Lösung führt laut Landrat "kein Weg vorbei".

Derzeit gebe es noch Klärungsbedarf mit den Hausärzten im Bereich Haßfurt-Maintal-Steigerwald. Wilhelm Schneider geht davon aus, dass diese Lösung kommt. Die Alternative wäre, dass der Bereitschaftsdienst außerhalb des Landkreises organisiert wird, in Schweinfurt zum Beispiel. Das wolle im Kreis Haßberge niemand.